Wow! Das war das erste was mir durch den Kopf schoss. Dort standen Tausende Menschen und sahen zu mir hoch. Alles in mir sträubte sich. Ich hielt zwar nicht gerne Reden, aber für diese Klasse hatte ich mich darauf eingelassen. Doch was wenn ich versagte? Wenn ich den Mut vor all diesen Menschen verlor. Mein Kopf sagte mir das ich einfach wegrennen sollte. Doch ich musste es jetzt durchziehen. Für meine Klasse! Die Menge sah immer noch zu mir hoch. Ich räusperte mich und obwohl das letzte was ich jetzt tun wollte den Mund zu öffnen begann ich zu sprechen: "Äääh ja, also schön das so viele gekommen sind. Wie ihr wisst demonstrieren wir alle heute gegen die Prügelstrafe. Ich bin Lehrerin dieser Kinder", sagte ich und deutete auf meine Klasse die hinter mir stand, "ich schlage keine Kinder! Noch nie habe ich ein Kind geschlagen und ich werde es auch nie tun. Es geht auch ohne Gewalt! Ich verteile Strafen in Form von Extra Arbeit oder ähnliches." Ich hatte meinen Teil gesagt. Doch irgendwas in mir brachte mich dazu noch einmal zu sprechen: "Seht sie euch an. Wer um alles in der Welt kam auf die Idee Kinder zu schlagen?" Ich stockte und trat zurück. Die Kinder ergriffen das Wort und erklärten warum man keine Kinder schlagen sollte. Ich hörte nur halb zu. In mir ging gerade ein Feuerwerk in die Höhe. Ich hatte es geschafft! Es war vorbei. Jetzt wo ich die Rede hinter mir hatte begann ich mich eher darüber zu freuen anstatt mich zu sorgen, dass so viele Menschen dort waren und meiner klasse zuhörten. Wir hatten wirklich etwas geschafft. Dort waren Menschen. Menschen denen die Gewaltfreiheit der Kinder am Herzen lag. Ich sah dort so viele Kinder. Manche waren begleitet von ihren Eltern.
Ich wurde von der plötzlichen Stille überrascht. Die Kinder hatten ihren Teil beendet. Die Menge setzte sich in Bewegung. Ich ging rasch zu meiner Klasse. Sie alle strahlten vor Glück über das was sie geschafft hatten. "Das habt ihr super gemacht", sagte ich durch den Lärm der sich wie ein Feuer ausbreitete. Ich sah mich um. Überall um uns waren Menschen. Sie hielten Schilde und selbst gemalte Plakate in die Luft. 'Gegen das schlagen von Kindern'hieß es auf dem einen oder 'Alle haben Rechte! Auch Kinder!' Ich strahle. Jedes Plakat welches ich erblickte war wie ein kleiner Freudenfunken in meinem Herzen. "Nette Rede", sagte eine Stimme hinter mir. Es war Vanessa, die sich zu mir durchgedrängelt hatte. "Danke", sagte ich, "es war schrecklich." Sie lachte. "Kann ich mir vorstellen. Aber du hast alle berührt. Besonders bei deinem letzten Satz."
Die Demo ging nicht lange. Nachdem wir die angegebene Strecke abgelaufen hatten blieben viele noch stehen und machten Lärm im Namen der Gewaltfreiheit. Einige hatten doch Hupen und Lärmmachende Gegenstände dabei. Vanessa und ich gingen in ein benachbartes Cafe. Doch ich trank nur einen Cafe und ging. Ich war unfassbar müde und wollte mich erholen. Vanessa hatte Verständnis und ich machte mich auf zur Wohnung.Ich legte mich sofort ins Bett und schlief ein. Doch ich war unfassbar glücklich. Wir hatten es geschafft. Dort waren über Tausend Menschen denen das Wohl der Kinder am Herzen lag. Die Nachricht würde sich verbreiten. In den Nachrichten waren wir wahrscheinlich nicht, aber die lokale Zeitung würde auf jeden Fall darüber berichten. Was würden wohl die Folgen sein? Die Kinder wollten ja eine Änderung des Gesetztes, aber dazu würde es nicht reichen. Da machte ich mir nichts vor. Dort waren Tausend Menschen. Deutschland hatte inzwischen fast 90 Millionen. Doch vielleicht würden einige Lehrer die davon gehört hatten keine Kinder mehr schlagen. Es gab ja keine Gesetz welches das vorschrieb.
Sonntag Morgen ging ich wieder laufen. Ich rannte der Sonne entgegen so glücklich war ich. Verschwitzt kam ich bei meiner Wohnung an. Ich nahm die Zeitung aus dem Postkasten und ging mich duschen. Während ich das Wasser für einen Tee zum kochen brachte überflog ich die Zeitung. Vielleicht war heute schon etwas über unsere Sache erschienen. Doch dort war nichts. Ich war ein wenig Enttäuscht. Ich öffnete YouTube und sah mir nochmal unser Werbevideo an. Lächelnd guckte ich unter dem Video nach den Kommentaren. Dort waren viele neue. Sie waren von Leuten geschrieben die auf der Demo waren. Viele sagten das sie die Demo sehr genossen hatten. Zwei Kommentare sprangen mir ins Auge. Das eine war von einer Lehrerin. Sie schrieb, dass sie sich von uns überzeugen ließ. Der andere war von einem jungen Mann. Er schrieb dass er nicht auf der Demo war weil er zu weit weg wohnte. Doch er war voll und ganz davon überzeugt davon keine Kinder zu schlagen. Er würde in seiner Stadt selber eine Demonstration ankündigen und hoffte das sich viele seinem Beispiel anschlossen.
Fassungslos starrte ich auf diesen Kommentar. Konnte es möglich sein das es mehr Demos gab. Vielleicht sogar in mehreren anderen Städten. Wenn dies wirklich so war, dann bestand vielleicht sogar eine Hoffnung das sich die Regierung darum kümmerte. 'Mach dir doch nicht selbst Hoffnung'sagte ich mir. Es ist schon ein riesen Erfolg, dass es Lehrer gibt die sich überzeugen ließen.
Ich nahm das nun heiße Wasser vom Kocher und ließ den Teebeutel ins Wasser gleiten. Nachdem ich den Tee getrunken hatte ließ ich mich ins Bett fallen. Ich hatte schon lange keinen Mittagsschlaf mehr gemacht, doch nach den Anstrengungen der letzten Tage hatte ich mir das verdient. Ich schlief mehrere Stunden. Danach schaute ich mir mehrere Filme an. Zwischendurch reif Vanessa an und wir sprachen eine Weile über Belanglosigkeiten. Trotz meines Mittagsschlaf ging ich früh zu Bett. Morgen war schließlich wieder Schule.
Am nächsten Morgen guckte ich vor der Schule in die Zeitung. Obwohl ich mir die Zeitung normalerweise erst nach der Arbeit durchsah wollte ich wissen ob heute etwas über uns stand. Und heute wurde ich fündig. Schon auf der zweiten Seite war ein Artikel mit der Überschrift: Demonstration gegen das schlagen von Kindern. Ich bemerkt das Demonstrationen in Mehrzahl geschrieben war. Konnte das wirklich bedeuten dass.... Ich sah mir den Artikel genauer an. Dort war eine kurze Beschreibung unserer Demo. Plötzlich stockte ich. Das konnte nicht sein. Nein, niemals.Inspiriert durch diese Demonstration wurden inzwischen Sechs weitere in unterschiedlichen Städten, darunter Großstädte wie Hamburg und Berlin, angekündigt. Große Menschenmengen von bis zu 10000 Demonstranten werden erwartet.
Immer noch Fassungslos, doch hochgradig erfreut, verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Den Zeitung nahm ich mit, falls einer der Kinder sie noch nicht kannte.
Als endlich die Stunde mit meiner Klasse begann war ich die erste im Klassenraum. Viele wussten anscheinend schon was in der Zeitung stand, trotzdem gab es einige freudige Rufe als ich die Zeitung bei den Kindern herumreichte. Es brauchte einige Zeit bis Ruhe einkehrte, doch schließlich konnte ich zu Wort kommen: "Das hat wirklich wirklich wirklich super geklappt! Ihr wart super." Es war das größte Lob welches mir einfiel und trotzdem hatten sich die Kinder noch fiel mehr verdient. "So, wie geht es jetzt weiter?", fragte ich in die Runde. Die Kinder sahen zu mir auf. "Ihr macht diesen Aufstand, ich helfe euch nur dabei", erinnerte ich sie. Lucia meldete sich. Ich hatte es erwartet. Ich nahm sie dran. Sie sprach mit einer Stimme die vermuten ließ das sie sich auch schon Gedanken gemacht hatte: "In dem Artikel hieß es, dass es andere Demos gäbe. Vielleicht können wir sie ja besuchen?" Ich überlegte eine Weile bis ich ihr antwortete: "Wir können nicht zu Städten wie Berlin. Das ist viel zu weit weg. Aber ich glaube eine der Demos ist übernächsten Samstag hier in der Nähe. Wer will kann gerne dahin gehen. Dort sind wir aber nicht die Veranstalter. Wir ziehen nur mit den anderen durch die Straßen." Viele nickten. "Vielleicht können wir Plakate machen die wir dann in die Luft halten", schlug Marco vor. Mehrere stimmten ihm zu. "Das müsstet ihr allerdings Zuhause machen. Wir müssen mit dem Schulstoff weiter machen", sagte ich. Die Kinder nickten wieder. "Das ist das Stichwort. Wir müssen jetzt Unterricht machen." Viele Enttäuschte Blicke, doch die Kinder kriegten schnell ihre Motivation wieder und es wurde eine produktive Stunde.
Die Demo war ein voller Erfolg. Weitere Demos waren geplant und der Unterricht machte viel Spaß. Was konnte mein Glück jetzt noch besser machen? Die Antwort darauf wartete vor dem Lehrerzimmer in Form von Frau Gerdes. Sie wartete offensichtlich auf mich. "Du hast mich überzeugt", sagte sie mit einem Lächeln, "ich schlage ab jetzt auch keine Kinder mehr."
Halli Hallo,.
Sorry das es jetzt so lange gedauert hat. Ich war im Urlaub, dann kamen Arbeiten bla bla bla. Fakt ist jetzt ist ein Kapitel da und in Zukunft wird es (hoffentlich ) nicht so lange dauern. Feedback wie immer toll!
Tschüß
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Ich schlage keine Kinder
Mystery / ThrillerDas Jahr 2039: Die Prügelstrafe an Schulen wurde wieder eingeführt. Der Wirtschaft geht es gut, doch die Kindheit der Kinder ist geprägt durch Gewalt. Die Lehrerin Angela Barsch kann es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren Kinder zu schlagen. Eigent...