Kapitel 3

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Der Raum war größer als die zu vorigen. Die Wände bestanden aus kaltem, grauem Stein und in der Mitte standen zwei große ebenfalls steinerne Säulen, welche die Decke stützten. Die Wände links und rechts waren voll mit Regalen, in denen alte Bücher standen. Es war kalt hier drinnen und der Gestank war noch stärker als vor dem Raum. Ich begann zu zittern und mit meiner freien Hand hielt ich meine Nase zu. Auch Nina zitterte leicht und verzog ihr Gesicht ein wenig. Sie konnte sich die Nase nicht zuhalten, da sie die Taschenlampe halten musste. Die Frau schien weder den Gestank, noch die Kälte zu bemerken. Langsam schwebte sie an mir und Nina vorbei, und deutete mit der Hand an, dass wir ihr folgen sollten. Nina richtete den Schein der Taschenlampe auf sie und folgte ihr vorsichtig. Die Frau durchquerte den Raum und blieb an dessen Ende vor der Wand stehen. Je näher wir ihr kamen, desto stärker wurde der Gestank. Mit jedem Schritt wurde mir schlechter und ich hatte das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden. Wir schafften es jedoch bis zu Wand, als wir dort stehen bleiben, sah ich, dass die Wand dort anders war. Sie bestand nicht auf grauen Stein, sondern aus dunklem, leicht morschen Holz. Es war dort in der Wand angebracht und war etwa so groß wie eine Tür. Ich sah aber einen Griff oder ähnliches. Auch Nina hatte das Holz entdeckt. Sie ließ meine Hand langsam los, als würde sie warten, ob ich damit einverstanden war. Dann eilte sie allein noch näher zur Wand. „Ist es dahinter was du uns zeigen willst?", wollte sie von der Frau wissen. Diese beantwortete ihre Frage mit einem leichten Nicken. Nina tastete vorsichtig den Rand ab, vermutlich um zu gucken, ob es sich doch um eine Tür handelte. Das Holz bewegte sich jedoch kein bisschen. „Es ist keine Tür oder?", obwohl die Antwort offensichtlich war, wand sie sich wieder zu der Frau, welche auf diese Frage hin auf den Rand des Holzes zeigte. Bei genauerem Hinsehen konnte man die Nägel erkennen, mit denen das Holz an der Wand befestigt war. Sie waren so sehr gerostete, dass sie mittlerweile fast dieselbe Farbe, wie das Holz hatten und so kaum zu sehen waren. „Wie kommen wir dann hinter die Holzwand?", fragte Nina, nachdem sie die Nägel genauer betrachtet hatte. Die Frau drehte sich zu mir um und deutete an, dass ich ihr folgen sollte. Widerwillig tat ich dies. Sie führte mich ein paar Meter weiter, zu einer großen Kiste und zeigte darauf. Den Deckel hochzuheben war nicht einfach, da er sehr schwer war, aber nach ein paar Versuchen gelang es mir dann doch. In der Kiste befand sich eine eiserne Brechstange, welche auch schon ein wenig angerostet war. Vorsichtig hob ich sie hoch und kehrte damit zu Nina zurück, welche bei dem Holz gewartet und uns mit dem Schein der Taschenlampe verfolgt hatte. Ich überreichte ihr die Brechstange und nahm dafür die Taschenlampe. Sie fing an sich an der Tür zu schaffen zu machen, wobei sie mir Anweisungen gab, wie ich die Taschenlampe halten sollte. Der Geist stand daneben und wirkte plötzlich merkwürdig angespannt. Jedes Mal, wenn das Holz der Tür knackte, zuckte sie zusammen und ihr Gesichtsausdruck wechselte kurz zu ängstlich. Obwohl sie versuchte all dies zu verbergen, erkannte ich es trotzdem. Ich bekam ein merkwürdiges Bauchgefühl, wenn ich daran dachte, was hinter der Tür sein würde. Wenn es schon dem Geist eine solche Angst einjagte, musste es echt schlimm sein.

Schließlich mit einem lauten Krachen sprang die Tür auf und etwas Großes kippte raus. Erschrocken sprang ich ein paar Schritte nach hinten und auch Nina ging zu Seite. Mit einem dumpfen Geräusch erreichte dieses Etwas den Boden. Ich festigte meinen Griff um die Taschenlampe und bewegte den Lichtpegel vorsichtig auf das Etwas. Ich brauchte einen Moment, um zu erkennen was dort lag. Aber als ich es tat, schrie ich laut und erschrocken auf. Ich taumelte ein paar Schritte zurück, stolperte dabei und fiel hin. Auch Nina hatte sich furchtbar erschrocken, war jedoch fest stehen geblieben. Jetzt ging sie ein paar Schritte nach links, dorthin wo die Taschenlampe hin gerollt war. Sie hob sie auf und beleuchtete den Gegenstand erneut. Der Geist wand sich ab und ich könnte schwören ein leises Wimmern zu hören, jedoch wusste ich, dass sie weder Sprechen noch andere Geräusche machen konnte.

Vor uns auf dem Boden lag eine Leiche. Dem Gestank und dem verrotteten Aussehen nach zu urteilen, lag sie hier schon einige Jahre, verborgen hinter einer alten Holztür. An fast allen Stellen war die Haut und der Rest zu weit weggerottet oder vielleicht auch von Ungeziefer gefressen worden, dass fast nur noch die Knochen über waren. Die Kleidung hing zerrissen und blutig an diesen Nur die immer noch langen blonden Haare, verrieten, dass es sich um eine Frau handelte. Und während ich diese Leiche, immer noch in Schock, betrachtete, fiel mit plötzlich eine Ähnlichkeit auf. Das Blut auf den Klamotten, die langen blonden Haare... Es war die Leiche des Geistes. Deshalb hatte sie dich so merkwürdig verhalten und stand auch grade mit dem Rücken zu uns, den Kopf zu Boden gesenkt. Auch Nina schien dies mittlerweile erkannt zu haben und ging langsam auf die Frau zu. Sie wollte ihr ihre Hand auf die Schulter legen, rutschte jedoch durch die blasse Gestalt hindurch.

„Bist... bist du das?", fragte sie schließlich leise. Mit einem leichten Nicken antwortet ihr die Frau. Mein bisheriger Hass auf den Geist ließ auf einmal nach und ich verspürte nur noch Mitgefühl und Mitleid. Kein Wunder, dass sie so merkwürdig war und unbedingt wollte, dass wir hier rein gehen. „Weißt du, wer dir das angetan hat?", Ninas Stimme war immer noch leise und mitfühlend. Abermals antwortete die Frau mit einem Nicken. Ich hatte es mittlerweile geschafft, mich aus meinem Schock zu lösen. Also war ich aufgestanden und hatte mich neben Nina und die Frau gestellt. „Gibt es eine Möglichkeit, es uns mitzuteilen?", fragte Nina weiter. Einen Moment regte sich die Frau nicht, doch dann hob sie langsam ihren Kopf und blickte uns an. Ihre Wangen waren Tränen überströmt, ich hatte nicht erwartet, dass Geister weinen können. Doch in ihrem Blick war neben der Trauer noch etwas anderes zu erkennen. Hoffnung. Mit ihrer Hand deutete sie an, dass wir ihr folgen sollten. Sie begab sich zu einem, der bereits erwähnten, Bücherregale und deutete auf eines der Werke. Da ich vor Nina stand, zog ich es vorsichtig heraus. Mit der Hand strich ich rüber, um so dem Schmutz vom Einband zu entfernen. Als ich den Titel erkannte erstarrte ich. Er lautete „Tipps und Tricks für den Garten". Ich wusste sofort, wer den Mörder war. Erschrocken blickte ich zu der Frau auf und mein Mitleid verstärkte sic noch mehr. Es kam nur eine Person in Frage. Eine Person, die meine Eltern mir als so lieb und nett beschrieben hatten. Eine Person, die mir schon immer Angst eingejagt hatte. Diese Person war unser alter Gärtner...

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⏰ Last updated: Mar 13, 2019 ⏰

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Die Rache des Geistes | MYSTERYWhere stories live. Discover now