Vorstadt

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Patricks Füße flogen über den Asphalt. Seine Turnschuhe federten jeden Schritt, gaben ihm den Halt, den er so nötig brauchte. Sein kleiner Rucksack rieb an seinem Rücken und Armen. Die Häuserfassaden flossen an ihm vorbei, als er um die Kurve drechte.

Vor ihm erstreckte sich die weite Straße. In der Ferne glühte der Horizont. Auf dem leicht ansteigenden Hügel vor Patrick verschwamm die Straße zu einem schlierenhaften Gebilde; Hitzeschleier ließen alles verschwimmen.

Es brannte die Welt unter Patricks Füßen, doch was noch mehr brannte war seine Lunge, durch die die heiße Luft sog und seine Arme, an denen sein Rucksack rieb.

Zur linken Seite hin lag eine Siedlung. Rechts waren Felder. Vor ihm war der Hügel und hinter dem Hügel würde bald die Tankstelle auftauchen und dann war da noch das verfallene Haus, aber das war noch gute 700 Meter entfernt. Hinter sich hörte er jemanden laut rufen, in abgegehetzter, hechelnder Stimme, in welche sich das laute Atmen und gelegendliche Keuchen der selben Person mischte.

Keine 10 Sekunden später war Patrick schon nach links weg über den nächstgelegenden Gartenzaun gesprungen, verschwand durch den Garten und landete auf der Parallelstraße, auf welcher er nun weiter in eine andere Richtung lief. Die Stimme des Verfolgers wurde leiser, Patricks Schritte wurden langsamer, er drückte sich in die nächste Seitengasse und keuchte. Sein Atem kam Stoßweise, aber gleichmäßig. Langsam ging er durch den engen mit Kopfstein gepflasterten Weg, an dessen beiden Seiten die Häuser in den Himmel ragten, mit ihren roten Ziegelsteinfassaden, die hier kaum von Licht beschienen, eher braun als rot wirkten.

Patrick quetschte sich an drei Mülltonnen vorbei und wollte weitergehen, tat es auch, blieb aber mit dem Turnschuh in einem gelben Müllsack hängen, der aufriss. Irgendwelche braun-weiße Flüssigkeit lief ihm über das Bein und das kühle Gefühl auf der Haut ließ ihm sofort zu seinem Bein hinabschauen, auf dem nun die Flüssigkeit nach unten rann und obwohl Patrick sein Bein hastig wegzog, tränkte im nächten Moment die Flüssigkeit bereits schon seine Socke und im darauf folgenden Moment fiel Patrick etwas aus der Hosentasche, dass er zuvor noch in seiner Hand gehalten hatte.

Das braune Portmonee öffnete sich beim Aufschlag und hinter einem Fenster mit Klarsichtfolie zeigte sich das Bild eines Mannes mittleren Alters, der sein etwa 2 jähriges Töchterchen neben sich hoch hielt. Beide grinsten. Dann floss die Flüssigkeit auch darüber.

Schnell zog Patrick das Portmonee aus der Fütze, die sich vor seinen Füßen gebildet hatte, legte es geöffnet und verkehrt herum auf die nächste Mülltonne und holte aus seinem kleinem Rucksack am Rücken ein Taschentuch hervor. Damit reinigte er erst das Portmonee, dann sein Bein und zum Schluss warf er es in die Pfütze und verschwand.

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