Eifersucht mit Eifer sucht

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Es war spät, kurz vor Mitternacht. Der Mond stand wie eine Sichel am Himmel. Dichte Wolken zogen an ihm wie dunkle Schleier vorüber, trotzdem war sein Schein so hell, dass wir keine Taschenlampe benutzen mussten. Wir tasteten uns langsam durch den Wald, die Bäume und Büsche um uns herum hatten in der Dunkelheit jegliche Farbe verloren. Grau wurden die Blätter vom Mond angestrahlt.

Unheimliche schwarze Schatten erschwerten das Vorankommen. Hinter jedem langen Schatten befürchteten wir eine Gestalt. Es war kühl und windig. Ich machte eine kurze Pause, hielt mich an einem Baumstamm fest, legte den Kopf in den Nacken und sog die kalte Luft tief in meine Lungen. Es fröstelte mich, als der kalte Wind auf meinen Hals traf.

„Nun komm schon", meine Freundin Nora drängte mich vorwärts. „Es muss hier ganz in der Nähe sein!" Ich drehte mich einmal um die eigene Achse, um irgendeinen Hinweis zu erkennen, in welche Richtung wir weitergehen mussten. Hinter mir hörte ich ein Knacken, ich fuhr herum und rechnete damit, dass wir erwischt wurden. Doch nichts, es schien nur ein Tier gewesen zu sein. Trotzdem raste mein Herz vor Schreck.

In diesem Moment konnte ich etwas weiter entfernt ein Licht erkennen. Ich war so aufgeregt, dass ich unfähig war mich zu bewegen. Doch dann zog ich scharf die Luft ein und tastete nach Nora.

„Nora", flüsterte ich ohne in ihre Richtung zu blicken. Ich hatte Sorge den kleinen Lichtschein aus den Augen zu verlieren. Jetzt konnte ich ihren Ärmel fassen und zog sie zu mir. „Sieh nur, das Licht dort hinten".

Ich versuchte ihr im Dunkeln mit dem Finger die Richtung, aus der das Licht kam zu zeigen. „Meinst Du wir haben ihn? Ich wäre sehr gespannt, was er zu seiner Verteidigung zu sagen hat." Nora kniff die Augen zusammen, um in der Ferne besser sehen zu können. „Was wird er schon sagen", antwortete sie, „dass alles anders ist, als es scheint wahrscheinlich, wie alle Anderen auch!" Sie redete sich in Rage. „Was meint er denn, wer er ist? Hat er wirklich gedacht, du kommst ihm nicht auf die Schliche? Da hat er sich aber geschnitten."

Ich sah Nora schweigend an. Angst beschlich mich. War ich bereit für die Wahrheit? Ist es so wie es zu sein schien? Nora ergriff meine Hand und zog mich hinter sich her. „Komm jetzt, es gibt etwas zu klären." Wir schlichen weiter durch den Wald auf das Licht zu. Nach einigen Minuten erschien eine kleine Lichtung vor uns.

Auf dieser Lichtung waren die Umrisse einer Hütte erkennbar und auf einer kleinen Veranda stand eine Laterne, aus der uns das Licht entgegen schien. Ich hielt den Atem an. War das sein Liebesnest? Traf er sich hier mit anderen Frauen? Eifersucht kochte nur bei dem Gedanken daran in mir. Ich hielt den Atem an, um nach Geräuschen zu horchen, doch außer dem Flattern einer Fledermaus, die in wilden Bögen um die Hütte herumflog, war nichts zu hören.

„Nora", flüsterte ich wieder. „Bist du sicher, dass wir das machen sollen? Wollen wir nicht lieber umdrehen und wieder gehen?" Nora sah mich an und wenn Blicke hätten töten können, wäre ich wohl tot umgefallen. „Natürlich nicht", flüsterte sie scharf. „Wir gehen da jetzt hin. Du willst es doch wissen. Es ist dein Freund. Seit Wochen höre ich nichts anderes mehr. Jetzt wirst du sehen, ob du mit deinem Misstrauen recht hast. Du denkst doch schließlich er hätte etwas zu verbergen."

Nora schüttelte den Kopf und brummelte noch weiter, doch ich verstand sie nicht mehr. Ich war seit fünf Jahren mit Chris zusammen, doch seit er seinen neuen Job vor sechs Monaten angetreten hat, war irgendetwas faul. Er war zwar nach wie vor sehr zuvorkommend und lieb, aber er hatte kaum noch Zeit für mich und erfand immer wieder neue Ausreden, wie es mir schien, um keine Zeit mit mir verbringen zu müssen. Wenn wir abends ins Bett gingen, spielte sich auch nicht mehr viel ab. Angeblich war er so erschöpft und müde. Ich befürchtete, dass ich ihm zu langweilig geworden war und er seinen Appetit woanders stillte.

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