Ein Wolf fraß glücklich ein Stück Fleisch, dass er von dem dünnen, kleinen Fuchs bekommen hat.
Der gierige Wolf hatte es schon vor langer Zeit aufgegeben selbst auf die Jagd zu gehen, denn er hatte bemerkt, dass andere es gerne für ihn tun, wenn er ihnen nur genügend Angst macht.
'Wie einfach das Leben doch ist', freute sich der Wolf und kaute genüsslich weiter.
Doch bald verwandelte sich seine Freude in Schmerz, als er bemerkte, dass das Fleisch vergiftet war.
'Dieser verdammte Fuchs! Hat er es doch geschafft sich mit einer List an mir zu rächen!', dachte der Wolf als er panisch die Reste des Fleisches ausspuckte.
Dann lief er schnell zum nächsten Bach um sich hektisch das Maul auszuspülen.
Als er sich wieder beruhigt hatte, dachte der Wolf: 'Eine Vergiftung muss nicht immer böse enden, wenn man rechtzeitig ein Gegenmittel hat. Bestimmt weiß die Eule, was zu tun ist'.
Genau in diesem Augenblick hörte er Flügelschläge und blickte auf: Wenn man vom Teufel spricht. Auf einem niedrigen Ast, direkt über dem Wolf war die kluge Eule gelandet. Sie faltete ihre Flüge, dann blickte sie hinunter zum Wolf.
„Frau Eule!", rief der Wolf, „der böse Fuchs hat mein Essen vergiftet um mich hinterhältig zu ermorden! Nenn mir ein Heilmittel, und ich werde unsere Gemeinschaft von diesem hinterhältigen Verbrecher endgültig befreien!".
Doch die Eule, die über die Taten des Wolfs bescheid wusste sagte nur: „Einen hinterhältigen Verbrecher nennst du ihn? Dabei bist du hier doch der Übeltäter! Seid Monaten hast du den armen Fuchs dazu gezwungen dir den Großteil seiner Beute zu geben, während für ihn gerade genug übrig blieb um sich selbst zu ernähren. Und obwohl der Fuchs seine spärliche Beute mit seiner Familie geteilt hat, sind alle, bis auf ihn verhungert. Nun sprich, Wolf, warum sollte ich dir helfen?"
Geschockt und verdutzt wie er war, brachte der Wolf kein Wort heraus. Er hatte zwar gewusst, dass der Fuchs nicht genug aß, aber das hatte ihn nicht interessiert, genauso wenig ob der Fuchs Familie hatte. Erneut krümmte sich der Wolf vor Schmerzen.
„Bitte, Eule", jammerte der Wolf, „Hilf mir".
„Nein, ich kann dir nicht helfen und ehrlich gesagt möchte ich es auch nicht. Ich bin froh, dass deine Taten nicht ungesühnt bleiben", mit diesen Worten schwang sich die Eule in die Luft und ließ den sterbenden Wolf hinter sich zurück.
Bosheit folgt auf Gutes und aus Freude wird Sorge geboren.
Wenn du einen einfachen Weg gefunden hast, glücklich und zufrieden zu leben, passe auf, dass du anderen dabei nicht auf die Füße trittst und es am Ende bitter bereust.
Mania Vesania
2019