Das Flugzeug landet bei strahlendem Sonnenschein in Toronto. Mit steifen Beinen stemme ich mich aus dem Sitz und ziehe umständlich meinen Rucksack aus der Gepäckablage. Die vielen Anhänger daran klirren, als ich ihn mir über die Schulter werfe und eiligen Schrittes das Flugzeug verlasse. Es ist bereits Nachmittag und ich habe seit meinem Frühstück nichts mehr in den Bauch bekommen. Von Essen in Flugzeugen bekomme ich Bauchschmerzen. Ich hole einen zerdrückten Müsliriegel aus meiner Jackentasche, muss aber leider feststellen, dass die Schokolade geschmolzen ist und stecke ihn mit einem leisen Seufzen wieder zurück.
Am Gepäckband warte ich ewig und als meine zwei Überseekoffer endlich auf mich zukommen hieve ich sie mit sehr viel Mühe herunter. Ein Großteil meiner Kleider, Schuhe und Bücher befindet sich darin, den Rest schickt meine Mutter mir in mehreren Paketen nach. Beim Gedanken an sie überkommt mich ein Schauer. Früher verstanden wir uns blendend, damals als ich noch ein Kind war, doch mittlerweile ist es schwierig geworden. Einerseits bin ich glücklich, eine Auszeit von ihr zu bekommen, andererseits bekomme ich dabei ein beklemmendes Gefühl in der Brust.
Mit zwischen Zähnen eingezogener Lippe verlasse ich die Gepäckausgabe und trete zwischen bestimmt hundert Menschen, von denen viele Blumen, Luftballons oder Schilder in die Höhe strecken. Ich halte Ausschau nach meiner Tante, kann sie aber nirgends entdecken.
„Malou!", höre ich da jemanden rufen. Ich drehe mich um und sehe meine Tante auf mich zustürmen. Luce trägt einen knielangen Jeansrock und eine Bluse in kräftigem Grün. Ihr dunkelblondes Haar weht hinter ihr her und sie hält eine Lilie und eine braune Tüte in der Hand.
„Luce", lache ich und schließe sie fest in meine Arme. Ihr Geruch weckt Erinnerungen an meine Kindheit und Tage in der Küche, mit umgewickelten Schürzen und Keksen im Backofen. Obwohl ich sie seit 8 Jahren nicht gesehen habe, ist sie optisch kein Stück gealtert und es fühlt sich an, als hätten wir uns nie verabschiedet.
„Wie geht es dir, Kleines?", fragt sie und hält mich eine Armlänge von sich entfernt um mich ausgiebig zu betrachten. „Du bist so groß geworden, ich kann es nicht fassen!"
„Es geht mir gut", antworte ich und muss mich anstrengen, weiter fröhlich zu wirken. Ich wusste, mein Umzug würde nicht einfach werden, aber die Erinnerungen an die letzten Momente mit meiner Mutter sind im Augenblick noch so präsent in meinem Kopf.
„Naja", werfe ich ein. „Bis auf diesen unerträglichen Hunger, der mich quält."
Luce lacht und steckt mich mit ihrer Fröhlichkeit an.
„Gut, dass ich dir etwas zu Essen gebracht habe, hm?"
Sie drückt mir die braune Tüte in die Hand und ich spähe vorsichtig hinein.
„Oooh", schwärme ich und ziehe den Bagel belegt mit Lachs und Salat hervor. Ich rieche einmal daran, was meinem Magen ein Grummeln entlockt. Dann beiße ich herzhaft hinein. „Danke, Luce!"
„Was hältst du davon, einen Kaffee zu trinken? Dann bringst du mich auf den neuesten Stand und ich bekomme meine tägliche Dosis Koffein."
Ich nicke. „Gerne, ich könnte auch einen gebrauchen."
Sie schnappt sich einen meiner Koffer und verkündet dann: „Willkommen in Toronto!"***
Ich hoffe, das erste Kapitel hat euch gefallen! Lasst mir gerne Feedback da! 💕
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RomanceS h a w n M e n d e s F a n f i c t i o n Malou zieht zu ihrer Tante nach Toronto. Dort trifft sie auf Shawn.