Er hörte nackte Füße auf dem Boden tappen, er würde es niemals laut sagen aber es war sein Lieblings Geräusch. Darian nahm seinen Blick von der Skyline New Yorks und fokussierte sich vollkommen auf die kleine Gestalt die mitten im Wohnzimmer stand. Die kleine Gestalt, die auf den Namen Eliane hört, war in den vergangenen Monaten sein Rettungsboot geworden, nur für sie stand er jeden morgen mit einem Lächeln auf den Lippen auf und lebte sein Leben. Der Name war alles was, sie von Rose bekommen hat. Eliane hatte die Strohblonden Haare von ihm, die dunkelblauen Augen von ihrer Großmutter und das winzige Muttermal über ihrer Augenbrauen von seinem kleinen Bruder John. Sie war wahrlich das Spiegelbild der Familie Wilson. Wie sie so da stand mit dem Teddy im Arm, verflog die Müdigkeit von Darian, die ihn langsam einholte. Seine Tochter, die mit ihren vier Jahren immer noch nicht begriff, das sie beide nur noch auf sich alleine Gestellt waren, wartete jeden Tag, bis Rose sie in eine warme Umarmung nimmt. Es war sehr schwer zu trauern gleichzeitig für ein Kind zu sorgen. Darian wurde plötzlich über Nacht Alleinerziehender Vater von einer vierjährigen Tochter, obwohl er trauern sollte, packte ihn in diesem Moment die sorgen, ob er der Aufgabe gerecht werden wird, er hatte Angst. Angst zu Versagen, Rose zu enttäuschen und für Eliane einschlechter Vater zu werden. Doch als der Mann in die großen blauen Kulleraugen sah, wusste er, er würde es schaffen mit viel Arbeit und viel Geduld.

Monate sind vergangen, seit Rose nicht mehr unter den Lebenden weilte und doch hatte Darian das Gefühl, sie war ihm Näher als zuvor, erspürte sie, wenn er schlief oder beim Betreten der Wohnung und manchmal bei kleinen Alltags Dingen fühlt es sich so für den Mann an, als ob ihm jemand über die Schulter zusieht. Am Anfang störte es ihn keineswegs, so vergaß er die dunkelhaarige Schönheit nicht, doch langsam hatte er allmählich das Bedürfnis sie endlich loszulassen um wieder richtig Leben zu können. Ihm fiel in dieser kleinen Wohnung, die sogar für New Yorker Verhältnisse recht groß war, die Decke auf den Kopf, erfüllte sich in diesen vier Wänden nicht mehr wohl. Darian wollte nur noch weg, aber eine Wohnung in einer guten Lage um Preislich nicht Bankrotte zu gehen war in New York fast schon aussichtslos. Er verdiente nicht schlecht in seinem Job als Journalist, es reichte auf jeden Fall ein sorgenfreies Leben in der Metropole zu leben gleichzeitig sich sogar hin und wieder etwas zu Gönnen. Nichtsdestotrotz musste der Mann auch an die Zukunft seiner Tochter denken, die hoffentlich später auf ein gutes Collage gehen mag, das sind wieder kosten an die will Darian gar nicht denken. Obwohl Darian die Frau vergötterte, war er es langsam Leid jede Nacht von Rose zu träumen, die Träume hielten ihn wach und Darian wollte nur noch einmal richtig durchschlafen. Er war jetzt an einem Punkt wo er den Tod von ihr Akzeptierte. Rose war tot, sie würde ihn nicht mehr morgens mit ihren Lippen wecken, die Frau würde auch nicht mehr in seinen T-Shirts Frühstück zubereiten und ihn unschuldig anlächeln mit ihren braunen Augen, all diese kleinen Dinge, die er an ihr so liebte, würde sie nicht mehr machen den Rose hat sich freiwillig für den Tod entschieden anstatt Darian um Hilfe zu bitten. Er war sauer. Sauer auf sich, auf die Welt und vor allem war er wütend auf Rose, weil sie so feige war, sie hat ihnen den Tod vorgezogen, ihm und Eliane. Sie hat Eliane verlassen, ohne an die Folgen zu denken. Er hasse ihren Egoismus, er hasste sie und ihre Tat. Doch er konnte Rose nicht hassen und die Wut auf sie verflog, wie konnte er auf eine Tote wütend sein? Wie konnte er die Liebe seines Lebens hassen, die Mutter seiner Tochter? Der Mann konnte es nicht also musste er es einfach akzeptieren, ein Schlussstrich ziehen und sein Leben neu Ordnen. Darian ging am Anfang zweimal die Woche zum Therapeuten. Dr. Cooper war einfach fantastisch, er half dem Mann mit dem Schmerz klar zukommen und den Verlust an der dunkelhaarigen Schönheit zu akzeptieren und das tat Darian. Woche für Woche wurde der Schmerz weniger, bis er wieder richtig Atmen konnte. Er dachte nicht mehr jeden Tag an sie, vergaß aber die Schönheit nicht dabei. Der Mann erinnerte sich an jeden bedeutenden und unbedeutenden Moment ihres gemeinsames Leben, er würde sie für immer Lieben und in Ehren halten, um später Eliane alles über Rose zu erzählen. Nachdem der Mann, dem Arzt von seinen Träumen erzählte, meinte dieser zu ihm, er soll eine Selbsthilfegruppe für Trauende besuchen, einfach sich mit Gleichgesinnten austauschen und Erfahrungen weitergeben. Dr. Cooper erzählte von Donna, einer Frau die diese Gruppe damals gründete, als sie ihren zwölfjährigen Sohn verloren hatte, damit jeder eine Schulter zum Anlehnen hat, wenn man denkt, das Leben hätte kein Sinn mehr. Niemand sollte alleine Trauern und wer versteht dich besser als Menschen die genau dasselbe erlebt haben. Als er das erste Mal die kleine Gruppe besuchte, fühlte er sich fehl am Platz und trotzdem angekommen. Die Menschen sprachen von Gefühlen, Erlebnissen, von ihren Fortschritten und wie einfach das Atmen wird. Der Mann fühlte sich zum ersten Mal verstanden, niemand hielt ihn in dieser kleinen Runde für verrückt oder krank, wenn er von Rose erzählte. Im Nachhinein waren wir alle doch nur Menschen, die irgendwo hingehören wollten, einen Platz, den wir zu Hause nannten und dieser Platz war nun man in den Armen von seiner verstorbenen Rose.

Seinen Morgen verbrachte er wie jeden Tag mit Eliane, er wollte ihr eine normale Kindheit schenken in dem Darian den Vater, als auch die Mutterrolle komplett übernimmt. Darian lernte das Flechten von Haaren, die richtige Kombination von Klamotten und Mädchen auf emotionaler Ebene zu verstehen. Bevor Darian sich auf den Weg machte zu dem dritten Treffen bei Donna, setzte er das kleine Mädchen bei John und seiner Ehefrau ab. Seit dem Tod von Rose haben sein kleiner Bruder und Klara, seine Frau, oft sich um Eliane gekümmert und Darian zu unterstützen, wo es nur ginge. Nach sechs Jahren Beziehung ist das Ehepaar leider immer noch kinderlos, obwohl der Wunsch nach einem Kind da war, wollte es bei John und Klara einfach nicht auf natürliche Weise klappen, die Chance das beide jemals ein leibliches Kind kriegen standen sehr schlecht. Sowohl Klara als auch der kleine Bruder von Darian spielten schon seit einer Weile mit dem Gedanken einfach ein Kind zu adoptieren, sich endlich diesen großen Herzenswunsch zu erfüllen doch die Tragödie mit Rose hat ihre Pläne wieder total durcheinander gebracht und so passten beide öfter auf Eliane auf, damit Darian wieder auf die Beine kommt. Und obwohl beide erschüttert waren über den Tod, hat Eliane etwas Farbe in ihr Leben gebracht, auch wenn nur für kurze Zeit.

Gedankenlos betrat der Mann das graue Gebäude, begrüßte die kleine Runde und nahm auf einem leeren Stuhl platz. Zuerst fiel sein Blick auf Donna, die ihm gegenüber saß, bis seine Augen auf der zierlichen Person neben ihr hingen blieben, es war eine junge Frau, die sich ziemlich neugierig umsah, man sah ihr sofort an wie unwohl und fehl am Platz sie sich fühlte, so wie Darian am ersten Tag. Um nicht aufdringlich zuwirken, musterte der Mann die Unbekannte nur ganz kurz, ihre braunen Augen die, die Form einer Mandel hatten, wirkten im Kontrast mit der schneeweißen Haut noch viel dunkler, das lange platinblonde Haar von dem er sich nicht sicher war, ob es ihre Naturhaarfarbe war, ließ die Frau noch viel interessanter wirken. Der Mann wollte gerade sein Blick von der Frau nehmen, als ihre Augen aufeinander trafen, beide saßen da in einer Gruppe mit gebrochenen Herzen, um endlich ihren Frieden zu finden.

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Verlorene SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt