Komisch

118 4 1
                                    

Kerstin saß mit einem Glas voller Rotwein am Abendbrottisch und nippte dezent genervt daran. "Bernhard, du benimmst dich wie ein pubertierender Teenager", stellte sie die Diagnose und nahm einen größeren Schluck, um sich so zu beruhigen. Ihr Mann war wirklich das Letzte. Wenn sie doch nur einen Ehemann hätte wie Gideon einer war. So ein Traumkerl. Und das sagte sie ihm auch. Berhard schnaubte. "Bitte! Komm schon, Kerstin! Musst du immer wieder mit deinen Büchern anfangen? Und das alles nur, weil ich Fesseln beim Geschlechtsverkehr verwenden wollte! Das ist doch nicht mehr normal!", schrieb Bernhard. Kerstins Unterlippe zitterte. "Na und! Wenigstens sind meine Bücher immer für mich da. Anders als du, nh!", zeterte Kerstin Gier voller Abscheu und stand auf, um den restlichen Rotwein in ihrem Glas in die Spüle zu schütten. Berhard kam jetzt auch in die Küche und seine Augen blitzten böse in Kerstins Richtung. "Was tust du da?", fragte er seine störrische Frau, aber Kerstin warf nur das Haar zurück und meinte, dass sie ihre Bücher lesen gehen müsse. Das gefiel Bernhard gar nicht. 

Als sie ihr Buch aufklappte (Rubinrot), fühlte sie sich direkt geborgen und seufzte. Gwendolyn erinnerte sie sehr an sich selber, aber dennoch, irgendwie waren sie verschieden. Kerstin spürte ein Kribbeln in ihrem Magen und dachte sich: Joh, das kommt davon, dass ich zu wenig gefressen habe! In ihrem Inneren wusste sie allerdings bereits, dass es mehr war als das. Sie war verliebt, wie es schien. Aber woher kam das Gefühl der Verliebtheit? Von wem ging es aus? Konnte es wirklich sein? Kerstin Gier stutzte für einen Augenblick und rieb sich die Schläfen. Das Buch lag zwischen ihren Schenkeln. Ihr kam der Gedanke, dass sie sich vielleicht in eine Buchfigur verliebt hatte. Konnte es tatsächlich möglich sein, dass sie sich in Gwendolyn verliebt hatte? In eine fiktive Person, die sie auch noch selbst erfunden hatte? Aber dennoch, das Kribbeln ließ nicht nach und nach einiger Zeit der Überlegung wurde ihr klar, dass es so sein musste. Sie hatte sich erneut verliebt. In eine Buchfigur. Vielleicht sollte es einfach so sein ... Kerstin wurde rot bei dem Gedanken an Gwendolyns Oberweite. Gwendolyn trug D, das hatte sie damals in ihr schwarzes Büchlein notiert. Kein Wunder, dass Gideon - und jetzt auch Kerstin - sie wollte.

"BEEEEEERNHAAAAARD", brüllte Kerstin voller Inbrust und zog ihr Exemplar von Rubinrot zwischen ihren Schenkeln hervor. Sie wusste selber nicht, was genau sie von ihrem Mann wollte, aber dieser kam augenblicklich angedackelt. "Ja, Kerstin, mein Schatz?!", fragte er mit einem Hundeblick und hielt ihr Kartoffelspalten vor die Nase. Eigentlich hatte Kerstin Hunger aber sie konnte die ganze Zeit über nur an Gwendolyns Unterwäsche denken. Wie war das alles möglich? "Kerstin?" Bernhard wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum. "Willst du nun eine Kartoffelspalte oder nicht?", hakte Kerstins Mann nach und diese fühlte sich in ihrem spirituellen Gedankenfluss gestört, weshalb sie ihm die Kartoffeln aus der Hand schlug. "Mach mir Dinkelpfannkuchen und guck nicht so!", motzte sie, als Bernhard unter Tränen rieb. "Aua, Kerstin!", heulte Bernhard voller Schmerz in seinem Herz. Er war ja so ein Waschlappen, dachte sich Kerstin und verdrehte die Augen. Sie schmiss ihm eine Packung Schmerzmittel an die Birne und vertiefte sich wieder in ihren Schmöker beziehungsweise die Lektüre, die sie selber verfasst hatte.


----

Jap, diese Geschichte ist geil und zu hundert Prozent ernst gemeint. häff fan bei ridin.

Eure/r Diverse/r (erIhatIarschloch + jamikathi)


Kerstin Gier x GwendolynWhere stories live. Discover now