Kapitel 5

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Seit der Party ist inzwischen eine Woche vergangen, in welcher Jack die meiste Zeit im Haus seines Onkels verbrachte. Tyler und Ethan kamen einmal vorbei, um nach ihm zu sehen. Sie spielten ein Kartenspiel und unterhielten sich über die Geschehnisse der Party. Jack erfuhr, dass Henry und Mark schon seit Ewigkeiten befreundet waren und dass man sich besser von den beiden und ihren „Untergebenen" fernhielt.

Es ist bereits elf Uhr, aber Jack liegt immer noch in seinem Bett und starrt an die Zimmerdecke. Er hört gedämpfte Stimmen von Draußen hineindringen. Eine von ihnen gehört seinem Onkel, aber die andere kann er nicht zuordnen. Er geht zum Fenster und lugt durch den Schlitz zwischen den Vorhängen. Was macht der denn hier? Mark steht neben dem Pfarrer und unterhält sich mit ihm. Es macht den Eindruck als verstünden sich die beiden gut. Petrus deutet auf das Haus, dann verabschiedet er sich und geht in Richtung Kirche.

Mark schaut einen Moment lang auf das Haus bevor er darauf zugeht. Was hat er vor? Jack schleicht ins Bad und versperrt die Tür hinter sich. Er will nicht, dass Mark ihn so sieht. Seine Haare sind noch zerzaust und seine Augen sind vom Schlaf verquollen. Er schlüpft aus seiner Pyjama Hose und unter die Dusche. Dann dreht er den Duschhahn auf und schreit, als sich ein eiskalter Wasserstrahl über ihn ergießt. Fluchend springt er aus der Dusche. Jemand klopft an die Badezimmertür. „Alles in Ordnung?", fragt Mark. „Ja!", antwortet Jack und will am liebsten im Erdboden versinken. „Hier ist übrigens Mark. Ich wollte mit dir sprechen. Aber lass dir ruhig Zeit, ich warte solange.", ruft er.

Jack duscht, putzt sich die Zähne und kämmt sich die Haare, anschließend bindet er sich ein Handtuch um die Hüfte und öffnet die Badezimmertür. Mark ist Gott sei Dank nicht zu sehen. Jack schleicht zu seinem Zimmer und zögert. Hat er die Tür vorhin nicht zugemacht? Vorsichtig späht er in das Zimmer. Mark liegt tatsächlich auf seinem Bett du liest in einem seiner Comics. Der kennt echt keine Grenzen!, denkt Jack. Irgendwie muss er zu seinem Schrank gelangen, sonst kann er sich nicht anziehen. Da es nur einen Weg gibt räuspert sich Jack verlegen, „Hey, ich müsste mich anziehen!" Mark sieht auf und betrachtet Jack. Ihm scheint die ganze Situation überhaupt nicht unangenehm zu sein. „Geht klar.", meint er nur und widmet sich wieder dem Comic. Jack geht zum Schrank. Dann dreht er sich zum Bett und sagt ein wenig frustriert, „Könntest du vielleicht kurz rausgehen?" Mark sieht ihn an. „Ich schaue schon nicht hin. Oder bist du etwa schwul?", fragt er grinsend. „Ich bin nicht schwul!", antwortet Jack verärgert. „Na, dann.", sagt Mark und blättert um. Jack seufzt. Da bleibt ihm wohl nichts anderes übrig. Er nimmt sich eine Unterhose und versucht diese, ohne das Handtuch abzunehmen, anzuziehen. Es ist schlimm genug, dass Mark seinen nackten Oberkörper sieht. Das Handtuch verrutscht ein bisschen und Jacks Blick schießt sofort zum Bett, um sicher zu gehen, dass Mark auch wirklich nicht hersieht. „Brauchst du Hilfe?", fragt dieser lachend, aber den Blick immer noch auf den Comic gerichtet. „Fick dich!", murmelt Jack und zieht das Tuch zurecht. Er schafft es einigermaßen sich anzuziehen, ohne dass der Junge auf seinem Bett die Chance dazu hat etwas zu sehen, was nicht für seine Augen bestimmt ist.

„Also, warum bist du hier?", fragt Jack neugierig und setzt sich auf den Stuhl neben dem Schreibtisch. Mark legt das Heft beiseite. Es ist auf der dritten Seite aufgeschlagen. Entweder er ließt verdammt langsam, oder er hat gar nicht gelesen... „Ich wollte nach dir sehen und mich für Henry entschuldigen. Er weiß manchmal echt nicht, wann er aufhören muss...", sagt Mark geradeheraus. „Mir geht es besser. Aber wenn es Henry leidtut, dann soll er sich selbst bei mir entschuldigen!", erwidert Jack. „Ich glaub nicht, dass das Geschehen wird...", meint Mark verlegen. „Naja, trotzdem danke, dass du hergekommen bist. Das musstest du echt nicht tun.", murmelt Jack. „Ich wollte es aber. Ich war in der Nähe und musste dich einfach sehen!", sagt Mark während er aufsteht und einen Schritt auf Jack zugeht, der immer noch auf dem Stuhl sitzt. Er bückt sich zu ihm herunter und streicht vorsichtig über die Wunde auf Jacks Stirn. Dieser zuckt erschrocken zurück. „Sorry!", sagt Mark verlegen, „Ich... ich sollte besser gehen..." Er verabschiedet sich und verlässt mit hastigen Schritten das Zimmer. Was hatte das denn zu bedeuten?, fragt sich Jack verwirrt.

Sünde (Septiplier) *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt