30.Der Tornado

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Die schwere Tür meines Büros schloss sich, nachdem ich hinein getretten war. Ich ließ mich genervt auf meinen Stuhl fallen und sah durch die Glasfassade nach draußen. New York war atemberaubend, die hochen Wolkenkratzer strahlten eine solche Macht aus, wie ich sie sonst nicht kannte. Ryders goldene Augen verfolgten mich im Schlaf. Hunter hatte es gut geschafft mich ab zu lenken aber jetzt, hier so alleine, nur ein paar Meter von ihm entfernt, fraß es mich auf. Nach ewigen Minuten fing ich endlich an zu arbeiten, es war meine Ablenkung die ich einfach mal dringend brauchte. Wer hatte schon gesagt dass das Leben einfach werden würde? Meine Hände strichen über meinen Rock und automatisch dachte ich daran, wie lächerlich ich ihn am Samstag doch fand. Ja so schnell landet man in dieser Situation Rose. Ich beschäftigte mich mit jedem Papierkram, den ich bekommen konnte und arbeitet meine Mittagspause durch. Ich wollte einfach etwas leisten, denn seit kurzem zweifelte ich alles was so selbstverständlich war an. Vollkommen vertieft in meine Arbeit, merkte ich nicht mal das Robert an meiner Tür stand und mich musterte, erst als ich aufsah und einen halben Herzinfarkt bekam. "Robert was machst du hier." fragte ich gelangweilt und sah ihn nicht mal an. "Ich denke wir sollten reden Rose." hauchte er und setzte sich ohne zu fragen auf den Stuhl vor mir. "Was denkst du eigentlich, wer du bist?! Du verletzt Tammy bis aufs letzte und hast noch den Mut in mein Büro zu kommen, dich auf meinen verdammten Stuhl zu setzten und mir zu sagen, dass wir reden müssen?! Ich und du haben nichts zum reden, ich bringe Mr.Wood jetzt seine Unterlagen, wenn sie Arschloch mich also entschuldigen würden." fauchte ich, machte einen wütenden knicks und verließ mit meinen Papieren das Büro. Männer denken auch sie könnten sich alles erlauben! Als mein damals erster Freund Evan mich betrogen hat, dachte ich mein Leben hätte keinen Sinn mehr. Meine Mutter hatte mich damals zu einem Therapeuten geschickt, weil Jugendliche angeblich Selbstmord Gedanken bekommen könnten. So kam es, dass ich jeden Dienstag zu Travis ging, er hatte mich gebeten ihn beim Namen zu nennen. Travis war ein lieber Mann und hatte damals mit mir eine Schmerz Tabelle aufgestellt. Regen war leicht, Donner war mittel, Gewitter sehr schwer und Tornado der Zusammenbruch. Seit dem teilte ich alle meine Schmerzen ein. Evan war ein Donner und selbst als mein Vater starb, war er nur ein Gewitter. Irgendwie machte ich mir gerade Gedanken darüber, während der Aufzug auf Ryders Etage fuhr. Ich lief verklemmt auf seine Tür zu und klopfte leicht. Seine tiefe Stimme bat mich rein und als er mich sah, änderte sich etwas in seinen Augen. Ich hatte diesen Ausdruck noch nie gesehen, jedoch verunsicherte er mich. "Ich hab dir also ich mein ihnen Papiere gebracht." sagte ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Mit kleinen Schritten lief ich auf ihn zu und legte die Verträge auf seinen Tisch. Ich wollte einfach nur raus, seine Nähe war so erdrückend also drehte ich mich um und wollte verschwinden aber natürlich machte er mir einen Strich durch die Rechnung. "Rose." seine weiche Stimme hüllte mich ein, wärmte mich wie eine warme Decke und brachte mich zurück zu ihm. Seine goldenen Augen waren auf mich gerichtet, als er aufstand und mich in den Arm nahm. Es war eine kleine Berührung aber im Moment so bedeutend für mich. Seine Arme hielten mich wie ein kleines Kind. Zu Hause ist kein Ort, sondern ein Gefühl hatte Mama immer gesagt und ich war mir ziemlich sicher, dass es sich so anfühlte. Wir lösten uns leicht von einander und stumm drehte ich mich um, um zu gehen. "Kommst du kurz vor Feierabend nochmal zu mir?" fragte er und küsste mich kurz. Ich nickte nur und ließ sein Büro hinter mir. Meine Füße führten mich nach draußen, wo ich einen Kaffee trank und Kinder beim spielen mit ihren Eltern beobachtete. Was war nur passiert, dass ich plötzlich diese Distanz zwischen und spürte? Konnte nicht alles so sein wie früher?

Vor 15 Jahren
"Boah Mama ich spiel nicht mit ihr Barbie!" maulte Ryder seine Mutter an, die ihn mit ihren Blicken strafte. Sie stritten schon seit einer halben Stunde, dabei wollte ich doch nur, dass er mein Ken ist. Leichte Tränen bildeten sich in meinen Augen, ehe sie meine Wange hinab liefen. Ich nahm Rydis große Hand in meine und zog daran. Seine Augen richteten sich auf mich und augenblicklich verstummten beide. "Ich wollte nicht, dass ihr euch streitet. Es tut mir leid, wenn du nicht mein Ken sein willst, dann such ich einfach jemand anderen." sagte ich lächelnd und wischte meine Tränen mit einer Hand weg. Ich sammelte vorsichtig meine Barbie und meinen Ken auf und lief den kleine Weg zu Daniels Haus. Er hatte schon mehrmals Mami gefragt ob ich mit ihm spielen will. Gerade als ich überlegte wie ich das Tor ohne Hände aufmachen soll, wurde ich hoch gehoben. Ich kicherte leise und sah Rydi fragend an "Ich möchte aber dein Ken sein!" sagte er und nahm ihn in seine Hand. Und so spielten wir, geschlagene drei Stunden.

Ich hatte nicht gemerkt, wie die Tränen meine Wangen hinab liefen. Ich wusste nicht was mit mir los war aber meine Gedanken kreisten nur noch um ihn. Mit festen Schritten stand ich auf und beschloss, sofort in sein Büro zu gehen. Die schwere Tür mit dem goldenen R lächelte mich an, als ich ohne zu klopfen hinein trat. Jedoch saß nicht Ryder in seinem schwarzen Stuhl, sondern eine Frau. Ihre dunklen Haaren waren hoch gesteckt und ein kalter Gesichtsausdruck zierte ihre Lippen. "Wo ist denn Mr.Wood und was haben sie in seinem Büro zu suchen?" fragte ich sie höflich. Sie lächelte leicht "Er holt uns beiden einen Kaffee, ich bin seine Verlobte Victoria." antwortete sie stolz und während sie sprach fiel mir jegliche Farbe aus dem Gesicht. Ich schluckte kurz, ließ mir jedoch nichts anmerken. Irgendwann wirst du mich verstehen Rose erklangen Tammys Worte in meinem Kopf. Sie hatte mich belogen, sie hatte von diesem Spiel gewusst. Eine elende Lügnerin hatte ich für meine Freundin gehalten. Ryders Gesichtsausdruck wirkte verängstigt als er mich sah, ich jedoch lächelte nur provozierend. "Ryder ich hatte ein ausgesprochen nettes Gespräch mit deiner Verlobten, dann will ich mal nicht weiter stören." hauchte ich und sah in seine goldenen Augen. Genau in dieser Sekunde wurde mir klar, dass ich ihn in mein Herz gelassen hatte. Ich hatte zugelassen ihn zu lieben und sogar von ihm geliebt zu werden und jetzt kam er, hier war er, der Tornado. Er rieß alles auseinander, einschließlich meines Herzens..

Es war echt schwer das zu schreiben. Ich liebe euch für die 110 tausend *_*
Dieses Kapitel widme ich meiner wundervollen Cousine, die mich dazu gebracht hat es zu schreiben ❤ ich liebe dich mein engel
Wie immer freue ich mich über Meinungen und Kritik
Hasst mich nicht
~Albina

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