Kapitel 2

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2017:

Die Klingel der Hillington-High ertönte und die Schüler strömten nach und nach aus dem großen Schulgebäude. Einige machten sich zu Fuß auf den Heimweg. Andere hingegen waren auf dem Weg zu den Schulbussen.
Es war der letzte Schultag vor den Sommerferien gewesen. Und natürlich freute sich ohne Frage jeder auf diese Zeit. Wer liebt es nicht in der warmen Sonne am See zu liegen oder mit Freunden auf Party's zu gehen? Genau das war es, worauf sich auch Marissa schon seit Wochen gefreut hatte. Na klar. Man konnte sich auch unter der Schulzeit mit Freunden treffen und diese Sachen machen. Aber die Ferien waren trotzdem etwas ganz anderes. Man hatte gefühlt ewig Zeit. Vorallem dann, wenn man den Lehrer davon überzeugen konnte, die Hausaufgaben für die Ferien auszulassen und die Tests frühestens eine Woche nach Ferienende zu schreiben. Wie auch immer.
Marissa war ebenfalls gerade auf dem Weg zum Bus als sich ihr Weg mit Patrick kreuzte. Er war seit Marissa denken konnte ihr bester Freund. Und selbstverständlich würde sie auch mit ihm in den Ferien unterwegs sein.
"Na? Endlich geschafft für dieses Schuljahr!", Patrick applaudierte für Marissa und sich selbst.
"Das kannst du wohl laut sagen... . Wie ist dein Zeugnis ausgefallen?", fragte Marissa Patrick.
"Wie immer. In fast jedem Fach 'ne drei."
"Was bedeutet fast?"
"Fast bedeutet, dass ich mir dringend Nachhilfe in Englisch suchen sollte."
"Sag bloß du hast schon wieder eine fünf?"
"Jetzt halt mir bitte keine Predigt was ich zu tun habe um meine Noten aufzubessern"
Marissa warf die Arme in die Luft.
"Ich halte dir keine Predigten mehr. Das wird mir langsam ein bisschen zu dumm. Du weißt, ich habe dir Nachhilfe angeboten und falls du die nicht willst, dann musst du dir halt jemand anderes suchen."
"Ja klar. Ich weiß doch, dass du Recht hast. Aber jetzt mal ganz im Ernst... du müsstest dich selbst auch mal um einen Nachhilfelehrer bemühen." Patrick stemmte die Hände in die Hüften.
"Was meinst du?"
"Ich meine, dass deine Mathenote auch langsam aber sicher den Bach runter geht. Ich sag's nur."
Abrupt blieb Marissa stehen.
"Das ist nicht das Selbe Patrick. Ich bin in diesem Jahr knapp davor gewesen auf eine drei in Mathe zu kommen. Die anderen Fächer laufen alle prima."
"Wie dem auch sei. Jetzt lass uns unsere Ferien nicht mit langweiligen Schulthemen beginnen sondern lass uns lieber überlegen womit wir diese Sommerferien heut Abend am besten einleiten." Patrick legte einen Arm um Marissa's Schulter und schlenderte mit ihr durch die Doppeltür in den Bus.
"Sieh mal Marissa. Wie es das Schicksal will ist hier sogar noch ein freies Plätzchen für uns zwei Hübschen."
"Wow. Du weißt, dass das nix besonderes ist oder? Wir haben so ziemlich jeden Tag einen Sitzplatz. Und hör mal auf so merkwürdig zu reden. Ohne Witz Patrick, du machst mir Angst."
"Weißt du was? Du bist manchmal ein richtiger Miesepeter."
"Tut mir leid.", Marissa boxte Patrick leicht in die Seite.
"Was muss ich da hören? Hat unsere kleine Mary heute etwa schlechte Laune?" Marissa brauchte sich nicht mal umzudrehen um zu sehen von wem diese Aussage stammte.
"Was willst du Katelyn?", Marissa verdrehte die Augen.
"Ich glaube du und dein lieber Patrick hier ihr bräuchtet vielleicht mal wieder etwas Abwechslung. Ihr solltet mal wieder lockerer werden ihr zwei." beschloss Katelyn.
Patrick und Marissa sahen sich mit fragenden Blicken an. Dann drehte sich Patrick um und musterte Katelyn.
"Und was genau hattest du dir da so vorgestellt,  Katelyn?"
"Ich schmeiß heut Abend 'ne Party. So zu Beginn der Sommerferien wisst ihr? Und ich wäre so großzügig und würde Patrick einladen. Und dich natürlich auch Mary. Ich weiß ja, dass es euch zwei dummerweise nur im Doppelpack gibt."
"Das hast du vollkommen richtig erkannt, Süße."
Patrick warf wieder einen Arm um Marissa's Schulter und zwinkerte Katelyn zu. Marissa hingegen wurde es langsam zu dumm.
"Wir denken drüber nach Katelyn."
"Ich hoffe sehr, dass du auch kommst Patrick." Katelyn grinste ihn schelmisch an und lies sich dann wieder in ihren Sitz zurück fallen.
"Musst du immer mit ihr flirten? Du weißt, dass ich sie nicht leiden kann. Mach das von mir aus mit anderen Mädchen aber nicht mit der.", zischte Marissa leise.
"Ach Mary. Lass mir doch auch mal meinen Spaß.", entgegnete Patrick.
Der Bus hatte bereits zwei Haltestellen abgefahren. Als nächstes kam der Stadtteil, indem der Hillingtonpark lag. Na ja. Eigentlich konnte man es nicht so richtig als Park bezeichnen. Es ähnelte wohl eher einem kleinen Picknickplatz. Dennoch war es ein schöner Ort innerhalb dieser eher weniger begrünten Stadt. Prinzipiell konnte man die Stadt in drei Teile aufspalten. Der Bereich in dem sie sich gerade befanden war das Stadtzentrum. Dort gab es Läden, den Park, einen kleinen Bahnhof, wo im Zwei-Stunden-Takt ein Zug fuhr und natürlich auch Restaurants und Weiteres. Der nächste Stadtteil in den der Bus fuhr war der Platz, an dem sich vorallem die reichen Bewohner angesiedelt hatten. Die Auswahl ging von kleineren Einfamilienhäusern bis hin zu Mini-Villen. Trotzdem konnte man Hillington definitiv nicht als einen Ort des Luxus betrachten, denn es gab noch ein Viertel der Stadt, in dem alte Ruinen und baufällige Häuser keine Seltenheit waren.  Und genau in diesen Teil ging die Fahrt als nächstes. Über eine schmale Straße hinweg, die von Schlaglöchern gesäumt war, fuhr der Bus an einem mit Brettern zugenagelten Bäcker vorbei. Das selbe galt für einen angrenzenden Metzger und die kleine Stadtbibliothek. Das war der Teil der Stadt, der zwangsweise schließen musste, als die Metallfabrik der Stadt für immer ihre Tore schloss. Das reichere Gebiet und die Stadtmitte konnten mit Hilfe der angrenzenden Städte Worthington, Hydeberg und Glaswich so gut gedeien und aufgebaut werden. Die Hilfe der Städte kam damals ganz plötzlich. Es war nicht immer so einfach für Hillington gewesen. Früher war die Stadt komplett auf sich allein gestellt und finanziell unabhängig. Dies hatte sich jedoch mit der Schließung der Fabrik am Stadtrand geändert. Hillington war schlagartig auf außerortliche Hilfe angewiesen gewesen.
"Endlich raus aus diesem Bus.", meinte Marissa.
"Also?" Patrick und Marissa verließen den Bus und begaben sich durch eine kleine schattige Gasse.
"Was also?" Marissa hob eine Augenbraue.
"Wie siehts aus mit der Party heut Abend? Wir hatten doch ohne hin noch nix vor. Da kommt es uns doch gerade gelegen."
"Dass es dir gelegen kommt ist mir klar. Du willst doch schon ewig was von Katelyn. Ich verstehe schon. Heute Abend ist endlich deine Chance dich an sie ran zumachen."
"Richtig. Davon mal abgesehen wird das mit Sicherheit mega lustig." Patrick lächelte Marissa mit dem ehrlichsten Lächeln an das sie je gesehen hatte.
"Okay. Aber ich werde nicht ewig dort bleiben. Wann geht's denn eigentlich los?"
"Ich werde Katelyn nochmal schreiben, wenn ich zu Hause bin."
"Du hast ihre Nummer?" Marissa starrte Patrick ungläubig an.
"Wieso denn nicht? Kann doch im Prinzip nur von Nutzen sein."
"Inwiefern nützt es dir denn etwas?" Marissa legte den Kopf schräg zur Seite und sah Patrick mit einem fragenden Blick an.
"Zum Beispiel kann ich Katelyn fragen wann genau die Party beginnt. Aber so wie ich sie einschätze ist der Großteil der Gäste eh wieder zwei Stunden zu früh da und dann gibt es wieder ein Open-End."
"Ach und vergiss nicht, dass dort wieder ziemlich viele notgeile Typen sein werden. Plus natürlich die ganzen Alkoholleichen, bei denen mit Sicherheit schon vor halb elf die Lichter ausgehen."
"Was hast du denn? Ich finde das klingt nach Spaß."
Marissa starrte Patrick nur ungläubig an während sie sich langsam dem Ende der Gasse näherten.
"Mensch Marissa. Ich nehm dich doch nur auf den Arm. Aber ich bin der Annahme, dass das heute einfach nur ein mega geiler Abend wird." Wieder lächelt Patrick sie an.
"Aber bitte versprich mir nur eine Sache."
"Die Dame wünscht?"
"Lass mich um Himmelswillen nicht mit diesen ganzen Verrückten alleine zurück."
Patrick musste lachen.
"Natürlich lasse ich dich nicht zurück. Was wäre ich denn für ein Freund wenn ich so etwas tun würde?"
"Ich würde mal behaupten ein ziemlich schlechter."
Sie erreichten das etwas herunter gekommene Mehrfamilienhaus in dem Patrick mit seiner Großmutter und seinen Eltern lebte.
"Na dann. Wir sehen uns später. Aber wir gehen schon zusammen zu der Party, oder?", fragte Marissa.
"Na klar. Keine Frage. Ich schreib dir nachher nochmal wegen der Uhrzeit, damit du noch genug Zeit hast dich fertig zu machen. Ich weiß doch wie lang das bei dir dauert." Patrick zwinkerte ihr zu.
"Oh. Wie rücksichtsvoll. Dann bis später."
Somit begab sich Patrick in das Haus und Marissa lief noch weitere fünf Minuten zu dem kleinen alten Haus, welches ihr zu Hause war. Ihre Eltern hatten es von Oma und Opa vererbt bekommen. Das stellte sich als recht praktisch heraus, denn man hatte als fünfköpfige Familie tatsächlich Probleme in Hillington eine halbwegs annehmbare Wohnung zu finden. Natürlich gab es dieses Problem im Stadtzentrum und im Viertel der Reichen nicht. Doch wenn man im ärmeren Bereich lebte, dann konnte man sich richtig glücklich schätzen, wenn man im Besitz eines eigenen Hauses war. Denn das kam nur noch äußerst selten vor. Viele der Häuser die früher gebaut wurden wurden abgerissen oder sind zusammen gefallen, da das Instandhalten eines Hauses nach Schließung der Skimsonfabrik kaum möglich war. Und wenn die Häuser nicht zusammen gefallen waren, dann waren nicht genug finanzielle Mittel vorhanden, um die Häuser wieder halbwegs bewohnbar zu machen. Die Nachbarstädte interessierten sich lediglich für den Bau neuer Häuser. Irgendwie hatten es Marissa's Großeltern geschafft ihr eigenes Haus auf dem Laufendem zu halten. Na klar war die Hausfassade nicht mehr die Neueste und sie bröckelte Stück für Stück mehr ab, doch das Haus hatte einen stabilen Bau und war nicht mal ansatzweise im Begriff zusammen zufallen. Marissa's Eltern hatten schon oft erwähnt, dass wenn das nötige Geld endlich zusammen kommen würde, sie endlich die Fassade in Angriff nehmen würden und sich dann prinzipiell einige Dinge ändern würden. Es war ihrer Familie zwar möglich sich mit den grundlegendsten Sachen auszustatten, jedoch waren der Luxus, wie der Besuch eines Kino's nur selten vorhanden. Ihr Vater arbeitete jeden Tag die Woche, mit Ausnahme von Sonntagen, in Glaswich um ihrer Familie ein halbwegs komfortables Leben zu ermöglichen. Das Selbe galt für Marissa's Mutter. Sie arbeitete in Worthington als Sekretärin an der Grundschule. Marissa war es immer schon ein Rätsel gewesen wie es ihre Mutter mit den ganzen kleinen Kinder aushielt, wo sie doch daheim immer einen recht kurzen Geduldsfaden hatte. Aber scheinbar war es bei den eigenen Kinder immer etwas anders.
Marissa seufzte kurz und trat dann zur Haustür herein. Drinnen empfing sie der Duft von Bratkartoffeln und Spiegeleiern. Sie legte ihre Schulsachen im Flur ab und ging dann in die Küche. Am Herd stand ihre Mutter. Sie lächelte als sie Marissa sah. An dem kleinen Küchentisch saß Eric, Marissa's kleiner Bruder. Er malte seelenruhig in seinem Ausmalheft und schien die Anwesenheit seiner Schwester nicht zu bemerken. Marissa holte schnell ein paar Teller und Besteck aus dem Schrank und deckte den Tisch. Nun hatte Eric sie schließlich doch bemerkt. Er wirkte etwas geknickt als Marissa ihm zuverstehen gab, dass er sein Heft vorerst wegpacken musste. Eric war zwar erst sechs Jahre alt aber dennoch liebte er das Malen  schon sehr. Die Wände in seinem Zimmer waren mit Bildern vollgeklebt. Ebenso stapelten sich die Zeichnungen auf seinem Bett. Jeden Abend räumte Mutter die Bilder beiseite, doch am nächsten Morgen lagen sie immer wieder auf dem ungemachten Bett. Ihre Eltern sagten nix gegen die künstlerische Unordnung, da sie Eric auch sonst nicht viele Freizeitaktivitäten anbieten konnten. Das Geld reichte nicht um noch mehr monatliche Abgaben zu bezahlen. Doch Eric schien das schon früh verstanden zu haben und hatte auch nie nach mehr, als nach etwas Papier und ein paar Stiften, gefragt. Ihre Mutter verteilte das Essen auf den Tellern und setzte sich dann zu ihren Kindern an den Tisch.
"Wie war euer Tag?", fragte sie und began dann zu essen. Eric überlegte kurz und erzählte dann, dass Louis McAdam ihm seinen Saft über den Schoß gekippt hatte. "Das hat er auf jeden Fall mit Absicht gemacht. Er mag mich nicht, weil Lisa mich viel lieber hat als ihn." Ihre Mutter zog eine Augenbraue nach oben und auch Marissa musste etwas schmunzeln.
"Und dein Tag Marissa? Wie geht's Patrick? Er sollte wirklich mal wieder vorbei kommen."
"Ja mal sehen. Mein Tag war eigentlich wie immer. Kürzerer Unterricht eben. Ach ja... . Katelyn hat uns zu ihrer Party heute Abend eingeladen."
"Eine Party? Gibt es denn einen besonderen Anlass, dass du dort hingehen willst?"
"Es soll zur Einstimmung in die Sommerferien sein. Es werden wohl ziemlich viele Leute von unserer Schule dort sein. Patrick auch."
"Also gehst du wegen Patrick hin?"
"Ja. Naja ich würde nicht freiwillig auf eine Feier von Katelyn gehen."
"Na wenn das so ist. Aber pass bitte auf dich auf."
"Du lässt mich gehen? Ohne irgendein Wiederwort?", Marissa sah ihre Mutter mit ernstem Blick an.
"Was sollte ich denn sagen? Du wirst bald 18. Du bist denke ich alt genug um... ."
Das Knallen der Tür schnitt Marissa's Mutter das Wort ab.
"Jason?", Mutter reckte den Hals um in den Flur sehen zukönnen. Jason, der älteste der Geschwister, stapfte ohne ein Wort zusagen durch den Flur direkt in sein Zimmer. Erneut knallte es und dann war wieder Stille.
"Was ist denn mit Jason?", wollte Eric wissen.
"Ach ich weiß es doch auch nicht. In letzter Zeit kommt man kaum an ihn heran. Er hat ständig schlechte Laune und ich kann mir nicht erklären wieso.", antwortete Mutter.
Marissa sagte nix. Sie wusste, dass ihr Bruder wirklich launisch sein konnte. Er baute mindestens genauso viel Mist. Jedoch war er immer für Marissa da wenn sie etwas auf dem Herzen hatte oder wenn sie verletzt wurde und Beistand brauchte. Davon konnte auch Dean Jefferson ein Lied singen. Er hatte vor zwei Jahren behauptet, dass Marissa mit ihm und sämtlichen anderen Jungen aus der Schule geschlafen hatte. Sie wurde von den meisten Schülern als Schlampe bezeichnet. Das Gerücht hatte nicht gestimmt und so kam es, dass Dean ein schönes blaues Veilchen und eine blutige Nase von Jason erhalten hatte. Seitdem hatte Dean nie wieder etwas Schlechtes über Marissa gesagt. Und falls doch, dann hätte Jason es nicht hören dürfen.
Marissa stand auf und räumt den Tisch ab. Sie spülte das Geschirr ab und räumte es dann wieder in den Schrank ein. Eric war in der Zeit wieder in seinem Zimmer verschwunden und Mutter saß im Wohnzinmer und laß Zeitung.
Auf Marissa's Handy ploppte eine Nachricht auf. Es war Patrick.
"Hey. Ich habe mit Katelyn geredet. Sie meinte es würde reichen wenn wir gegen 8 da sind. Schaffst du das?"
"Ja. Sollen wir uns vorher nochmal treffen und dann zusammen hingehen?"
"Klar. Halb 8?"
"Okay."
"Ach ja. noch was."
"Was ist denn jetzt noch?"
"Du sollst deinen Bruder mit bringen."
"Jason?"
"Nein Eric weißt du? Natürlich Jason du Witzbold."
"Okay ich habs kapiert ich werde ihn fragen. "
"Läuft. Na dann bis später. ;)"
"Bis dann. :)"
Marissa legte ihr Handy auf den Tisch und ging dann unter die Dusche. Nachdem sie fertig war zog sie sich ein schlichtes schwarzes Kleid an und band ihre Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen. Sie schaute auf die Uhr. Um 6. Es war noch viel zu früh und sie war schon fertig. Sie beschloss ihrem Bruder einen Besuch abzustatten. Sie hätte ihn natürlich schon eher fragen können aber er würde so oder so nein sagen. Also klopfte sie an seine Zimmertür und trat dann ein.
"Jason?"
"Mh?"
Er schaute von seinem Handy auf.
"Was gibts?" Er schien sich mittlerweile wieder beruhigt zu haben und schenkte ihr seine Aufmerksamkeit.
"Katelyn lässt fragen ob du denn nicht mit zu ihrer Party gehen willst."
"Katelyn? Katelyn Piers?"
"Ja. Sie hat Patrick und mich eingeladen. Oder wohl eher nur Patrick aber ich werde auch akzeptiert."
"Also eigentlich ist mir gerade nicht so nach Party. Aber etwas Ablenkung könnte nicht schaden." Er hatte etwas trauriges in seinen Augen. Etwas bedrückte ihn definitiv.
"Was ist los, Jason? Du weißt du kannst mir alles erzählen."
Er sagte nix und starrte nun wieder auf sein Handy.
"Jason?"
"Ach nix Wichtiges."
"Du bist im Moment nicht du selbst. Natürlich muss es etwas Wichtiges sein, wenn es dich so sehr bedrückt."
"Naja also....", er holte tief Luft und erzählte Marissa dann was passiert war.
"Olivia und ich haben Schluss gemacht. Es lief schon seit einer Weile nicht mehr wie es sollte und heute hat sie endgültig der Beziehung ein Ende gesetzt."
"Das tut mir leid.", und das war die Wahrheit. Olivia und Jason waren geschlagene drei Jahre zusammen gewesen und alles hatte immer scheinbar gut geklappt. Sie lernten sich mit 17 kennen, kamen dann zusammen und führten eine Beziehung, die voll und ganz auf Vertrauen basierte. Aber irgendwas musste extrem schief gelaufen sein. Einfach so hätten die zwei niemals miteinander Schluss gemacht.
"Naja man kann es nicht ändern. Wann geht es denn los zu der Party?"
"Um 8 sollen wir ungefähr da sein. Aber in einer halben Stunde kommt Patrick her und dann gehen wir zusammen hin."
"Na gut. Dann sollte ich mich jetzt mal umziehen."
"Das klingt nach 'nem ziemlich guten Plan.", gab Marissa zu. Jason lächelte.
Marissa verließ wieder Jason's Zimmer und steuerte auf das Badezimmer zu, um noch etwas Make-Up aufzutragen. Sie war nicht die typische Schminkqueen aber wenigstens etwas wollte sie trotzdem machen.
Eine Weile verging, als es schließlich an der Tür läutete. Marissa wollte gerade ansetzen diese zu öffnen, doch Eric war wie so oft schneller als sie. Er fiel Patrick zur Begrüßung praktisch in die Arme und auch Patrick erwiederte die Umarmung. Für Eric war Patrick so etwas wie ein zweiter großer Bruder geworden. Jason hingegen nahm die Anwesenheit von Patrick schlicht weg hin. Es war nicht so, dass er ihn nicht gemocht hätte, aber richtige Freunde würden die beiden dennoch nicht werden.
"Patrick. Hey. Du bist zu früh.", stellte Marissa verdutzt fest.
"Na wenn schon. Bist du so weit?"
"Ja. Ich sag noch schnell Jason und meiner Mom bescheid."
Marissa verschwand in der Küche und auch Eric verließ wieder den Flur und ging in sein Zimmer.
"Aber wenn was ist rufst du an, okay?", rief ihre Mutter noch bevor Marissa, Jason und Patrick das Haus verlassen konnten.
"Ihr passiert schon nix.", gab Jason zurück.
Mit diesen Worten schlossen sie die Tür hinter sich und gingen zur nächsten Bushaltestelle. Bus 42 kam schon wenige Momente später. Sie stiegen ein und schließlich setzte sich der Bus in Bewegung in Richtung "Viertel der Reichen".

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