Punkt eins: Zu allen Leuten nett sein.

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Jules Tagebuch:

Chicago, 23. Oktober. 15:00 Uhr.

Liebes Tagebuch,

Punkt eins auf meiner To-do-Liste, die Welt zu verbessern, ist kläglich gescheitert. Ich glaube, ich sollte mit Punkt zwei weitermachen.

J. G.

Crazy Cregs Sicht:

Ich lege langsam meine Bücher auf meinen Tisch und stelle meine Tasche an den Rand auf den freien Stuhl neben mir. Gleich werden wir Deutsch haben. Während ich mir mein Heft ansehe und versuche, mich wieder an den Stoff der letzten Unterrichtsstunde zu erinnern, höre ich plötzlich ein Räuspern vor mir. Vor mir steht Jules Ginnots.

JULES GINNOTS!!!

"Hey Creg!", sagt sie. Jules Ginnots ist eigentlich kein besonders beliebtes Mädchen, sie kommt einfach mit allen Leuten aus, eine Eigenschaft, wofür ich sie bewundere. Zwar hat auch sie nicht bemerkt, dass ich eigentich Greg heiße, aber das hat bis jetzt noch keiner bemerkt, oder sie wollen es einfach nicht bemerken, weil das dann so gut mit meinem ach-so-lustigen Spitznamen harmoniert. Aber ich erlange schnell wieder die Fassung und sage: "Seit gegrüßt edles Fräulein! Gehabt es Euch wohl?" Sie sieht etwas verwirrt aus, aber dann kommt auch sie mit in das Gespräch. "Oh ja, werter... Sir. Erfreut Euch... der Unterricht?" "Ja, natürlich. Englisch ist eines meiner Lieblingsfächer. Es drückt Dinge aus die... Nun ja, lassen wir das Thema. Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen, die mich schon lange beschäftigt?" Die Frage hat mich echt schon lange beschäftigt. "Nun, es kommt darauf an... Von welcher Art ist denn die Frage? Stellen Sie mir sie doch einfach!" Jules ist göttlich. Sie scheint als einzige in Chicago meine Sprache zu sprechen! Und ich meine, wir sind hier in Chicago. "Wann gedenkt Ihr denn, euch zu verloben?" Jules sieht plötzlich so geschockt aus, dass mit die Frage fast leid tut. Aber ich möchte es wirklich gerne wissen. "Mrs Roberts ist da. Und in Zukunft lässt du diese dummen Spiele bitte. Dann werden auch mehr Leute nett zu dir sein." Jules sieht so verletzt aus. "Entschuldigen Sie mich. Habe ich etwas zu intimes gefragt? Verletzt Sie dieser Punkt? Vielleicht..." "Es reicht Creg, okay?!", sagte sie plötzlich laut und irgendwie genervt. Jetzt bin ich verletzt. Warum? Warum sind nur alle so blöd zu mir?

Der High-School-Blog der Chicagoer Highschool:

Heute hat Jules Ginnots (8b) mit Crazy Creg (8b) geredet und ist anscheinend vollkommen verzweifelt wieder  von dem Gespräch zurückgekommen. (Verbreitet zumindest ihre "Freundin" Wanda. Jules, hör auf unseren Rat und trenne dich von ihr! Sie ist ein dummes Schaf.) Aber vielleicht ist auch J. G. ein dummes Schaf? Immerhin weiß doch jeder, dass Creg jeden Tag neu seine Identität wechselt. Woher er wohl heute seine alte Ritterrüstung gekramt hat? Morgen ist er sicher ein Rockstar. (In den Kommentaren könnt ihr raten, was er morgen ist.) Ob er sich wohl wirklich für die Person hält, die er an dem jeweiligen Tag spielt? Oder ob er sich daheim seinen Arsch über uns ablacht? Das werden wir wohl nie herausfinden.

Jules Tagebuch:

17:00 Uhr.

Liebes Tagebuch,

ich muss einfach noch einmal schreiben. Creg und ich stehen im Schulblog. Scheiße! Jeder in unserer Klasse möchte einmal in den Blog kommen. Warum ich mit Crazy Creg? Das Gespräch heute hat mich echt verletzt. Nur weil ich die einzige in meiner Klasse bin, die noch nie einen Freund hatte. Ich meine, es ist doch unnormal, in der 8. Klasse schon einen Freund gehabt zu haben!! Aber das hat sogar Creg mitbekommen... Nun ja, Punkt eins ist jetzt auf jeden Fall mal gescheitert. Es geht einfach nicht, zu allen Leuten nett zu sein. Das schafft niemand.

J. G.

Morgen werde ich Dinge tunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt