Kapitel 2

69 7 7
                                    

Als Niall aufwachte, stand ich gerade am Fenster und beobachtete die Straße. Er sah mich im Bett an und küsste meine Stirn. Ich fasste mir an die Stirn und setzte mich zu ihm aufs Bett.

"Ich weiß nicht, ob du mich hören kannst, aber du sollst wissen, dass ich auf dich warten werde. Du bist das Wichtigste für mich und du wirst aufwachen, hab ich Recht? So leicht gibst du dich nie geschlagen egal worum es geht, dann schaffst du auch das hier. Ich liebe dich über alles Sarah."

Er stand auf und ging aus dem Zimmer. Ich sah ihm nach. "Ich liebe dich auch Niall..."

Als er weg war saß ich einfach da. Was sollte man schon machen als...als was eigentlich? Als Geist? Gibt es sowas überhaupt?  Ich stand auf und ging ins Bad. Ich sah in den Spiegel um zu gucken ob ich mich sehen würde. Nichts. Ich konnte also alles hören und sehen und mich niemand. Na toll. Ich konnte also nichts machen als zu beobachtet wie ich weiter still im Bett liegen würde und Niall und Phoebe anfangen lernen zu müssen ohne mich zu leben. Klar, ich war noch da. Aber was konnte ich schon ausrichten? Ich konnte sie beobachten und mich im Bett nicht rühren. Das bringt uns ja auch alle weiter...

Ich ging aus dem Bad und sah zu meinem Körper im Bett. Obwohl ich anscheinend nur eine Art Geist war, fühlte ich wie Tränen meine Wangen runter liefen. Eine Weile stand ich einfach da, starrte das Bett an und weinte. Wie es möglich war, dass ich weinen konnte, wusste ich selbst nicht. Aber der Schmerz in meiner Brust, der mir immer wieder klar machte, wie hilflos ich war, brachte mich einfach zum weinen.

Als ich mich wieder eingekriegt hatte fasste ich einen Entschluss: Ich wollte es mir zur Aufgabe machen, Niall zu zeigen, dass ich noch da war. Ich war nichtmal sicher, ob ich überhaupt aus dem Krankenhaus gehen konnte, weil mein "Geist" ja zu meinem Körper im Bett gehörte, aber ich wollte nicht die ganze Zeit warten, bis Niall mich wieder besuchte. Also ging ich Richtung Ausgang des Krankenhauses, öffnete die Tür und ging.

Nun stand ich da, in einem relativ kurzem Bordeaux rotem Kleid, das ich anscheinend vor dem Unfall auf dem Weg zu einer Party oder ähnlichem angehabt hatte, schwarzen Highheals und meine dunkelblonden Haare leicht gelockt offen auf den Schultern liegend. Das war das Outfit, was ich jetzt für die nächste Zeit tragen würde..oder bis ich starb..

Ich hätte eigentlich erwartet, dass es draußen kalt ist, aber ich fühlte nichts. Das war zwar verständlich, aber überrascht war ich trotzdem..keine Wärme, keine Kälte zu spüren..

Nichts, bis auf den Schmerz in der Brust und die leichte Wärme, wenn Niall mich berührte. Das war wahrscheinlich das einzige, was in diesem Moment für mich wichtig war.. Niall.

Um mich herum liefen viele Menschen rum, die meisten hatten schon dicke Jacken an, da die es Ende Herbst war. Dass ich nur ein Kleid trug, lag daran, dass ich immer wenn ich zu Partys oder sowas gehe, nicht darauf achte wie kalt es ist, für mich zählt es nur auf der Party zu tanzen und Spaß zu haben. Also, es ist nicht so, dass ich jeden Tag auf eine Party gehe und am besten auch noch jeden abknutsche oder noch viel schlimmeres. Nein, ich gehe nur an den Wochenenden öfters mit Phoebe und manchmal kommt Niall auch mit, aber er ist nicht so der Party Mensch. Doch ich mag es einfach zu lauter Musik zu tanzen und alles zu vergessen, einen Moment genießen keine Sorgen zu haben. Ich weiß, dass die meisten sowas eher weniger bei einer stickigen Party mit viel zu vielen Leuten empfinden, aber bei mir ist das einfach so. Aber ich werde immer bereuen an diesem Freitag in dieses Auto gestiegen zu sein.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich fast gegen einen Typen lief, bis mir dann einfiel, dass er es eh nicht mitbekommen hätte. Er wäre einfach durch mich durch gelaufen..

Ich ging die Straßen entlang und beschloss erst zu meinen Eltern nach Hause zu gehen.

Als ich angekommen war, stand ich noch eine kurze Zeit vor der Tür und rührte mich nicht. Wie geht es ihnen?

Ich trat ein und ging ins Wohnzimmer. Dort fand ich meine Eltern, meine Schwester, Niall und Phoebe sitzen. Meine Mutter weinte und mein Vater tröstete sie. Niall saß nur mit glasigen Augen da. Ich konnte mir schon vorstellen worum es ging..

Deshalb setzte ich mich auf den freien Platz neben Niall und hörte einfach zu.

"Weiß der Arzt schon genaueres bis jetzt?", fragte mein Vater.

"Nein, wir waren seit gestern nicht mehr da. Aber wir gehen sie später nochmal besuchen und fragen nach." Nialls Stimme klang so brüchig..so verletzt. Phoebe sagte die ganze Zeit kein Wort, vielleicht versuchte sie grade es zu verarbeiten oder dachte an was anderes..keine Ahnung. Man sah ihr die Traurigkeit trotzdem ins Gesicht geschrieben. "Wir werden sie später auch noch mal besuchen..ich muss sehen, ob es meiner Kleinen gut geht.", sagte meine Mutter.

Obwohl das ganze ja ziemlich traurig war, musste ich leicht lächeln. Meine Mutter nannte mich immer "Kleine", schon seit ich wirklich klein war. Aber jetzt bin ich 20 Jahre alt und wohne mit Niall in Mitte London. Und sie nannte mich immer noch so.

"Wir sollten gehen Niall..ich kann das nicht mehr..", meinte Phoebe plötzlich und riss mich damit aus meinen Gedanken. Niall stand auf. "Okay..wir geben euch Bescheid, wenn wir mehr wissen." Er umarmte meine Eltern noch kurz, genau wie Phoebe und ging damit raus. Ich ging hinterher.

Draußen fiel Phoebe Niall überraschender Weise in die Arme. Sie klammerte sich leicht an ihn und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Sie weinte und Niall schlang die Arme um sie. "Shh..."

Ich konnte zwar verstehen, dass Phoebe traurig war und Niall sie nur trösten wollte, aber sie so eng umschlungen zu sehen, tat trotzdem irgendwie ein bisschen weh. Nialls Kinn lag auf Phoebes Kopf und er streichelte ihr sanft über den Rücken.

Ich wusste wie sich das anfühlt, es gibt kein schöneres Gefühl, als so in Nialls Armen zu liegen, seine Nähe und Wärme zu spüren, seinen Duft einzuatmen.

Aber ich lag nicht in seinen Armen, sondern Phoebe und obwohl sie meine beste Freundin war, kam immer mehr ein leicht wütendes Gefühl in mir auf, umso länger sie so dort standen. Ja, vielleicht war es einfach nur Eifersucht. Aber dieses Gefühl war nicht schön und ich wollte, dass sie sich loslassen.

Als Niall sie dann endlich loslassen wollte und sie ihn zurück an sich zog, hätte ich irgendwie platzen können. Kein Mädchen, hatte Niall je so lange in den Armen gehalten, außer mir. Klar, es ist eigentlich nichts schlimmes, jemanden einfach nur im Arm zu halten, aber vielleicht war ich einfach nur empfindlich, schließlich lag ich im Koma und hatte keine Möglichkeit irgendetwas zu machen, außer rumlaufen und beobachten.

Endlich lösten sie sich und Phoebe sah ihm ins Gesicht und tief in die Augen. Warum machte sie das? Ich hätte ihr am liebsten eine geklatscht...

Hiiii :* Sry, dass ich so lange nicht geupdatet hab..
Danke an die, die noch da sind und danke für die Reads.. <3

I'm still aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt