Er zog mich hinter sich her, meine Füße schlieffen über den Boden ohne eine Spur zu hinterlassen. Im Seitenwinkel beobachtete ich wie die Hündin uns folgte und mich weiter musternd anstarrte.
Ich mag keine Hunde und den hier würde ich auch nicht mögen. Auch wenn ich sie vorhin noch süß fand, Hunde waren eben Hunde. Meine Augen betrachteten unruhig wie wir immer näher auf die Tür zu kamen. Auch wenn er mir gedroht hatte versuchte ich mich trotzdem nochmals irgendwie zu befreien. Sein Griff wurde wieder starr und ich hatte fast das Gefühl jeden Moment würden meine Halswirbel unter dem Druck einfach brechen.
Er zog mich durch die Tür und ich sah mich in dem Flur kurz um, soweit ich denn konnte, ein heller Gang nur schlicht eingerichtet. Man würde nicht erwarten das jemand der so einen schönen und schlichten Eingangsbereich hatte jemand wie er wäre. Alles war auf seinem Platz, ein Spiegel über dem hellgrauen Schuhschrankk neben der Treppe. Einer Treppe nach oben, aber etwas sagte mir das es hier nicht nur nach oben ging.
Denn der Schein täuschte ja gern, dumm nur das ich aus so etwas irgendwie nie lernte, vielleicht aber wollte ich auch einfach nicht daraus lernen. Oder ich konnte es nicht, warum auch immer.
Ohne eine Vorwarnung ließ er mich fallen und mit einem dumpfen Geräusch kam ich auf dem Boden auf. Die Hündin stellte sich gleich neben mich und ich blieb einfach liegen, geduckt und den kühlen glatten Holzboden unter meinen Fingern.
Er schloss die Eingangstür ab und drehte sich wieder zu mir, mit einem Schubs seines Fußes brachte er mich näher an ein Treppenabgang. Er hob mich wieder grob im Genick an und murrmelte etwas von "Unnützes Katzenvieh." Direkt davor stellte er mich einfach ab und sah mich auffordernd an. Mir tat mein Hals weh und meine Lunge brannte immer noch, so ganz zu Atem gekommen war ich noch immer nicht. Mein Blick wandte sich den Treppenstufen zu, die nach unten führten. Es war dunkel dort unten, aber ich störte mich nicht daran. Ich mochte nur einfach keine Keller.
Ich mochte auch keine kleinen Räume oder geschlossene Türen, ich mochte meine Freiheit, die ich wenn ich da runter ging nun endgültig verlieren würde. Selbst mir war das klar.
„Na los. Lauf oder ich trag dich nach unten",meinte er nur knapp, wobei das letztere Angebot irgendwie nicht sonderlich so gemeint klang wie er es gesagt hatte. Und bevor er mich einfach die Treppe runter werfen würde machte ich einen zögerlichen Schritt.
Nur war ihm das offensichtlich zu langsam, mit einem kleinen Schubs sorgte er dafür das ich die nächsten Stufen mehr stolperte als lief und hüpfte dann einfach die Stufen herunter. Indem ich mir ein Spiel daraus machte war es nicht mehr so gruselig hier runter zu gehen und beim Hüpfen schaffte ich es viel leichter mein Gleichgewicht wieder zu finden.
Jetzt überwog auch fast die Neugier und ich sah ihn kurz an. In meinen Augen glitzerte Neugier und auch ein paar Fragen, die wohl erstmal unbeantwortet bleiben würden.
In der Zwischenzeit hatte er das Licht eingeschalten und ich hörte auch den Hund hinter ihm die Treppe herunter tapsen, ein mulmiges Gefühl machte sich wieder in mir breit. Konnte der Hund nicht oben bleiben? Der musste ihm doch nicht nach laufen wie ein Kücken seiner Mama.
Ich lehnte mich leicht gegen eine Wand und sah ihm zu wie er herunter kam. Sein Blick spiegelte sein Erstaunen über meinen Sinneswandel und das ich scheinbar nicht wirklich Angst vor ihm hatte, zumindest jetzt gerade nicht. Aber so war ich eben, mit einem Spiel war es leichter, so hatte ich es schon von klein auf gelernt.
Als er auf der letzten Stufe stand sah er mich musternd an und fragte dann gelasssen "Wie heißt du eigentlich?" Für einen Moment fragte ich mich warum er überhaupt nachfragte, denn kaum jemand fragte mich danach. Deswegen musste ich auch kurz überlegen. Mir leicht auf der Lippe herumkauend überlegte ich wie er noch gleicht gewesen war bevor ich ihm dann eine Antwort geben konnte.
"Ähm, ich glaub Kimmy, soweit ich mich erinner." druckste ich leicht vor mich hin und sah zweifeln in das Zimmer, dessen Türe er gerade geöffnete hatte als er an mir vorbei gegeganen war.
Ich ahnte schon was für eine Art von Raum das war und hüpfte schulterzuckend dann durch die Tür. Es war ein recht großer Raum, deswegen hatte ich auch nicht ganz so ein Problem damit das es nur die eine Tür gab. Es standen Kisten an den Wänden und ein paar Ketten hingen von der Decke. Sowas hatte ich schon mal gesehen und ich war damals schnell genug wieder aus der Situation entkommen. Aber hier war das wohl weniger der Fall, denn auch der Hund behielt mich im Augen und schien jede meiner Bewegungen zu registieren.
"Muss der Hund, Sky hast du sieh doch genannt, oder" ich zuckte mit den Ohren und sah die goldene Hündin an. "Überall mit?" ich mochte Hunde nicht. Die Pinsel auf meinen Ohren zuckten nervös als die Hündin knurrte. Etwas zurück zuckend und geduckt sah ich sie an. Hatte sie mich etwa verstanden? Eher nicht, aber sie spürte vermutlich trotzdem das ich sie nicht mochte.
„Nicht ganz, hier rein muss sie nicht, aber ansonsten kann Sky überall mit", erklärte er ruhig im Türrahmen lehend und sah auch kurz zu seiner Hündin, die darauf nur freudig mit dem Schwanz wedelte. Mit einer kleinen Handbewegung schickte er sie nach oben, ehe auch er den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss, auch diese schloss er wohl sicherheitshalber ganz ab.
Ich setzte mich einfach auf den Boden als er die Tür schloss. Kalt aber trocken und damit war es eigentlich ganz okay. Es hatte schon schlimmere Räume gegeben, nasse Räume waren furchtbar. Da war es immer noch etwas kälter als in einem mit trockem Boden. Aber auch dieser würde mir nicht gefallen.
Deswegen hatte ich es auch nie leiden können wenn es geregenet hatte, dann war der Boden nass und dann ein trockenes Plätzchen zum Schalfen zu finden hatte an eine Art Glücksspiel erinnert. Meistens war ich ja nciht die Einzige die dann eins gesucht hatte.
Als er anfing in den Kisten zu kramen, sah ich nur kurz zu ihm herüber, die dunklen Kisten schienen aus Metal oder doch lackiertem Holz. Egal aber in jedem Fall aus etwas massivem, dass wohl kaum so leicht zu Bruch gehen würde.
Ich ahnte ja auch schon was kommen würde, also sah ich ihn einfach an und beobachtete seine Bewegungen. Als er ein Halsband in der Hand hatte musterte ich es neugierig. Ich hatte schon oft eins getragen, aber meistens auch weil es mir gefiel. Es war irgendwie auch nur eine breite Kette aus Leder. Und damit eigentlich ja schön. "Ist das für mich?" fragte ich dann und sah ihn mit großen Augen von unten her an.
„Ja, also halt kurz still" meinte er kühl schaffte es sein Erstaunen über meine Reaktion nicht ganz zu verbergern. Er trat mir ruhigen Schritten hinter mich und ging in die Hocke, legte mir das Halsband um und strich die langen wilden Haare bei Seite, die wenn ich saß locker über den Boden wellten. Sie waren ziemlich lang geworden, aber sie wuchsen auch recht schnell. Hoffentlich ließ er sie in Ruhe, ich mochte die langen blauen Strähnen mit den kirschblütenrosanen Spitzen, die sich erst nach einer gewissen Länge zeigten.
Mein Blick fiel wieder auf ihn, denn er lief gerade vor mir her und starrte mich kühl aus seinen Smaragtgrünen Augen an. Irgendwie waren die gruselig und ich mochte sie nicht, aber als ich den Blick senkte spürte ich seinen Blick nur noch deutlicher auf mir brennen und wurde merklich unruhig.
Ich hatte schon bemerkt das er sich über die Verletzung an seiner Hand geschleckt hatte, tat wohl auch noch ein wenig weh. Auch wenn es nicht mehr zu bluten schien, es war ja auch keine tiefe Wunde gewesen.
Aber ich hatte ja nur weg wollen, trotzdem wusste ich das er mich bestrafen würde. Er würde mir weh tun weil ich ihm weh getan hatte, so klang das fast schon fair. Aber das würde es nicht sein, denn ich wusste er würde mir bedeuten mehr weh tun als ich ihm weh getan hatte.Dafür hatte ich schon genug solcher Typen kennen gelernt, auch wenn die meisten einfach nur auf der Straße, die wenigsten hatten sich solche Mühe gegeben.
„So, und jetzt mach mal deinen Rücken frei"knurrte er leise.
DU LIEST GERADE
Kimmy
Mystery / ThrillerFür Kimmy war im Leben fast alles ein Spiel, auch wenn sie es nie leicht hatte. Die kleine Neko hatte sich immer alles schön geredet, ganz gleich wie sehr das Leben sie hasste. Aber als sie über diese Mauer geklettert ist hat sie ein Spiel begonnen...