Prolog

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Er strich sich sein graublondes Haar aus den tiefblauen Augen und wandete dann seinen Blick ab. Für einen Moment hatte ich gedacht, er würde mich beobachten. Aber wahrscheinlich war ich mal wieder paranoid.
Ich schielte noch ein paar Mal zu ihm hinüber aber er hatte seine volle Aufmerksamkeit nun auf das Buch in seinen Händen gerichtet. Ein Mann der liest und dann auch noch ein attraktiver, dachte ich mir und hätte vor Verzückung beinahe geseuftzt. Schnell vergrub ich mein Gesicht im Schal, damit niemand sah wie ich rot wurde und schaute aus dem Fenster.
Ich stellte mir vor wie er meinen Hals küsste und mich berührte. Die Vorstellung machte mich ganz nervös, also versuchte ich mich abzulenken.
Ein paar Minuten später kam der Zug quietschend zum stehen.
Ich war in Norwegen.

Bevor ich das Abteil verließ überlegte ich kurz ob ich den jungen Mann ansprechen sollte, entschied mich dann aber dagegen und griff nach meinem Koffer.
Glücklicherweise hatte ich nicht sehr viel eingepackt, so war mein Koffer schön leicht. Alle anderen Sachen würden hoffentlich schon in meinen neuen Zuhause auf mich warten.
Als ich aus dem Zug auf den Bahnsteig trat, schlug mir eine kalte Windböhe ins Gesicht. Obwohl ich nun eine Gänsehaut hatte musste ich lächeln. Ich war solche Kälte gewohnt, immerhin war ich hier aufgewachsen.
Den Koffer hinter mir her ziehend stapfte ich den Bahnsteig entlang.
»Entschuldigen Sie Madam. Können Sie mir vielleicht weiterhelfen?« sprach mich jemand von der Seite an. Erschrocken drehte ich mich um.
Es war eine ältere Dame mit einem Gehstock in der Hand. Obwohl ihr Körper zitterte schien sie nicht zu frieren. Ihr Haar war noch sehr dicht und fast so weiß wie die dünnen Schicht Schnee am Boden.
»Wobei kann ich Ihnen denn helfen?« fragte ich freundlich. Die Dame lächelte dankbar und antwortete.
»Ich kann meinen Enkelsohn nicht finden. Ich sehe doch so schlecht. Er sollte mit dem Zug um 14 Uhr kommen aber ich kann ihn nicht finden.«
Die Frau tat mir Leid also stellte ich meinen Koffer ab und schaute mich um. Ihr Enkel musste aus dem selben Zug gekommen sein wie ich, er würde seine Großmutter doch bestimmt erkennen.
»Wie sieht ihr Enkel den aus?« fragte ich schließlich.
»Oh er ist ein hübscher Bursche und so lieb. Wissen Sie er besucht mich immer wenn er kann. Er arbeitet in New York bei einer großen Firma für Umweltschutz. Ich bin sehr stolz auf ihn. Ich sage ihm immer, er soll sich auch mal eine Pause gönnen. Aber er arbeitet trotzdem zu viel, sogar wenn er mich besuchen kommt.«
Ich lachte leise. Es klang so als seie er wirklich nett nur wusste ich immer noch nicht nach wem ich eigentlich suchen sollte.
»Was macht eine hübsche Frau wie Sie hier ganz alleine?« fragte die Dame und musterte mich.
»Ich bin hier aufgewachsen. Ich habe ein paar Jahre in England gearbeitet und wollte nun wieder nach Hause.« erklärte ich ihr.
Ich ließ meinen Blick noch einmal über den Bahnsteig schweifen, dabei fiel mir der hübsche junge Mann auf, der in meinem Abteil gesessen hatte. Er hatte sein Buch unter den Arm geklemmt und lief an mir vorbei. Ich drehte mich nach ihm um und schaute ihm nach. Vielleicht würde ich ihn ja irgendwann noch Mal treffen überlegte ich.

»Da bist du ja.« rief die alte Dame neben mir plötzlich und ich fuhr erschrocken zusammen. Er schmaler, großer Mann mit blasser Haut und kupferfarbenem Haar kam auf uns zu und grinste breit. Seine grünen Augen strahlten als er die ältere Dame umarmte. Das musste wohl ihr Enkelsohn sein.
Er sah wirklich gut aus, die alte Dame hatte nicht gelogen. Ich begann ihn mit dem Mann aus meinem Abteil zu vergleichen. Sie waren beide auf ihre eigenen Art und Weise sehr attraktiv. Als ich merkte, dass meine Gedanken wieder abschweiften versuchte ich die beiden aus meinem Kopf zu verdrängen.
Ich griff nach meinem Koffer und wollte schon gehen, doch die alte Dame war schneller.
»Madam, darf ich vorstellen, mein Enkel Adrian. Adrian das ist... « Die alte Dame stockte, wir hatten uns gegenseitig nicht vorgestellt.
»Judit« sagte ich schnell und streckte die Hand aus. Adrian griff nach meiner Hand und schüttelte sie kurz. Seine Hand war erstaunlich war und weich. Ich überlegte wie es sich wohl anfühlte, wenn er mich mit der Hand an ganz anderen Stellen berührte.
»Woher kennen sie meine Granny?« fragte Adrian. Seine Stimme klang sehr angenehm und ich konnte hören, dass er wohl mehr Englisch sprach als Norwegisch.
»Ich kenne sie eigentlich gar nicht.« sagte ich schnell.
»Diese junge Dame hat mir geholfen. Ich sehe doch so schlecht und hatte Angst ich finde dich nicht.« sagte Adrians Großmutter.
Adrian lachte und brachte mich dadurch zum lächeln. Die beiden waren ein süßes Pärchen.
»Ich sollte dann jetzt gehen.« sagte ich schließlich.
»Danke, dass sie meiner Granny geholfen haben.« rief Adrian schnell bevor ich mich umdrehen konnte um zu gehen.
»Habe ich gerne gemacht.« erwiderte ich mit einem Lächeln und entfernte mich von den beiden.
Während ich ging konnte ich noch hören wie Adrian sagte  »Du hättest doch niemanden gebraucht um mich zu finden. Ich habe dich doch gefunden.« Er lachte leise.
»Ich dachte du würdest dich freuen, wenn ich ich dir eine hübsche junge Frau vorstelle, die...« Dann war ich außer Hörweite und bekam nichts mehr von der Unterhaltung mit.

To be continued...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 19, 2019 ⏰

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