Sonnentod

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Das erste, was er sah, war der Tod.

Er schaute hoch in das Universum, wo nach mehr als elf Milliarden Jahren – Erdenzeit, fügte Luk hinzu – der Stern unaufhaltsam verglühte.

»Die Sonne strahlt in rotem Gewand, nimmt den Großteils des Himmels ein, als umarmte sie die Erde«, diktierte er. »Korrektur, letzten Satz streichen.«

Er räusperte sich.

»Die Kernfusion der Sonne endet in deren Kern. In der Hülle zündet die Kernfusion mithilfe des dort noch vorhandenen Wasserstoffs. Die Sonne dehnt sich aus und leuchtet rötlich.«

Er saß im runden Eingang seines Raum-Zeit-Kugelschiffes, die Beine baumelten ein paar Meter über dem Boden, wobei der Begriff es nicht ganz traf. Die Erdkruste war bereits geschmolzen.

Wenn ein Stern starb, dann verbrannte er alles um sich herum.

Die rote Glut spiegelte sich im Kupfer des Kugelschiffes, malte alles in ein rotorangenes Licht.

Irgendwie hatte er die Sonne gemocht. Sie war nicht einmal der schönste Stern. Er neigte den Kopf zur Seite und kratzte sein Kinn. Er wusste nicht einmal, warum ihn diese Wehmut beim Anblick ihres Todes überfiel.

»Punkt 967.010264.10121993. Der Prozess beschleunigt sich wie erwartet«, diktierte er dem Gerät.

»Gut zwölf Milliarden Jahre – Erdenzeit – nach ihrer Geburt stirbt die Sonne. In der Dunkelheit der Unendlichkeit löst sie sich von der Hülle außen, als befreite sie sich. Der weißglühende Kern bleibt zurück, bis auch er erkaltet und die Finsternis des Raums den strahlenden Glanz des Sterns verschluckt.«

Er seufzte.

»Letzten Absatz löschen.«

Es war schrecklich und schön, das Ende zu beobachten.

Jedes Mal.



[Interesse an einer Fortsetzung?]

Erdentod [ Dystopie ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt