Ich zog die Handbremse und stellte den Motor ab bevor ich mich in den Fahrersitz fallen ließ. Die Sonne schien und es war ein schöner, sonniger Tag, dennoch hatte ich innerlich das Gefühl zu zittern. Ich wischte meine nassen Hände an meiner Jeansshorts ab, atmete tief ein und zog den Autoschlüssel aus dem Zündschloss. Mit der rechten Hand versuchte ich meinen Rucksack vom Rücksitz zu fischen, öffnete dann die Tür und stieg aus. Warme Luft umhüllte mich und ich rang mit mir nicht vielleicht doch wieder in den Wagen zu steigen und zurück zu fahren.
>> Reiß dich zusammen! << , sagte ich laut zu mir selbst. Ich verstehe nicht warum ich so eine Panik hatte einfach meine Sachen abzuholen. Mit schweren Schritten stieg ich die kleine Stufe zur Eingangstür des Hauses vor mir hoch, drehte mich zum Klingelschild und drückte auf den Knopf der rechten Wohnung im ersten Stock. Es dauerte einen Moment bis eine tiefe Stimme mit >> Ja? << ,durch die Gegensprechanlage antwortete.
>> Ich bin es... <<, war alles was ich raus bekam, mehr brauchte es aber auch nicht, denn er wusste ganz genau das ich es war. Die Tür summte und ich ging hinein in den Hausflur. Es war angenehm kühl, ich lief die Treppe hinauf und die Stufen knarrten unter mir so wie sie es schon so oft in den letzten zwei Jahren getan haben.
Er stand schon am Türrahmen gelehnt da und wartete auf mich als ich ankam. Seine Gesichtszüge waren ausdruckslos, doch seine Augen konnten seinen Schmerz nicht verbergen.
Ich Konnte nicht verstehen warum er diesen Blick aufsetzt. Wahrscheinlich sollte es mir das Herz brechen ihn so zu sehen, doch ich war immer noch davon überzeugt, dass es besser ist wenn ich die Wohnung verlassen würde.
Robin fuhr sich mit der Hand über die Augen und richtete sich grade auf um mich in die Wohnung zu lassen. Mit gesenktem Kopf ging ich an ihm vorbei und lief Richtung Schlafzimmer um den letzten Karton mit meinen Sachen zu holen. Er schloss die Tür hinter uns und folgte mir.
>> Nora <<, seine warme Stimme ließ mich schlucken und ich musste versuchen stark zu bleiben. Es traf mich immer noch mitten in mein Herz wenn ich an jene Nacht zurück dachte. Alles was wir uns aufgebaut hatten, unsere Pläne für die Zukunft, alles hatte er einfach so zerstört. Ich hob den letzten Karton vom Boden und drehte mich zu Robin um.
>> Robin du musst nicht schon wieder versuchen mich umzustimmen! Es gibt nichts was ich mit dir besprechen möchte, für mich ist die Sache erledigt. Ich werde zu meiner Tante ziehen und mir, wenn ich irgendwie neben dem Studium und der zusätzlichen Arbeit im Restaurant Zeit finde versuchen eine eigene Wohnung suchen.<<
Robin lachte auf und kam näher zu mir.
>> Du glaubst doch selber nicht, dass du dir noch eine Wohnung leisten kannst wenn du 600€ an die Uni abgeben musst.<<, sagte er und runzelte die Stirn. Innerlich wusste ich, dass er Recht hatte, dennoch gab ich es nicht zu. Ohne die Hilfe von meiner Tante wäre ich total erledigt.
>> Ich weiß...aber Tante Silvia ist sowieso kaum da und immer unterwegs, da hab ich quasi meine eigene Wohnung. <<, ich ging an ihm vorbei Richtung Tür, wollte nur noch weg, weg aus der Wohnung und ganz besonders weg von ihm.
>> Nora...<< Mit klopfendem Herz blieb ich nun doch noch einmal Stehen und drehte mich zu ihm Um.
>> Und ich dachte wirklich das du meine große Liebe bist.<<, war alles was ich sagte, dann ging ich endgültig.
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Vor fünf Jahren sind wir zusammengekommen da waren wir beide mitten im Abi Stress, waren jung und dachten die Zukunft gehört uns. Robin fing nach dem Abi eine Lehre an und war grade fertig geworden als wir zusammen in unsere erste gemeinsame Wohnung zogen. Er verdiente das Geld und ich... ich hielt mich mit Nebenjobs über Wasser. Einen genauen Plan hatte ich nie wirklich gehabt, ich hatte mich an einigen Unis beworben aber lange Zeit keine Antwort bekommen oder nur Absagen oder sollte mit Wartezeit rechnen. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, bis ich Anfang des Jahres endlich eine Zusagen für ein Tourismuswirtschaftsstudium bekommen hatte. Ich musste einen Eignungstest durchführen und mir ein Betrieb suchen bei dem ich arbeiten konnte. Zu meinem Glück hatte genau zu dieser Zeit ein neues Restaurant in der City unserer Stadt eröffnet und suchte Leute. Ich stellte mich persönlich vor und hatte die Chance direkt mit dem Restaurantleiter und Geschäftsführer zu sprechen. Sie meinten, sie hätte bis jetzt immer nur Auszubildende gehabt aber noch nie Studenten ausgebildet, aber sie würde mir eine Chance geben. Einige Wochen Später unterschrieb ich meinen Vertrag und der Starttermin war für mich August, dass Studium sollte aber erst im Oktober beginnen, so hatte ich etwas Zeit um Geld zu sparen.
Am Abend traf ich mich mit meiner besten Freundin Nelli. Wir gingen wie eigentlich immer in unsere Lieblingsbar >> Loona's << , sie war keine dieser versüfften Kneipen wo nur verloderte alte Säcke saßen, sondern eine moderne Bar mit einem gemütlichen Ambiente. Wir tranken etwas Wein, unterhielten uns über meinen unterschriebenen Vertrag und den neuen Typen von Nelli. Es blieb einem kürzeren Treffen, da Nelli sich noch mit ihrer neuen Bekanntschaft treffen wollte. Auch ich wollte nach Hause und Robin von den Neuigkeiten berichten, wenn er später nach Hause kam.
Als ich die Haustür öffnete merkte ich sofort das was nicht stimmte. Es war ruhig in der Wohnung, doch der Fernseher lief leise und ich wunderte mich, dass die Tür nicht richtig verschlossen war. Ich war mir zu 100% sicher das ich sie vorhin richtig verschlossen hatte. Ich sah die Schlüssel von Robin am Schlüsselbrett hangen. Er hatte mir vorhin eine Nachricht geschickt und gefragt was ich heute Abend machen würde. Ich erzählte ihm von dem Treffen mit Nelli und er meinte er wolle sich mit Jonas und Thore, seinen beiden besten Kumpels zum Fußball gucken treffen. Doch das Spiel war noch nicht zu Ende das wusste ich ganz genau, denn es wurde auch im Loona's übertragen.
Ich zog mir die Schuhe aus, legte meinen Tasche ab und hing meine Lederjacke an die Garderobe. Barfuß lief ich über das Parkett Richtung Wohnzimmer. Die kleine Lampe im hinteren Bereich des Zimmers neben der Couch war an und zwei Weingläser standen auf dem gläsernen Couchtisch. Ich schnappte mir die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Ich schaute mir die beiden Gläser an, in einem war noch die Hälfte drinnen und es klebte ein rosafarbener Lippenstift am Rand des Glases. Meine Hände wurden schweißnass und ein dicker Klos bildete sich in meinem Hals. Ich hatte das Gefühl im falschen Film zu sein, dass passiert doch nur in Büchern oder im Asi TV aber nicht mir, nicht uns. Robin war nicht der Typ der so etwas machen würde. Robin war immer der ruhigere Part in unserer Beziehung. Er war der, der mich wieder auf den Boden holte wenn ich mal wieder völlig unter Strom stand.
Mit einem flauen Gefühl lief ich leise durch den Flur und blieb vor der Schlafzimmertür stehen. Die Tür war zu, dennoch konnte ich ein leises Keuschen durch die Tür hören. Ich hob meine zitternde Hand langsam auf die Klinke doch zögerte sie hinunter zu drücken. Wollte ich das wirklich, wollte ich wirklich sehen wie Robin mit irgendeiner anderen in unserem Bett liegt ? Nein, dass wollte ich nicht. Ich zog meine Hand weg und machte auf dem Absatz kehrt, zog meine Schuhe und die Jacke wieder an. Meine Tasche hob ich auf und schnappte meine Schlüssel, öffnete die Tür und verließ den Ort, der eigentlich mein Zuhause war. Die Tür viel scheppernd ins Schloss und ich tippte die Nummer von Nelli ein.
>> Hallo? <<, antwortete Nelli mit müder Stimme. >> Ich bin es. Kann ich bei dir schlafen?<<, fragte ich mit bebender Stimme. Ich hörte das Rascheln von ihrer Bettdecke und wie sie sich wahrscheinlich aufrichtete. >> Was ist passiert Nora ?! <<, fragte sie nun hellwach.
Ich ließ mir kurz Zeit um tief ein und aus zu atmen, doch das beklemmende Gefühl in meiner Brust wollte einfach nicht verschwinden. >> Robin hat mich betrogen... <<, sagte ich und lief zu meinem Auto. >> Was hat er ?! Das kann doch nicht sein, redest du wirklich von deinem Robin ? << , ich konnte ihren Zweifel hören doch wusste sie ganz genau das ich damit nie spaßen würde.
>> Ich hab sie gehört, sie waren im Schlafzimmer aber ich hab die Tür nicht geöffnet. Ich wollt es nicht sehen. <<, erwiderte ich und öffnete die Tür meines Wagens, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und umklammerte das Lenkrad mit der freien Hand.
>> Natürlich kannst du vorbei kommen, ich warte auf dich. <<, war alles was Nelli sagte und es war alles was ich im Moment brauchte. >> Fahr vorsichtig. <<, sagte sie noch bevor ich auflegte.
Das Handy legte ich auf die Mittelkonsole und fuhr los. Es dauerte nicht mal 20 Minuten und ich stand vor Nelli Tür und klingelte. Die untere Haustür war wie immer offen so war ich direkt weiter hoch gelaufen. Nelli öffnete die Tür und sah mich mit großen Augen an, ihre schlanke gestallt umhüllte ein großes schwarzes T-Shirt , welches wahrscheinlich von ihrer Bekanntschaften war. Ihre langen roten Haare hatte sie in einen Dutt zusammen geknotet und mit ausgestreckten Armen fiel ich ihr in die Arme.
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Feeling Lost
Teen Fiction"Es gibt Momente im Leben, da hat man das Gefühl man wird von einem Zug erwischt, oder man bekommt einen Eimer Eiswasser über den Kopf gegossen. Solche Momente sind in der Regel negertiv, denn man fühlt sich wie gelähmt. Doch in meinem Fall war die...