Das Ritual der Drachen

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Die Alpha’s Tochter lag dicht an ihren Greif gekuschelt da. James hatte schützend einen Flügel um sie gelegt und doch sah man ihr die Kälte der Nacht an. Unterbewusst kuschelte sie sich tiefer im die weichen Federn ihres großen Kindheitfreundes. Vor vielen Jahren hatte sie ihn gefunden, er hatte sich einen der Flügel gebrochen und sie nahm den kleinen Greif mit nachhause um ihn wieder gesund zu pflege. Sie kann sich sicherlich noch genau daran daran erinnern, wie sie diesen kleinen leblosen Körper aus dem Busch zog und die anderen Kinder sich erstmal über sein buntes Gefieder lustig machten. Von dem violetten Brustkorb, über die grasfarbenen Flügel und seinen Schweif. Er sah sonderbar aus, seltsam und fremd. Genau so wie sie sich fühlte. Die Alpha’s Tochter erzitterte erneut. Vielleicht war ihr gar nicht kalt? Vielleicht hatte sie Angst. Angst vor dem Ritual, das heute bei Sonnenaufgang stattfinden würde.  Ein Ritual zudem sie wegen ihres Ranges im Clan gezwungen wurde. Sie wurde praktisch mit der Pflicht, an diesen lebensgefährlichen Ritual teilzunehmen, geboren. Nicht wie die anderen heranwachsenden Mitglieder ihres Clan’s. Ihr Vater war der Anführer. Der Alpha und genau das sollte sie später auch werden. Die erste Alpha auf diesen Ark. Normalerweise wurden nur die Söhne zu diesen Ritual verpflichtet und der erste von ihnen der es schafft ein Ei zu stehlen wird Alpha. Vorzugsweise natürlich der Erstgeborne. Doch in dieser Alphafamilie gab es keine Söhne. In dieser Familie war vieles anderes. Die Mutter von Alpha’s Tochter starb bei der Geburt. Man konnte ihr nicht mehr helfen. Man weiß nicht genau wie die Troodon’s in die Alphahöhle gelangt waren, aber man hat wohl die Todesschreie mit den der Wehen verwechselt. Die Wachen kamen erst lange nachdem sie diesen Ark bereits verlassen hatte. Die Alpha’s Tochter konnte vom Kräuterkundigen ihres Stammes nur durch eine lange Behandlung gerettet werden. Der Overseer hatte größeres mit ihr vor meinte Alpha zu seinem Clan. Selbst hier dürfen Engel nicht ewig verweilen meinte er. In einen so großen Clan ist es nicht unüblich das dann einfach die Schwester der Gefährtin oder eine andere Frau nachrutscht und an der Seite von Alpha lebt, aber er wollte es nicht. Wollte seine Frau lediglich zurück. Und so wurde Alpha’s Tochter an dieses Ritual gebunden, um wenigstens diese Tradition aufrecht zu erhalten. Das Ritual der Drachen! Nur wenige Heranwachsende die sich trauen daran teilzunehmen überleben das ganze Ritual. Die Regeln sind einfach. Flieg, suche, finde und flieh… oder sterbe eben. Die Späher haben es gestern verkündet, die männlichen Drachen sind auf Futtersuche für die eierlegenden Weibchen. Eine Gefahrenquelle weniger denkt man sich? Aber nein die Weibchen sind das eigentliche Problem. Jene die Eier gelegt haben greifen alles an das sich bewegt. Sie bauen ihre Nester kilometerweit auseinander und lassen lediglich ihren Partner kurz in die Nähe des Ei’s. Sollte es dir doch gelingen eines der Eier zu stehlen, rotten sich alle Weibchen zusammen um dich zu jagen! Ihre Klauen in dir zu versenken oder aber dich mit ihren Feueratem zu grillen. Du kannst dich nicht vor ihnen verstecken. Denn sie riechen  deine Angst, das Ei und schmecken bereits dein Fleisch auf ihrer Zunge. Der Verlust eines Ei’s macht sie Wahnsinnig und sicherlich noch tausendmal aggressiver. Wenn du keinen Weg findest ihnen zu entkommen werden sie dir bis in die Wüste, welche einen Großteil der südlichen Landschafts dieses Ark einnimmt, folgen. Oder ihr findet einen eisigen Kältetod im grauenhaften Tal des Eises , solltet ihr euch nicht direkt in die Wüste begeben. Es gibt aktuell nur einen Drachen im Clan. Icarus ist ein sehr sehr starker Giftdrache. Von den anderen Clan’s bewundert und gefürchtet zu gleich. Aber ich will euch nicht weiter langweilen. Ein Mann betrat die Höhle und sah sich suchend um. Als er den Greif entdeckte der etwas unter seine Flügeln versteckte, atmete er erleichtert auf. Er war sicherlich nicht älter als 40 Jahre. „Kind das Ritual beginnt bald. Du solltest aufstehen“, seine Stimme war sanft und trotzdem konnte man, bei der Art und Weise wie er sprach, eine gewisse Autorität raushören. Der Greif öffnete zuerst die Augen und krächtze ihn empört an. Anscheint hatte der Kerl ihn aus einen besonders schönen Traum gerissen. Der Mann, der sich als Alpha herausstellte, musterte den Greif und fing an zu grinsen. „Ich weiß James, unerhört dich aus deinen Schönheitsschlaf zu reißen“, er trat einen Schritt auf den Greifen zu. „Aber du weißt ganz genau was heute für ein Tag ist und wieso du nun meine Tochter aufwecken musst“, er schmunzelte über den Beschützinstinkt des großen Löwenvogels und strich einmal grob über seine Federn am Kopf, welches dieser nur wieder mit einen empörten Krächzen kommentiert und seinen Flügel hob. Darunter ein zierliches Mädchen. Gebräunte Haut und weiße Haare machten sie zu etwas besonderen, genauso wie ihren Greif. „James? Ich will noch nicht aufstehen“, sie tastete mir ihrer Hand das Nest ab und zog dann grummelnd ihre Knie enger an den Bauch. „James ich schwöre es dir“, knurrte sie zitternd. „Ich rupfe dir eine Feder nach der anderen raus.“ Jetzt musste Alpha lachen und das war der Moment in dem sie sich ruckartig aufsetzte und sich hektisch blinzelnd umsah. „Vater? Solltest du nicht schon mit Beta auf der Jagt sein?“, murmelte sie sichtlich verwirrt. „Kind? Hast du vergessen was für ein Tag heute ist?“, er sah sie erwartungsvoll an. Die Stirn in Falten gelegt saß sie aufrecht im Nest. Und plötzlich viel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie sprang auf und rannte zum Schrank, welcher zusammen mit einen Tisch, nen Schmelzofen, eine Werkbank und dem Greifennest ihr Zimmer schmückte. Sie öffnete seine Türen und eine säuberlich polierte Flakrüstung strahlte ihr entgegen. Diese würde ihr nicht nur helfen einen möglichen Angriff der Drachen zu überleben, sondern sie auch gegen die unmenschlich heißen Temperaturen in der Schlucht der Drachen schützen. Sie nahm sie ausn Schrank und schlüpfte flink hinein. Jeder Heranwachsende im Clan, der später zu den Kriegern gehören möchte, darf sich mit Beginn der zwölften Blattfrische seines Lebens eine eigene Flakrüstung anfertigen und anschließen den Kriegern beitreten. Mit einigen schnellen Bewegungen teste sie ob die Rüstung auch richtig saß und nickte schlussendlich. Ihr Vater sah die besorgt an. „Versprich mir das du heil zurück kommst… keine unnötigen Risiken, ja?“, sie sah die Sorge in seinen Gesicht und schloss ihn kurz in die Arme. „Keine Sorge Vater“, sie lächelte. „Ich verspreche dir das ich pünktlich zum Sonnenuntergang wieder hier bin.“  Er schob sie ein Stück von sich um ihr ins Gesicht zusehen und strich ihr liebevoll einige der weißen Strähnen hinters Ohr. „Du wirst eine tolle Alpha, mein Kind“, ohne auf eine Antwort warten drehte er sich um und ging aus der Höhle. Alpha’s Tochter senkte den Kopf. Sie wusste genau was er jetzt tun wird. Er geht mit den anderen Müttern und Vätern beten. Beten das ihre Kinder heil nachhause zurück kommen. Beten das dieses Jahr keins den Drachen zum Opfer fallen wird und hoffen damit sie Stark genug sind. Hoffen das sie heil nachhause zurück kommen.

Dort standen sie und starrten in die aufgehende Sonne. Eine kleine Gruppe aus fünf mutigen, vielleicht aber auch todessüchtigen, Heranwachsenden der Wolfskrallen. Sie wollten sich an das fast unmögliche heranwagen und  würden alles dafür tun eines dieser Dracheneier zu bekommen. Zwei stämmige Kerle auf ihren Tylacoleos. Zwei riesige Raubkatzen, die ohne Probleme Felsen hinaufklettern können. Die Söhne des Beta’s beide ganz scharf darauf Alpha zu werden und wahrscheinlich glauben sie können die Alpha’s Tochter hiermit für sich gewinnen. Ein schlanker Junge mit Sommersprossen im Gesicht. Rote Locken kringelten sich auf seinen Kopf den er nervös gegen seinen Argentavis drückte. Wahrscheinlich wollte er seinen gefiederten Freund Mut machen, oder doch eher sich selbst? Und dann noch ein kleiner etwas molliger Junge auf eine Pterodon. Er wirkte so als könne er es gar nicht abwarten endlich in die Schlucht zu fliegen. Und zu guter letzt die Alpha’s Tochter selbst auf ihren Greifen James, welcher ebenfalls nervös mit seinen Schweif zuckte. „Ey Yelina?“, rief einer der stämmigen Jungs von seinen Tylacoleo rüber. „Überlass das hier besser den Kerlen! Drachen sind sowieso nichts für euch Weiber“, er grinste sie blöd an und deutete eine bestimmende Geste Richtung Clan an. „Wenn ich du wäre Ralf“, murrte sie desinteressiert. „Würde ich aufpassen das du keinen Pfeil in deinen Kopf bekommst.“ Er musste sie verwirrt, während sie einen Pfeil zog, ihn in ihre Armbrust legt und schoss. Der Pfeil verfehlte sein Ziel nur um wenige Zentimeter. Er zog erschrocken die Luft ein und wollte wieder zu einen dummen Spruch ansetzten, aber sie schnitt ihn das Wort ab. „Pass lieber auf das dich keine Mantis oder sogar eine Arthropleura erwischt“, knurrte sie ihn lediglich an. „Ihr seit die einzigen die ihnen nicht aus dem Weg gehen können!“, fügte sie noch hinzu. Bei den Gedanken an diese Säure spuckenden, riesen Tausendfüßler wurde ihnen alle Bange. Er nickte knapp und hielt dann Glücklicherweise die Klappe. Zusammen starrten sie die aufgehende Sonne an. Eine weitere ungeschriebene Regel. Warte bis die Sonne aufgeht. Nachts trieben sich hier viele der Arthropleura, aber auch Allosaurier rum und denen will man nur ungerne in die Arme rennen. Fast hatte die Sonne ihren höchsten Stand erreicht, als sie plötzlich Lärm vernahmen. Alamiert drehte sich die Gruppe um und man sah einige von ihnen erleichtert ausatmen als sie ihren Alpha und den Rest des Clans erkannten. Sie waren hier um ihnen Glück zu wünschen und sich zu verabschieden. Denn sie alle wussten das nicht alle zurück kommen werden. Die junge Alpha’s Tochter erblickte eine verzweifelte etwas molligere Dame. Ihre Augen waren gerötet und sie schien einzig und allein Augen für den dicklichen Jungen auf den Pterodon zu haben. Alpha’s Tochter beschloss wenigstens ein Auge auf ihn zu werfen, während sie unterwegs sind. Sie brachte es nicht über das Herz die Frau weinen zusehen. Kurz sah sie ihren Vater winken. Auch wenn man es ihn nicht ansah, spürte ich seine Trauer. Aus dem Augenwinkel sah sie wie sich die Beine der Tylacoleus anspannten. War es schon so weit? Schnell blickte sie wieder Richtung Drachenschlucht. Ein Friedhof für viele von uns. Doch birgt dieser Friedhof so unglaublich viele Schätze. Der Clan jubelte und sie schüttelte kurz ihren Kopf um alle Gedanken zu verdrängen. Die Sonne? Sie stand bereits in ihrer vollen Pracht am Himmel und ihre Clanmitglieder sind schon unterwegs zur Schlucht. Mist! Sie hatte sich ablenken lassen, aber wenn sie ein Wettrennen wollen … sollen sie eins bekommen. James, der wahrscheinlich das gleiche dachte, setzte sich in Bewegung. Seine grasfarbenen Flügel breiteten sich Richtung Horizont aus und er schwang sich mit ein paar kräftigen Flügelschläge in die Luft. Das hatten sie von Klein auf trainiert. Ihr ganzes Leben hatte sie sich auf dieses Ritual vorbereitet und zusammen mit James einige spezielle Techniken der schnellen Fortbewegung erforscht. So fanden sie gemeinsam heraus das Greifen an ihren Flügeln einige Federn besitzen die sie beim Sturzflug abspreizen können, durch diese Federn bauen sie immer mehr an Geschwindigkeit auf. Diese Geschwindigkeit können sie beispielsweise nutzen um sich wieder nach oben im den Himmel gleiten zulassen. Wir gehen davon aus das Greifenjungen das von ihren Eltern lernen, da James aber bei Alpha’s Tochter aufgewachsen ist musste er es alleine lernen. Viele Jahre und einige Knochenbrüche später hatten beide diese Technik perfektioniert. Bei einen Wettrennen konnte ihnen kein Clanmitglied das Wasser reichen. Gerade sahen sie noch wie der Argentavis im leuchten der Sonne verschwand. Sie hatten ihnen genug Vorsprung gegeben. James krächtze einmal erfreut auf. Der Morgenwind zerwühlte seine Federn und den Haaren von Alpha’s Tochter erging es nicht besser. Mit den Gedanken in der Schlucht bemerkte sie nicht das schwache Pulsieren des Roten Obelisk. Selbst wenn sie es bemerkt hätte, wüsste sie dann welche Gefahren ab diesen Moment ihren Ark betreten? Die Alpha’s Tochter hatte keinen blassen Schimmer, doch sie würde es bald erfahren.

„Er hätte sie warnen sollen! Wo bleibt er nur?“, zwei geisterartige Wesen schwebten neben dem Obelisken, welcher unheilverkündet pulsierte. „Es ist zu spät Helena“, murmelte das zweite Wesen. „Er hatte seine Chance… er wollte sie nicht
warnen.“Das Wesen dessen Name scheinbar Helena war, senkte den Kopf. Sie wusste das sie nicht eingreifen durfte. Sie würden diesen Hilflosen Clan nicht helfen. Langsam wandte sie sich von ihren geisterhaften Begleiter ab. „Wieso muss das nur passieren?“

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 19, 2019 ⏰

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