I - Stumm

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Ich erwache auf den kalten Pflastersteinen einer Gasse. Der wiederliche Geruch von verwesenden Fleisch steigt mir in die Nase und die nasse Winterluft fühlt sich wie Nadelstiche auf meiner kältetauben Haut an. Wie Peitschen schläge fährt der eisige Wind des neuen Jahres über meinen nackten Oberkörper und ein schaudern durch fährt meinen, nur von einer halb zerrissenen Boxershorts bekleideten Leib. Ich hasse dieses Leben, durch gehend umringt von Tot, Elend und Hoffnungslosigkeit.

Noch etwas ungelenk wegen der ungemütlichen Nacht stehe ich auf und wanke aus der nach Abfall und Tot stinkenden Straße. Vor Kälte zitternd stehe ich am Bordstein der nächsten Kreuzung und warte. Wenn kein Wunder geschieht werde ich demnächst erfroren sein. Doch eben dieses Wunder kommt gerade in einem knallpinken Lamborghini um die Ecke gebrettert.

Direkt vor mir fährt es durch eine mit Öl und Schlamm versetzte Wasserpfütze. Durch das wegspritzende Gesoff verwandelt sich mein äußeres nun in eine naturgetreue Nachbildung einer Moorleiche.

Mit quietschenden Bremsen hält die knallige Dreckschleuder nicht weit von mir und spuckt einen penibel gestylten, jungen Mann aus. Mich leicht schüttelnt beobachte ich misstrauisch wie er in seinen schwarzen Lackschuhen auf mich zu kommt.

Direkt vor mir bleibt er stehen und legt mir seine wärmende Jacke um die verdreckten Schultern. Überrascht von seinem Tun sehe ich ihm unsicher in die Augen, ehe ich das Wärme spendende Stück Stoff enger um meinen vor Kälte bebenden Körper ziehe und Als ich eine sanfte Berührung an meinem Rücken spüre, erschrocken zusammen zucke.

"Komm kleiner, hier holst du dir nur den Tot."

Nicht in der Lage einen Gedanken zufassen, lasse ich mich wie in Trance in das geparkte Auto verfrachten. Erst als der Fremde den Motor startet, wird mir bewusst was so eben geschehen ist. Ängstlich drücke ich mich weiter in die Jacke, welche noch immer um meine Schultern liegt.

Im inneren des Wagens ist es angenehm warm und trotz das ich so eben erst aufgewacht bin schlafe ich erneut ein.

Um mich herum ist es dunkel und warm. Ein Traum der zu schön ist um wahr zu sein scheint begonnen zu haben.

Vorsichtig versuche ich mich auf zu setzten werde aber sanft in die Kissen zurück gedrückt. Als helles Licht nun die Umgebung flutet, kneife ich blinzelt die Augen zusammen.

"Hier iss Junge."

Höhere ich die angenehme Stimme meines "Wunders", ehe man mir auch schon etwas weiches an die Lippen hält. Zögernd öffne ich den Mund und lasse mich von dem größeren füttern. Noch vor ein paar Monaten wäre es mir peinlich gewesen aber im Moment bin ich einfach glücklich das ich überhaupt etwas zwischen die Zähne bekomme, was kein halb vergammeltes Rattenfleisch ist. Aber ebendieses meldete sich nun zu Wort. Verzweifelt versuche ich dem Drang mich zu übergeben stand zu halten, doch verliere ich den Kampf kläglich.

Sanft streicht er mir über den Rücken. "Genauso kleiner, alles wird gut." zitternt versuchte ich etwas Abstand zu bekommen. Verdammt, ich habe ihm gerade in den Schritt gekotzt! Verwirrt und noch immer geschwächt lasse ich mich zurück in das weiche etwas unter mir fallen.

"Wie ist eigentlich dein Name, kleiner?"

Ich zucke die Schultern.

"Weißt du es nicht?"

Ich nicke. Ich habe nie einen gehabt, wieso auch? Es gab ja nie jemand der ihn hätte benutzen könnte.

"Wie würdest du denn gerne heißen?"

Wieder zocke ich mit den Schultern.

"Ach kleiner..."

Verträumt streicht er mir über die Wange und ich lehne meinen Kopf seiner Hand entgegen. Ein leises Schrillen ertönt und erschrocken möchte ich amliebsten in die nächste Ecke fliehen und verschwinden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 02, 2019 ⏰

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Oneshots {BxB, German}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt