94. Kapitel

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Meine Finger berührten schon die Klinke, doch ich konnte jetzt nicht zu Harry gehen. Mein Freund würde mich sofort durchschauen und merken, dass etwas nicht stimmte – und ich war noch nie eine gute Lügnerin gewesen...

Und in diesem entscheidenden Moment sollte man auch nicht lügen müssen. Verdammt! Ich wusste doch noch nicht einmal ob ich überhaupt schwanger war. Allein ein Wort konnte einen so aus der Fassung bringen.

Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte zu Eleanors Tür zurück. Wie wild hämmerte ich gegen das Holz.

„Eleanor?!", fast schon verzweifelt kam der Name meiner Freundin über die Lippen. Die Tür wurde von der anderen Seite aufgerissen und ich stolperte fast in das Zimmer und gegen Eleanor.

„Was ist los?", El sah mich erschrocken an.

„Du musst mir helfen", ich war den Tränen nahe: „Ich kann jetzt nicht zu Harry gehen. Der sieht doch sofort, dass etwas nicht stimmt. Und...und ich kann doch nicht lügen", meine Lippen bebten. Jetzt war es vorbei mit meiner Selbstbeherrschung. Nun standen mir wirklich die Tränen in den Augen und ich war kurz vor dem Weinen. El nahm mich fest in die Arme und streichelte mir beruhigend über den Rücken.

„Ich muss es wissen, El", nuschelte ich in ihren Pullover: „Ich kann nicht mit der Ungewissheit Leben. Nicht, wenn ich Harry noch in die Augen schauen soll"

„In Ordnung. Ich hole nur schnell meine Tasche, dann können wir sofort los", vorsichtig löste sie sich von mir und rannte in das Zimmer zurück. Keine Sekunde später stand sie wieder neben mir und lächelte mich aufmunternd an.

„Und was sagst du Louis, wo wir sind?", fragte ich zaghaft. So langsam wurde mir die Situation peinlich. Sie war zwei Jahre älter als ich und ich benahm mich gerade wie ein Kleinkind. Sie war auch noch keine Mutter und ich, und ich, ich könnte es werden...Verdammter Mist!

„Ich habe ihm geschrieben, dass wir kurz unter uns sein müssen und an die Frischeluft gehen. Er wird uns schon nicht nachkommen", El hakte sich bei mir unter und gemeinsam fuhren wir mit dem Fahrstuhl nach unten.

„Harry hat sicher schon längst Verdacht geschöpft..."

„Das glaube ich eher weniger. Louis 'okay' sagt mir schon, dass sie sicher wieder irgendein Videospiel spielen. Das heißt wiederum, dass sie erstmal für mindestens zwei Stunden abgelenkt sein werden", etwas verunsichert nickte ich. Eleanors Zuversicht wollte ich noch nicht so ganz trauen...

Wir gingen gerade aus dem Fahrstuhl raus, als ich den Kopf hob und Rob am Eingang stehen sah. Verdammter Mist, was machte der denn hier?!

„Ach du Schieße", rutschte es mir prompt raus: „El wir können das jetzt nicht machen. Der würde doch eins und eins zusammenzählen und es Harry sagen", Panik stieg in mir hoch.

„Nein, das würde er nicht. Als Bodyguard hat er so etwas wie eine Schweigepflicht. Wenn du ihn einfach sagst, dass du es nicht möchtest, wird er es niemanden sagen", ich sah in ihren Augen, dass sie mich nicht anlog. Trotzdem war mir die Sache irgendwie unbehaglich.

Ich atmete tief durch und nahm meinen ganzen Mut zusammen. Als wir zu ihm traten, nickte er uns höflich zu: „Wohin darf ich die Damen bringen?", ein Schmunzeln lag auf seinen Lippen. Doch mir war nicht zum Lachen zumute. Ich dankte El im Stillen, dass sie die Frage für mich beantwortete: „Zur nächstgelegen Apotheke bitte"

Keine zehn Minuten später standen wir drei vor dem gefürchteten Laden und ich sah zu Rob: „Könntest du bitte draußen warten? Wäre das möglich?", nervös spielte ich mit meinen Fingern herum.

„Natürlich", ein aufmunternder Blick von ihm traf mich und ich hatte sofort das Gefühl, dass er Bescheid wusste. Mir rutschte das Herz in die Hose. Ich hoffte El hatte recht, dass Rob einer Schweigepflicht unterlag. Falls ich schwanger sein sollte, mochte ich es Harry selber sagen. Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, dass wir uns in der Öffentlichkeit befanden. Rob war nicht mein einziges Problem, sondern viel mehr die Presse und die aufgedrehten Fans vom Konzert. Da alle von ihnen wussten, dass sich die Jungs noch in Sheffield aufhielten, war die Wahrscheinlichkeit entdeckt zu werden noch viel höher. Es reichte ein Foto und Harry würde sich sorgen machen. Sofort zog ich mir meine Kapuze tiefer ins Gesicht. Was machte ich hier nur?

„Auf geht's", ich atmete nochmal tief durch und gemeinsam betraten wir die Apotheke. Wir mussten nicht lange suchen, um das Regal mit den Schwangerschaftstests zu finden. Mir wurde schlecht. Es gab so viele davon. Wie sollte ich da je den zuverlässigsten finden? Das war alles so unwirklich.

„Die hier sind gut", meinte El und hielt mir eine Packung hin. Ich schluckte, aber ich wollte die Sache hinter mich bringen.

Zaghaft öffnete ich die Badtür und sah El auf dem Bett sitzen. Vorsichtig sah sie mich fragend an.

„Ich habe mich noch nicht getraut nachzuschauen"

„Wollen wir es gemeinsam machen?", langsam stand sie vom Bett auf und kam auf mich zu. Ich wusste nicht was ich wollte. Zum einen hätte ich sie gerne dabei, zum anderen fand ich es komisch, wenn sie es vor Harry wüsste...

Aber ich brauchte jetzt jemanden an meiner Seite. Verdammt ich war einundzwanzig Jahre alt und vielleicht schwanger von einem Weltstar. Wir um alles in der Welt sollte ich das schaffen?!

„Ja bitte", sagte ich schon halb flehend. Sie griff beruhigend nach meiner Hand und lächelte mir aufmunternd zu. Augen zu und durch...oder eher Augen auf, sonst wusste ich auch nicht bescheid.

Mit zitternden Händen griff ich nach dem Teststäbchen und sah zu El. Mein Leben würde sich komplett ändern, wenn ich schwanger sein sollte. Das war beiden klar. Nur wie...

Mein Blick schweifte über die Badewanne, hin zu dem Waschbecken, welches von Louis und Els unterschiedlichen Produkten übersäht war, bis zu dem Schwangerschaftstest in meiner Hand.

„Schwanger", las leise vor. Mein Blickfeld verschwamm und die Tränen rannen meine Wangen hinunter. Meine Beine gaben nach und hätte El mich nicht schon im Arm gehabt, wäre ich auf die Fließen gefallen. Ich weinte und weinte, vor Angst oder Freude wusste ich nicht. Sehr wahrscheinlich vom Beiden.

Als die erste Welle der Emotionen vorüber war, starrte ich nur noch auf das kleine Display: „Was bedeutet die elf darunter? El, soll das heißen, dass ich schon in der elften Schwangerschaftswoche sein könnte?!"

Vorsichtig nickte Eleanor, die nochmal sicherheitshalber den Beipackzettel in den Händen hielt. Vor Schock ließ ich den Test fallen und legte stattdessen meine Hände auf meinen Bauch. Da drin wuchs ein Baby, ein richtiger Mensch. Ich glaube, so richtig begriffen hatte ich es noch nicht.

Langsam schob ich mein T-Shirt hoch und legte meine Hände auf die Haut. El hatte mich zwischenzeitlich wieder losgelassen und sagte nichts. Ich glaube, sie wollte mir damit meinen Freiraum geben, war aber dennoch bei mir. Ich dankte ihr im Stillen sehr dafür.

Zum Glück bot das Bad einen Ganzkörperspiegel an. Ich drehte und wendete mich und tatsächlich, eine Miniwölbung sah man. Wüsste ich nicht Bescheid, hätte ich mir bei diesem Anblick gar nichts gedacht – und ich hatte mir dabei ja auch nichts gedacht! Aber diese Miniwölbung war das Zeichen eines neuen Lebens. Das Leben meines und Harrys Kind. Harry! Scheiße! Wie um Himmels Willen sollte ich es ihm sagen?!

„El... ich glaube ich freu mich", stotterte ich schon fast und meine Hände zitterten immer noch leicht. Auf meinen Lippen bildete sich ein zaghaftes Lächeln.

„Das darfst du auch. Es ist schließlich ein Wunder", ja, da hatte sie Recht. Ich glaube ich hatte noch nie so viele Emotionen auf einmal gespürt.

„Ich bin wieder daaa!", drang es vom Hauptzimmer zu uns ins Bad. Das Blut gefror mir in den Adern. Gehetzt sah ich zu El, die genauso erschrocken aussah wie ich. Denn Louis könnte jede Sekunde ins Bad kommen und den Test sehen.

Because Love makes happy (Harry Styles FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt