Kälte. Alles, was sie umgab war kälte. Langsam schlendert sie durch den Wald und atmet die eisige Winterluft in ihre Lunge ein. Ein zufriedenes Lächeln ziert ihr elegantes, jedoch auch markantes Gesicht. Ihre Haselnussbraunen Augen analysieren jeden Millimeter des Waldes während ihr Schwarz-braunes, langes Haar vom Wind leicht zerzaust wird. Die Sonne, welche gerade kurz davor ist, hinter den Bergen zu verschwinden, verziert die Umgebung mit einem Flair, welcher nicht Atemberaubender sein könnte. Die Äste, welche unter ihren Füßen zerbrachen, ist das einzige Geräusch welches man hören konnte, denn die Bäume tragen um diese Jahreszeit keine Blätter durch welche der Wind tanzen könnte. Oben am Hügel angekommen, wartet eine Lichtung auf sie, welche durch den Sonnenuntergang in einem zarten orange eingefärbt war. Staunend bleibt sie auf der höchsten Stelle stehen und dreht sich langsam im Kreis, um die Umgebung bestaunen zu können. Nirgends auch nur der Anschein von Zivilisation. Gegenüber der untergehenden, in strahlenden Orange, Rot und Lila Tönen geschmückten Lichtkugel erhebt sich der königliche Mond, welcher den unendlichen Himmel noch nicht ganz für sich beansprucht hat.
Winter ist für sie das schönste im ganzen Jahr. Ihre Mutter hatte immer von den magischen Sonnenuntergängen an ihrem Lieblingsplatz im Winter geschwärmt. Zusammen saßen sie Jahr für Jahr auf diesem Hügel und bestaunten die Landschaft. Es war so schön. Jetzt steht sie alleine auf dem Hügel. Langsam lässt sie sich an der Stelle nieder, wo sie immer mit ihrer Mutter saß. Sie beobachtet die Sonne, wie sie langsam hinter den Bergen in der Ferne verschwindet und denkt an die Zeiten zurück, als ihre Bildhübsche Mutter mit ihr auf diesem Platz saß und ihr Geschichten erzählte.
Tränen bilden sich in ihren Augen, als sie an all die wunderschönen, lehrreichen Zeiten denkt. Ihre Mutter hatte ihr so viel beigebracht. War für sie da wenn es ihr schlecht ging und hat stand ihr in jeder erdenklichen Situation bei. Jetzt ist ihre Mutter einer der vielen strahlenden Sterne auf dem Nachthimmel. Zweimal in der Woche geht sie auf diesen Hügel um an ihre Mutter zu denken und ihr zu erzählen, was in den letzten Tagen passiert ist.
Sie vermisst ihre Mutter so sehr doch trotz allem muss sie weiter machen. Immerhin geht es ihrer Mutter dort wo sie ist, auf jeden Fall auch gut, wenn nicht sogar besser. Sie fasst sich an ihr Handgelenk und streicht über das Armband, welches ihre Hand verziert. Sie hat es von ihrer Mutter bekommen, kurz vor ihrem Tod. „Pass gut darauf auf, Sonia", sagte sie „wenn du nicht weißt was du tun sollst, dann schließe deine Augen und denk ganz fest an mich".
Das war das letzte Mal als Sonia ihre Mutter gesehen hatte.
-------------------------------------
Als ich daran zurück denke bildeten sich in meinen geschlossenen Augen langsam aber doch kleine Tränen. Es ist erst ein Jahr her dass meine Mutter verstorben war und dennoch fühlt es sich an als wäre es erst gestern gewesen. Nur, dass ich jeden Tag ein Stück besser mit dem Tod von Mum klar kommen konnte. Mein Herz zog sich mit der Zeit nicht mehr so stark zusammen, dass ich das Gefühl hatte, ich konnte nicht mehr atmen, doch an manchen Tagen, wenn es mir wirklich schlecht ging, kam dieses Gefühl genau wie am ersten Tag zurück.
Ich öffnete meine Augen wieder und starrte den magischen Sonnenuntergang vor mir an. Ein kleines Lächeln umspielte mein Gesicht, als ich daran dachte, wie Mum früher immer mit mir hier oben saß und wir so viel quatsch gemacht hatten. Auch haben wir über so viel belangloses, oder auch wichtiges geredet. Sie hatte mir damals als ich 15 Jahre alt war das erste Mal auf diesem Berg von unserer Einzigartigkeit erzählt und mir somit eine völlig neue Welt offenbart. Dinge, die ich mir schon als kleines Kind damals erträumt hatte gingen für mich in Erfüllung. „Sonia, mein Engel. Kein einziger Mensch weiß von unserer Existenz. Es wird immer ein Geheimnis unter allen unserer Rasse bleiben und niemand wird je davon erfahren, auch nicht von dir, ja? Du und ich und auch viele andere tragen einen Wolf in uns. Klar kann man jetzt auch Werwolf sagen, wobei dies eher ein negativer Ausdruck für uns ist. Doch eine Gabe, die nicht jeder hat, schlummert in dir. Sei vorsichtig mit dem, was du entscheidest und tust. Du bist stärker als du denkst und wenn du mal an dem Punkt ankommst, an dem du nicht mehr weiter weißt, wird die größte deiner speziellen Gaben erwachen."
Meine Mutter hatte mir so viel gelehrt, was das Thema Wolf sein angeht. Ab meinem 15. Lebensjahr habe ich trainiert, wie ich meinen inneren Wolf hervorrufen kann und meine Mutter hatte mir alles Theoretische beigebracht. Angefangen von Verwandeln über Gedanken-Kommunikation bis hin zu Mate. Mate. Ein Thema, welches mich mehr als beeindruckte. Und doch wirft dieses Thema in mir sehr viele Fragen auf.
Wann würde ich meinen Mate kennenlernen? Würde ich es sofort merken?
Und noch viele weitere Fragen schwirrten ab und zu in meinem Kopf herum. Naja, sorgen muss ich mir ja nicht gerade machen, denn ich bin ja erst 18 und habe noch sehr viele Jahre vor mir. Es liegt so viel in der Zukunft, was mich mehr als nur neugierig macht.
Zukunft ist mein Stichwort – ab morgen bin ich auf einer neuen Schule. Holla die Waldfee wie soll ich das schaffen? Die werden mich alle mehr als nur komisch anstarren und ich werde bestimmt nie Freunde finden. Dies sind meine Bedenken, welche ich mir seit meiner Entscheidung, weiter in die Schule zu gehen, mit mir trage.
Auf meiner alten Schule gab es damals keine Werwölfe, denn meine Eltern wollten mir jegliche Probleme ersparen. Doch nun wusste keiner, ob nicht doch ein Teil eines Rudels in diese Schule gehen würde.
Der kalte Wind lies mich zittern und riss mich somit aus meinen Gedanken. Die Sonne war schon komplett hinter den Bergen und nur mehr ein helles Leuchten, welches schon nach kurzer Zeit in Rot und dann Lila verlief, zierte die Bergspitzen. Das war mein Zeichen, mich wieder auf dem Weg nach Hause zu machen, denn ich wollte noch vor der dunklen Nacht daheim sein.
Die ersten Meter bis zum Anfang des Waldes lief ich noch und als ich die ersten Äste zertrat, befiel mich schon das drängende Gefühl, meinen Wolf raus zu lassen. Als die wohlige Wärme einsetzte und mein Körper sich zügig in einen Wolf verwandelte, atmete ich tief durch und anstatt eines angenehmen Seufzers, welcher jetzt eigentlich von mir kommen sollte, brummte ich einmal kurz auf, denn als Wolf verhielt man sich auch automatisch wie einer und all deine Menschlichen Gesten wurden nun in die des Wolfes übertragen. Langsam schritt ich auf meinen Pfoten dahin und mein Tempo wurde nun immer schneller.
Als ich daheim ankam, sah ich schon von weitem, dass im Haus ein Licht brannte.
Aufgeregt verwandelte ich mich in meine Menschenform zurück, bevor ich aus dem Wald auf unseren Schotterweg vortrat und holte meinen Schlüssel mehr als nur schnell aus meiner Tasche.
Wer war hier? Schwirrte die ganze Zeit nur dieser eine Gedanke in meinem Kopf herum.
DU LIEST GERADE
Bloodmoon - Die Nacht ist unser Tag
FantasySonia, Alpha eines noch unbekannten Rudels, hat eine Gabe, welche ihr Jahrelang verschwiegen wurde. Sie trifft auf jemanden, der alles aufdecken wird. Zusammen mit ihren engsten Freunden muss sie gegen eine finstere Zukunft kämpfen. Ist das Schicks...