1. Eine Panne mit Folgen

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Berlin, 1907

Das Hotel Kaiserhof ließ keinen Wunsch offen und doch fühlte sich Feenja in den riesigen Zimmern klein und einsam.

Immer wieder sah sie ungeduldig auf die große Standuhr, deren Zeiger sich einfach nicht vom Fleck bewegen wollten.

Es war eine dumme Idee gewesen, Mick mit dem Automobil alleine ausfahren zu lassen. Doch ihr waren diese lauten, stinkenden Ungetüme einfach nicht geheuer.
Die Menschen jedoch schienen sie regelrecht zu lieben. Und als ein befreundeter Geschäftsmann Micks Interesse an diesen Maschinen bemerkt hatte, hatte er ihm prompt angeboten, ihm eines zu leihen.

Und nun hätte er längst zurück sein müssen. In vier Stunden sollten sie im "Wintergarten" sein, wo sie die legendäre Mata Hari bei ihrem ersten Auftritt in Berlin sehen durften. Auch die Karten dafür kamen von Micks Freund.
Und das Abendessen würden sie auch verpassen.

Wenn sie nur wüsste, wo er steckte! Aber diese Automobile waren schnell, er konnte also irgendwo sein.

***

Ratlos stand Mick vor dem Motor des schwarzen Maja 24, der mitten auf der Landstraße stehen geblieben war.
Das Automobil hatte noch genügend Treibstoff und doch wollte es nicht weiterfahren.

Das war's dann!

Er musste wohl oder übel den Weg zum nächsten Dorf zu Fuß zurücklegen und hoffen, dort ein Telegrafenamt zu finden, damit er den Wagen abschleppen lassen konnte, vor allem aber auch, um Feenja Bescheid zu geben, die sich sicher schon Sorgen machte.

Am Horizont waren dunkle Wolken aufgezogen, also würde es auch noch regnen.

Wunderbar!

Mick zog eine Karte unter dem Fahrersitz hervor und fand auch eine Plane.
Zumindest würde das Automobil vom Regen verschont bleiben.

Er fand auf der Karte die nächste Ortschaft und hoffte, er würde sie noch vor dem Regen erreichen. Dann machte er sich zu Fuß auf den Weg.

Die dunklen Wolken vor ihm kamen näher und bald schon wurde es dunkel, obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war. Mick konnte schon erstes Donnergrollen hören.

"..mein Herr?" hörte er plötzlich hinter sich. Erschrocken fuhr er herum.  Er war so in Gedanken vertieft gewesen, dass er erst jetzt den Heuwagen hinter sich sah.
Die Frau auf dem Kutschbock lachte. "Entschuldigen Sie bitte, ich wollte sie nicht erschrecken."

Mick verbeugte sich kurz in ihre Richtung und grüßte sie freundlich.

Die Frau deutete hinter sich. "Ist das da hinten ihr Wagen?"
"Ja, er hat eine Panne." antwortete Mick. "Ich hatte gehofft, im nächsten Dorf eine Nachricht abschicken zu können."
"Das tut mir leid, dort werden sie kein Postamt finden." erwiderte sie und zeigte nun auf die Gewitterfront vor ihnen. "Und wie es aussieht, werden sie es auch nicht bis zum Nächsten schaffen, bevor der Sturm losbricht."

Mick folgte ihrem Blick. Sie hatte recht, es konnte jeden Moment anfangen, zu regnen und der Wind, der mittlerweile aufgekommen war, kündigte ein starkes Gewitter an.

"Wenn Sie möchten, kann ich sie mitnehmen." unterbrach sie seine Gedanken. "Sie können den Sturm bei mir zuhause abwarten."
Erstaunt sah er sie an. "Das wäre zu freundlich von Ihnen."

Sie rutschte auf dem Bock zur Seite und Mick sprang auf. Die Frau lenkte ihren Wagen wieder auf den Weg.

"Entschuldigen Sie, ich habe mich Ihnen noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Mick." Er reichte ihr die Hand. Sie ergriff sie und lächelte. "Freut mich, Mick, ich heiße Lore."

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✓ Ein zweites Leben // Armans GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt