Die erste Stunde als Lehrer

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Ich bin total nervös, aber auch unglaublich müde. Die ganze Nacht kam ich einfach nicht dazu zu schlafen, weil ich so aufgeregt war. Ich werde heute meinen ersten Schultag als Lehrer verbringen. Als richtiger Lehrer und nicht als Referendar. Und dann auch noch in Seoul. Ich hatte bis jetzt nur ein Austauschjahr hier gemacht und da war ich gerade mal 16.

Nervös springe ich aus dem Bett und starre an meine schwarze Wand an der einige Poster von Bänds hängen, die ich sehr mag. Ich lächle mild, als ich an meinen ersten Konzertbesuch denken muss. Ich stehe aus meinem riesigen weißen Bett auf und strecke mich. Ein Morgenmensch war ich nie, warum ich ausgerechnet Lehrer werden wollte, frage ich mich immernoch. Langsam nehme ich mein Handy vom Ladekabel und vor meinen Augen explodiert die Sonne.

"Schon 05:46. Ich hab ja fast verschlafen." murmle ich leise vor mich hin, entsperre mein Handy und gehe aus meinem Zimmer in meinen Flur. Dort steht eine Anlage, an welche ich mein Handy anschließe und nach geeigneter Musik für diesen Tag suche. Ich habe Lust auf Swing und suche mir eine Playlist von Caravan Palace raus. Mit bessere Laune gehe ich in mein Ankleidezimmer und schaue mich gründlich um. Vor meinem großen Spiegel stehend, betrachte ich mich und überlege was ich heute tragen kann. Meine schwarzen Haare fallen mir leicht ins Gesicht, also streife ich sie nach hinten und sehe in meine intensiv leuchtenden grünen Augen. 'Ein rotes, leicht fallendes T-shirt, eine schwarze enge Lederhose und Schuhe mit Absatz', dachte ich zuende und schaute in meinem Kleiderschrank was passen könnte. Das T-shirt wurde ein großer roter Pullover, die Lederhose zur engen Jeans und die Absatzschuhe zu Boots, welche meine kleine Gestalt von nur 164cm größer machen sollen. Zufrieden mit dem, was ich mir rausgesucht habe, gehe ich ins Badezimmer und zieh mir meine Schlafsachen aus, die eigentlich nur aus einer Boxershorts und einem Hemd bestehen. Nach einer heißen Dusche, welche ich etwas zu lang genossen habe, streife ich mir rasch meine zurechtgelegten Sachen über und gehe nach unten in den Flur. Frühstücken möchte ich nicht. Ich habe keinen Hunger und vorallem keine Zeit. Zum Glück habe ich meine Tasche gestern Abend schon gepackt. Kurz bevor ich meine Autoschlüssel greifen kann, fällt mir noch mein Handy ein, welches mein großes leeres Haus mit Musik versorgt. Nun auch mein Handy geholt hüpfe ich die Stufen meiner Treppe wieder runter.

Ich schnappe mir meine Schlüssel für meinen XC60 und verschwinde schnell aus der Haustür. Auf meiner Auffahrt steht mein wohl gehüttetes Baby und ist bereit mich überall hinzufahren. Schnell springe ich hinein und starte den Motor. Da ich vor 2 Wochen hierhergezogen bin, kenne ich mich nicht so gut aus und musste die ersten Tage ein Navi benutzen, aber ich bin die Strecke zu meiner Schule schon so oft gefahren, ich kenne den Weg.

Um 06:52 komme ich auf dem Lehrerparkplatz an und schaue mich um. Es stehen schon viele Autos von Lehrern, aber Schüler sieht man noch keine. Wer wäre auch schon gern eine Stunde vor dem Unterricht schon in der Schule? Außerdem sind die Tore für die Schüler erst in 10 Minuten geöffnet. Genug Zeit um des Lehrerbüro zu finden. Mit festen Beinen, obwohl die meisten Leute in meinen Absätzen nichtmal stehen könnten, schreite ich zur Eingangstür und öffne sie mit leichtem Druck. Wenn ich das innere der Schule sehe, weiß ich wieder warum ich diese Schule genommen habe. Die offenen Fenster lassen viel Licht in die Flure und die hellen Wände wirken nicht so trostlos wie die Wänder meiner alten Uni. Ich streuner einige Miuten durch die Flure und schaue mir die Schaufenster an. Einige Auszeichnungen und Events sind darin ausgestellt. Endlich habe ich auch das Büro gefunden und öffne die Tür. Ich bekomme einige Blicke zu spüren und obwohl ich einen dicken Pullover gegen das kalte Wetter trage, hilft er dennoch nicht gegen die kalten Blicke meiner Kollegen, welche mit Vorurteilen nur so überfluttet sind.

Der Schuldirektor hat mich natürlich angekündigt und erwähnt, dass ich schwul bin. Er hat natürlich vorher um Erlaubnis gefragt. Trotz der Kälte, welche gerade meinen Rücken herunterläuft, verbeuge ich mich.

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