Punkt drei: Niemandem wehtun.

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Jules Tagebuch:

Chicago, 25. Oktober, 17:04 Uhr.

Liebes Tagebuch,

Ich denke, der heutige Punkt hat geklappt. Okay, es hat nicht gut angefangen, es lief nicht gut und es hat nicht gut aufgehört. Aber es hat geklappt. Auch wenn ich dafür auf ein mögliches Date verzichtet habe, mein Arm gebrochen, mein Gesicht angeschwollen und rot ist wie eine Tomate und ich eine beschissene Note in Englisch habe, war es das doch (nicht?!) wert. Hätte ich doch diese blöde Schnake in meinem Zimmer einfach erschlagen.

J. G.

 Harry Browns Sicht:

Es klingelt und ich packe schnell meine Sachen zusammen. Auf dem Weg in die Cafeteria sehe ich Lola und Ernie dicht nebeneinander vor der Tür des großen grauen Kastens stehen. Nee, lieber geh ich mit Crazy Creg ins Kino, als eine Unterhaltung zwischen den beiden größten Lästermäulern der Schule anzuhören. Also versuche ich so schnell wie möglich zu laufen, ohne zu rennen. Gleich ist die Tür da. "Jules Ginnots!", hörte ich plötzlich Lolas Quietschstimme zu mir herüber. Jules Ginnots? Langsam bleibe ich stehen und tue so, als müsste ich meinen Schuh binden. "Sie hat heute DREIZEHN Mückenstiche im Gesicht!" "Dreizehn!", haucht Lola und tritt noch einen Schritt auf Ernie zu, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Ernie lässt ein ganz Un-Ernie-Mäßiges Lachen ertönen und ich beschließe, dass das Ganze jetzt etwas zu intim wird und gehe weiter. Jules Ginnots interessiert mich eigentlich nur, weil sie seit kurzem immer wieder im Schulblog auftaucht und seit dieser Unterhaltung mit CC auch manchmal Eiserne Jungfrau genannt wird. Ziemlich fies zwar, aber irgendwie lustig. Ich kenne sie nicht, habe auch nicht die Lust, sie kennenzulernen, anscheinend ist sie ziemlich verrückt. In der Cafeteria kaufe ich eine Cola und einen Cheeseburger und setze mich zu meinen Freundin Will und John. "Wo warst du denn?", fragt John und nippt an seinem Wasser. Dieser Ökofreak. "Ich hab eben ein Gespräch zwischen dieser Lola und Ern belauscht." Will streicht sich die blonden Haare aus dem Gesicht, stellt seinen mp3-Player leiser und kaut Kaugummi. "Sie haben wieder von dieser Jules Ginnots erzählt." "Dieses Mädchen, dass die zurzeit im Blog so fertigmachen?" "Yeah", sage ich. Will stellt seinen mp3-Player wieder lauter, nimmt einen weiteren Kaugummi aus seiner Tasche und scheibt ihn sich gelangweilt in den Mund. John sieht aus dem Fenster und ich merke, dass es wenig Zweck haben wird, ihnen zu erzählen, dass J G dreizehn Mückenstiche im Gesicht hat. Gut. Dann eben nicht. Ich beiße in meinen Cheeseburger und nehme einen tiefen Schluck aus meiner Cola, als mich plötzlich jemand vom Stuhl hochzieht. Es ist Marshal. Wer sonst. "Was hast du mit Violetta gemacht?" "Violetta?", frage ich verständnislos. "Ja, VIOLETTA!" Wer zum Teufel ist Violetta? Hier gibt es etwas zu erklären. Ich kenne Marshal seit etwa einem Jahr, nachdem er mit seiner Freundin Lynn Schluss gemacht hatte. Lynn ist echt verdammt süß und naja... okay, am nächsten Tag waren wir zusammen. Seitdem sucht Marshal die ganze Zeit nach einer Möglichekeit, sich mit mir zu schlägern. "Violetta ist meine Freundin! Und nicht DU sollst ihre Sachen aufheben, sondern ich!" Jetzt geht mir ein Licht auf! Violetta ist die falsche Blondine aus der Parallelklasse, die schon zweimal durchgefallen war und der ich gestern zufällig dabei geholfen habe, ihre Sachen aufzuheben, nachdem ihr ihre Büchertasche heruntergefallen waren. Noch während ich darüber nachdenke, spüre ich plötzlich eine Faust in meinem Gesicht. Sofort sind John und Will auf den Beinen. Will wirkt so wach wie im letzten Jahr nicht mehr. "Lass Harry in Ruhe.", sagte John ruhig. Marshal erwidert: "Er soll meine Freundin in Ruhe lassen!" "Ich habe ihr nichts getan!", fauche ich. Will wirkt bereit, sich sofort auf Marshal zu stürzen und holt schon mit der Faust aus, als sich plötzlich eine Person zwischen uns stellt. Ein Mädchen mit halblangen, braunen Haaren und einem roten Gesicht, die: "Nicht schlagen!" ruft. Mehr kriege ich nicht mehr von ihr mit, weil auf einmal Wills unaufhaltsame Faust auf ihren Arm niedersaust und sie ganz langsam in die Knie geht, sich den Arm haltend. "Scheiße", murmelt Marshal und verschwindet schnell von der Szene. Will starrt ungläubig auf seine Hand. Ich bin so schockiert, dass ich mich gar nicht bewegen kann. Nur John tut etwas sinnvolles. Sofort geht er in die Knie und versucht, dem Mädchen in die Augen zu sehen. Ich höre ein unterdrücktes Schluchzen. Der Arm des Mädchens steht in einem unnatürlichen Winkel ab. Verdammt. Wäre es jetzt wirklich so dumm, es wie Marshal zu machen? Johns Fürsorglichkeit hält mich davon ab. "Hey. Komm, wir gehen in zur Schulkrankenschwester." "Ich... ich schaff das schon.", krächzt das Mädchen. Will rührt sich. "Ich komm mit."

 Highschool-Blog der Chicagoer Highschool:

Leider haben wir nicht viel interessantes zu berichten und deswegen werden wir jetzt weiter über Jules Ginnots (8b) berichten. Ihre letzten Tage waren wohl echt beschissen. Heute wurde sie sogar zusammengeschlagen. Harry Brown (9e) wollte sich mit Marshal Greenberg (9d) schlägern. Auf jeden Fall kam dann auch noch William Harris (9d) ins Spiel, der Marshal eins auf die Fresse geben wollte. Dann kam Ginnots ins Spiel und versuchte, Harris aufzuhalten. Endergebnis: Ihr Arm ist gebrochen. So, the sweet Eighteens! Okay, meldet euch doch mal unter high.chicago.blog@gmail.com, wenn ihr was interessantes zu berichten habt. 

Jules Tagebuch:

20:49 Uhr.

Liebes Tagebuch,

mein Arm tut verdammt weh. Den Grund dafür kann man in unserem Schulblog nachlesen. Oh ja, ich stehe schon wieder drin. Anscheinend gibt es zurzeit nicht genug Skandale in dieser Schule. Die beschissene Englischnote habe ich, weil die Lehrer denken, dass ich mitgeschlägert habe und Mrs Lorie, unsere Englischlehrerin und gleichzeitig Klassenlehrerin hält es für angebracht, mich deswegen mit einem F in Englisch zu bestrafen. Als würde der Arm nicht schon reichen.

J. G.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 25, 2014 ⏰

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