England. 1963. Ich werde durch einen grauen, leeren Gang geführt, gefesselt. Ich trage keine Handschellen, sondern die Fesseln der Unterdrückung. Die verschlossene Türe zur Freiheit. Wie es dazu kam... meine Erinnerungen sind verschwommen. Ich würde mich jedoch lieber an gar nichts mehr erinnern. Es nähert sich eine Ecke. Bald werde ich erfahren wohin ich gebracht werde. Ich werde brutal über den Boden geschleift. Anscheinend meint man es nicht nett mit mir. Zwei Erwachsene uniformierte Männer halten mich an den Händen. Ihre beige Hüte geben mir schon zu erkennen das ich nicht mehr in meinem Dorf bin. Der eine trägt eine ovale, billige, braune Brille, die mich widerwillig an jemanden Bekannten erinnerte. Nur weiss ich nicht wen. Der andere trägt einen Drei Tage Bart und... ist es das was ich denke... für einen Sekundenbruchteil, sehe ich das sich unter seiner Nase eine riesige, schwarze Warze befindet. Sofort schliesse ich die Augen. Ich muss mir das Bild aus dem Kopf schlagen! Langsam und furchtlos öffne ich meine Augen und schaue panisch nach vorne, wo immernoch nichts erschienen ist. Ich drehe mich mutig in seine Richtung... wieso? Weil ich zu neugierig bin um es nicht zu tun. Er guckt verabscheuend in meine Richtung. Jetzt muss ich ihm ins Gesicht schauen, ich will ja keinen Ärger machen. Noch nicht. Endlich werde ich um die letzte Abbiegung geschleppt, da jetzt endlich eine Tür auftaucht. Eine weisse Metalltür, mit einem Schloss, sonst nichts. Langsam geht der erste meiner zwei freundlichen und unterhaltsamen Trägern zu der Tür und nimmt seinen Schlüssel hervor. Die Tür hat sich geöffnet und jetzt sehe ich ein Bild des Grauens. Dieses Bild werde ich wahrscheinlich nie mehr los... hinter der Tür, befindet sich ein Raum voller traurigen, gequälten, abgemagerten Menschen, die sich an Maschinen abkrampfen. Sie tragen alle die gleiche Kleidung. Graue Schutzkleidung und schwarze Schuhe. Ein Mensch mit einem Herz aus Stein hätte den Unterschied zwischen Maschine und Mensch nicht erkannt und zugegeben für mich ist es auch schwierig! Nach dem kurzen Stop werde ich weitergeschleppt. Der Boden hier ist anders... es schmerzt meine Beine nur noch mehr. Einige drehen sich zu mir um, aber meine Träger werfen ihnen böse Blicke zu und sie drehen sich wieder zurück. "Was ist das denn für ein Irrenhaus?", quetsche ich aus mir heraus. Der Warzenträger lacht nur spöttisch und befiehlt: "Du hast hier gar nichts zu sagen, also hälst du deinen Mund!" Ich halte also meinen Mund, obwohl ich es nicht verkraften kann die Leute so zu sehen. Aber ich will ja keinen Ärger machen. Noch nicht. Meine Träger und ich, nähern uns einem weiteren Saal... vermute ich jedenfalls. Eine edle Holztür versperrt uns den Weg bis der Warzenträger, sie behutsam und plötzlich auch ängstlich aufstösst. Vor mir erstreckt sich ein runder, dunkler Raum. Es sieht wie ein Gerichtssaal aus. Viele starrende Gesichter, bedeckt in schwarzen Mänteln und hinten in der Mitte, sitzt ein grosser, ich möchte mal sagen: ründlicher Mann, mit einer weissen, gelockten Perücke. Der ist wohl im Barockzeitalter stecken geblieben! Der Raum ist sonst noch mit wunderschönen Mosaiken und Fackeln ausgestattet. In der Mitte des runden Raumes ist ein Kreismosaik, worauf ich jetzt gerade von den zwei Trägerdödeln geworfen werde. Autsch... das tut schrecklich weh. "Gut... wen haben wir den da?" ertönt es aus dem Mund des Barockmannes. "Jemand mit schweren Bein und Armverletzungen, wegen Dick und Doof hier!" knurre ich und zeige auf die zwei Träger. Der ganze Saal musse sich ein Lächeln verkneifen, nur der Lockenfettsack nicht. Er erhebt sich aus seinem grossen Sessel und spricht mit lauter Stimme: "Sind wir heute zu Spässen aufgelegt, Frau Stein?!" Ich erstarre. Er kennt meinen Namen. "Ich vermute jetzt nicht mehr!", zischt der angebliche Richter und lässt sich, mit einem Lächeln auf seinem Sessel nieder. "Wir fahren weiter... sie heissen Ella Stein. Vor mir sitzt eine junge Frau, deren Familie alle... nicht mehr hier sind, wegen eines..." "AUFHÖREN!", schreie ich panisch. Mit meiner Vergangenheit ist nicht zu spassen. "Was wollen sie von mir?", frage ich wütend. "Ich wäre eigentlich noch nicht fertig gewesen aber... am Schluss hätte ich ihnen gesagt: Sie wurden an die Fabrik verkauft!" Ich werde blass. Ist das überhaupt möglich? Oder will der Lockenrichter mir nur Angst einjagen? Die einzigen Wörter die ich rasubrachte waren: "Wer macht das?" Der Richter kniff sein linkes Auge zusammen und sprach: "Frau Stein, sie sind somit der Fabrik verpflichtet und werden für uns arbeiten. Wenn sie sich fragen... alles ist legal! Sie werden der untersten Arbeitergruppe zugewiesen... noch Fragen?" Ich musste das erstmals verdauen. "Das alles... ist wegen meinen Eltern, richtig?" Der Richter nickte streng und befahl Den Trägern mich abzuführen...

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Die Rebellin
Детектив / ТриллерNachdem sie in England eine Rebellion ausgelöst hatte, musste Ella Stein gezwungen flüchten und sie entscheidet sich in die Schweiz zu reisen. Sie glaubt dort könnte sie sich zur Ruhe setzen und sich mit ihrer komplexen, schwierigen Vergangenheit be...