Die Wahrheit über Severus Snape

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Die Wahrheit über Severus Snape

Ein Mann mit fettigen, schwarzen Haaren und ebenso schwarzen Augen lag blutend in einer Ecke der heulenden Hütte. Severus Snape lag in seinen letzten Atemzügen. Er schloss die Augen und erinnerte sich an diese glücklichen Momente. Bevor es Voldemort oder Lily Potter gab. Sondern nur ihn und Lily Evans. Die Frau, die er immer lieben würde, mit der er gleich vereint sein könnte! Und er erinnerte sich, an den Moment, als er Harry zum dritten Mal in seinem Leben gesehen hatte. Dieser Schmerz in seiner Brust, als er in diese grünen Augen gefallen war. Wie gerne hätte er mit ihm geredet. Doch er hatte Harry immer nur kalt und wie den letzten Dreck behandelt. Zu Unrecht. Nur weil er Lilys Sohn war, hieß das nicht, dass er ihn so schlecht behandeln musste. Doch es war passiert. Wie viel Angst hatte Severus um ihn gehabt, als er gegen diesen Hornschwanz gekämpft hatte. Als er blutend und weinend über Diggory aufgetaucht war und geschrien hatte, dass Voldemort wieder da sei. Sofort hatte Snape ihm geglaubt. Und wieder dieser schreckliche Schmerz in der Brust. Außer Dumbledore und Lucius wusste es niemand sonst, wie sehr sich Severus um Harrys Sicherheit besorgt war. Er erinnerte sich daran, wie traurig und aufgewühlt er mitten in der Nacht beim Manor aufgekreuzt war und sich schluchzend in die Arme seines besten Freundes geworfen und geschrien hatte, dass Lily tot war. Lucius hatte versucht, ihn zu beruhigen und gemeint, was für ein Glück es doch sei, dass Harry überlebt hätte. Tief im Inneren war Severus froh, dass der Kleine noch am Leben war. Trotzdem war Lily, die Frau seines Lebens tot und daran konnte weder ein freundlicher Dumbledore, ein tröstender, wenn auch müder Lucius und ein Kleinkind wie Harry es war nichts an diesem Zustand ändern. Und so hatte er mit diesem Schmerz leben müssen und in der Angst, dass Voldemort kommen und ihm die letzten Menschen, die er liebte oder mochte entreißen konnte!                               

Also hatte er sich dem Orden des Phönix angeschlossen. Und als Draco den Auftrag bekommen hatte, Dumbledore zu töten, musste er eingreifen: Er konnte nicht zu lassen, dass ein Sechzehnjährige zum Mörder würde. Und so tötete er Dumbledore und lag jetzt selber im Sterben. Doch Severus hatte es geschafft. Er hatte Harry alles erzählt, was Dumbledore ihm erzählt hatte. Vielleicht würde der Junge dann sein Verhalten ihm gegenüber verstehen.

Dann hörte er, wie jemand herein kam. Es war Malfoy. „Severus, es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass…“ Doch Severus winkte nur ab. „Das spielt nun keine Rolle mehr! Doch eines musst du bitte noch für mich tun. Und zwar muss Harry die Wahrheit über mich wissen. Such ihm und sag ihm, dass er mich noch einmal aufsuchen soll! Er muss die Wahrheit kennen…“ Lucius Malfoy nickte und verschwand. Ermutigt und überzeugt, dass Harry kommen würde, wartete Snape, bis er ein paar Minuten später ein Keuchen hörte. „Professor?“

Harry kam allein und hockte sich neben ihn. „Den Professor kannst du weg lassen.“ Lächelte Severus und streckte seine Hand nach Harrys Wange aus, um sie zu berühren. Endlich konnte er ihn ansehen. Fast Siebzehn Jahre lang hatte Snape auf diesen Moment gewartet. Weil er ein Spion im Auftrag von zwei Mächten war, die sich gegenseitig ausstechen wollten. Als Doppelagent im Auftrag Dumbledors hat er 17 Jahre lang seinen Stolz, seine Liebe und sein Leben riskiert, um den Zauberern die alles entscheidende Möglichkeit um Sieg über Voldemort zu geben: Harry! Es war zu gefährlich für Lily und seinen ungeborenen Sohn, deshalb durfte er sich nichts anmerken lassen. Zwar waren Lily und er getrennt, aber wenigsten hatte James sich ihr angenommen. Jemand der sie nicht in Gefahr bringen und sie lieben würde. Und sein Sohn würde nicht als Bastard aufwachsen. Dass war es ihm wert.

Erst dachte Severus, das er zurück schrecken würde, doch Harry tat nichts dergleichen, sondern ließ ihn gewähren. Er wusste nicht, warum, aber er fühlte sich bei Snape auf einmal so geborgen und sicher. „Danke, dass du gekommen bist. Ich muss dir etwas sagen. Vielleicht wirst du es nicht glauben, aber…“

Severus atmete rasselnd ein und aus, dann sprach er weiter. „Ich weiß, dass ich dich immer behandelt habe wie ein Idiot. Aber ich wollte, dass jeder glaubte, dass du James‘ Potters Sohn bist. Dass tat mir immer sehr weh. Ich glaube, du weißt durch das Denkarium, dass ich dich beschützt habe. Aber nicht nur wegen Lily, sondern auch, weil du mein einziges Kind bist. Und auch, wenn du mir nicht glaubst, sollst du wissen, dass ich dich immer geliebt habe.“ Harry begann zu weinen.

Tief im Inneren wusste er es schon immer, dass Snape es nicht einfach dabei gelassen hatte, mit Lily abzuhängen. Er dachte, er hätte seinen Vater verloren. Und nun tat er das tatsächlich. Merlin, tat ihm das weh. Langsam legte sich Harry neben Severus und legte seinen Kopf auf seine Brust. Severus lächelte und strich ihm übers Haar. „Ich kann dir verzeihen, Dad!“ „Oh, Harry!“ Die Tränen Severus‘ fielen auf Harrys Stirn. Dass seine Tränen nach Blut schmeckten, störte ihn nicht. Er war so froh, wenigstens ein paar Minuten mit seinem Vater zu haben. „Harry! Bitte, fang die Tränen auf!“ Bat er ihn plötzlich flehend. Harry reagierte blitzschnell, zog eine Phiole hervor und fing ein paar Tränen von seinem Dad auf. „Danke.“ Severus sah in das Gesicht seines Sohnes. „Ich bin sehr stolz auf dich. Du bist so mutig, mein Sohn. Gleich hast du es geschafft! Ich vertraue dir und weiß, dass du deine Mutter und mich rächen wirst! Ich liebe dich so sehr, Harry, das musst du mir glauben!“ Harry sah durch seinen Tränenschleier und nickte. „Ich liebe dich auch, Dad!“Die Tränen flossen wieder über sein Gesicht. „Dad? “ „Ja?“ Severus sah Harry an.   

„Darf ich allen erzählen, dass du mein Vater bist?“ Severus zog Harry mit letzter Kraft zu sich, strich ihm übers  schwarze Haar und flüsterte: „Natürlich.“ Harry fühlte die ganze Liebe seines Vaters zu ihm. Dann stockte Severus‘ Atem und er flüsterte: „Ich liebe dich, Harry, mein Sohn. Gleich bin ich bei dir, Lily.“ Damit drückte er Harry an sich. Wenig später spürte Harry, wie der Druck, den die Umarmung gerade noch hatte, verschwand. Entsetzt sah Harry in das Gesicht seines Vaters. Dieser lächelte ihn an, küsste ihn leicht auf die Stirn und schloss dann für immer die Augen. Severus Snape war tot. Doch er war für seinen Sohn gestorben, den er über alles liebte. Harry weinte und ließ sich wieder neben die Leiche seines Vaters sinken. Erst jetzt spürte er diesen riesigen Schmerz des Verlustes. „Für dich, Dad!“ Flüsterte Harry, strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und erhob sich dann.

Er ging in den Wald, um die Prophezeiung zu erfüllen. Bevor der Todesfluch in traf, schloss Harry die Augen. „Für Mum und Dad!“ Dachte er sich. Dann wurde er auch schon getroffen, gestorben um zu leben.

Severus Snape's SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt