Kapitel 1 - Abschied von einem Freund

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In einer Welt, unweit entfernt von Albany, in der für die Menschen die Magie und andere Völker nicht unbekannt sind, beginnt ein neuer Tag für mich, Samuel...

Mein Freund Felix und ich spielten an einem sonnigen, gestrigen Tag im Stadtpark Ball. Direkt nach der Schule rannten wir raus in den Park. Wir beide, mit unseren Ranzen auf den Rücken und er mit seinem Ball unter dem Arm. Ein letztes Mal in diesem Jahr, da meine Mutter, mein Bruder Kay und ich morgen in ein anderes Königreich ziehen würden. Im Stadtpark gab es viele Bäume und große Wiesen. Wenn man von der Richtung der Schule aus in den Park kam, sah man, wie sich der Weg einmal nach rechts abzweigte und er auf der linken Seite einmal um eine große Wiese mit riesigen Bäumen am Rand führte. Die Wiese war wie gemacht zum Ball spielen. Wir warfen unsere Ranzen unter einen Baum und fingen an Ball zu spielen. Plötzlich bemerkte ich einen Baum, der mir zuvor noch nie aufgefallen war. Es kam mir vor, als wäre er gerade erst da aufgetaucht. Er war viel größer als die anderen Bäume und hatte große Ahornblätter. Er musste sehr alt sein, aber ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Um ihn herum flogen feenartige Wesen. Seine Äste hingen zu der linken Seite so herunter, dass man hindurchlaufen konnte. Ja es war sogar ein Tor aus Ästen und riesigen Blättern. Ich bemerkte nebenbei, dass Felix mir den Ball zuschoss, passte ihn ab, stoppte ihn mit dem Fuß, und passte ihn zurück.
"Sam, wo guckst du denn die ganze Zeit hin?", fragte mich nun Felix, da er merkte, dass ich nicht ganz bei der Sache war. „Da hinten, dieser Baum. War der schon immer da?", antwortete ich nun und zeigte auf den riesigen Ahornbaum mit diesen feenähnlichen Wesen. Felix folgte meinem Blick und ich rannte in die Richtung des Baumes. „He, wieso rennst du denn?", rief er mir hinterher, doch ich lief weiter und antwortete: „Komm mit!" Ich versank tief in meine Gedanken, wegen dieses mysteriösen Ahornbaumes, weswegen ich gar nicht merkte, dass Felix plötzlich „Ah!" schrie. Ich wunderte mich erst fünf Sekunden später, warum Felix mich nicht schon eingeholt hatte, da er schneller rennen konnte als ich. Ich drehte mich um und sah Felix mit verkrampftem Gesicht im Gras liegen. Sofort rannte ich zu ihm zurück und kniete mich neben ihn. Auf meine Frage hin, wo er sich verletzt habe, zeigte er mir seine Knie und seine Hände. Sie waren vom Sturz aufgeschürft, da er keine lange Hose an hatte. Ebenfalls war er umgeknickt und sein linker Knöchel tat weh.

Ich schaute mich nach anderen Leuten um und entdeckte am anderen Ende der Wiese eine große Gestalt in einem langen Kleid und wehenden Haaren rasch näher kommen. Sie hatte blaue Augen und braune Haare, in welche kleine Steine eingeflochten waren. Ihr dunkelgrün-weißes Kleid hatte kurze Ärmel und war von Goldfäden durchzogen. Darüber trug sie mehrere Ketten. Sie war Prinzessin Azhena, die Herrscherin des Königreiches Lyria, heute in einer grünen Tracht, also in ihrer Waldelfenform, die wohl mal wieder einen Spaziergang durch ihren Park machte. Prinzessin Azhena gehört zu den Göttinnen des Reiches und besitzt verschiedene Elfenformen, die sie zu unterschiedlichen Situationen wechselt. Sie kniete sich neben Felix, nahm seine Hände in ihre und murmelte leise etwas. Prinzessin Azhena ist eine Elfenzauberin mit der Gabe der Heilkunst und kümmert sich sehr gründlich um ihr Volk. Wenn sie irgendwo unterwegs ist und sieht, dass es Schwierigkeiten gibt, kümmert sie sich darum, unterrichtet sogar in der Schule, oder besucht manchmal die Kinder. Sie ließ seine Hände los und die Schürfungen waren verschwunden. Jetzt berührte sie seine Knie und die heilten ebenfalls. Als letztes heilte sie seinen Knöchel und nun war sein Gesicht nicht mehr vor Schmerz verzehrt. Felix bedankte sich mehrmals bei ihr und ich fragte sie, was es denn mit dem Großen Baum auf sich habe. „Der ist ein Portal in eine andere Welt, welches ihr morgen durchschreiten werdet. Wie geht es denn mit dem Packen voran?", erklärte sie. „Gut, ich glaube, ich bin bis morgen fertig."
„Morgen wird für euch ein wichtiger Tag werden. Ich werde euch begleiten und das Portal öffnen. Mit mir als Portalfinderin geht das schneller, sonst müsstet ihr auf die Weltennebel warten und das könnte morgen, aber auch Heute, in einer Woche oder sonst wann sein. Mehr kann ich nicht für euch tun." Auf Felix fragenden Blick antwortend erklärte sie: „Das sind Zauberinnen oder Zauberer, die die Weltennebel mit ihrer Gegenwart automatisch herbei rufen und ebenfalls eine starke Macht auf Eichenportalen ausüben können. Weltennebel ist dichter magischer Nebel, welcher die Portale zwischen den Welten aktiviert. Ohne diesen Nebel entstehen/funktionieren die Portale nicht. Durch so ein Portal kommt man in eine andere Welt, welche durch dieses Portal mit der einen Welt, wo man vorher war verbunden ist. Es gibt quasi riesige Bäume, welche aus einigen Verknüpfungen zwischen den Welten entstehen." Felix staunte nicht schlecht und ich wusste das alles ebenfalls noch nicht. Also klar von den Weltennebeln hatte ich schon einmal gehört, aber dass die verschiedenen Welten so miteinander verknüpft sind, wusste ich nicht.
„Das ist doch mehr als genug", erwiderte ich, „wir werden uns schon zurechtfinden."
„Das bezweifle ich nicht, vor allem da deine Mutter und Atene aus Albany kommen und sich dort auch sehr gut auskennen." Atene ist meine beste Freundin, naja eigentlich noch mehr als nur das. Sie ist MEINE Freundin, also wir sind zusammen, oder so. Wir haben uns das noch nicht offiziell gefragt, ob wir zusammen sind, aber ja. Meine Mutter kam damals mit drei Babys her –mit Kay, Atene und mir. Ich hab sie schon tausendmal gefragt, wie sie drei Babys tragen konnte. Da hat sie immer nur gegrinst und gesagt: „Ich bin stark. Ich kann sowas alleine." Das war ihre Antwort und naja... ich musste es ihr ja irgendwie glauben.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, da Azhena aufstand und sich zum gehen wendete. „Wir sehen uns morgen Samuel. Bis bald Felix", verabschiedete sie sich, hob zu Gruß die Hand und ging weiter ihres Weges.

Felix und ich setzten uns unter einen großen Baum an Rand des Parks. Wir saßen lange schweigend da und genossen vielleicht das letzte Mal unsere Zweisamkeit in diesem Park. Wir mussten auch gar nicht viel reden, einfach die Zeit miteinanderteilen reicht. Wir verstehen uns auch so. „Wie lange werden wir uns jetzt nicht sehen?", brach Felix das Schweigen. „Mal sehen. Ich weiß ja auch sehr viel noch nicht, aber wir werden uns bestimmt noch einmal sehen können", versuchte ich uns beide zu trösten. Felix grinste leicht: „Bis dahin werde ich dich wohl vermissen müssen, da du in Albany kein Netz haben wirst. Insgesamt kann man Albany ja mit einer mittelalterlichen Welt vergleichen. Kein Strom..." Ich musste grinsen. „Ja kein Strom... Hach das wird toll"
„Wenn Atene deine Freude mitbekommen würde, mit der du über ihre Heimat redest", gluckste er. Mein Gesicht wurde schlagartig finster – hoffte ich zumindest. „Du sagst kein Wort zu ihr, haben wir uns verstanden?"
„Wer weiß...", Felix grinste hinterlistig. Ich musste stöhnen. „Du bist unausstehlich"
„Ich weiß", grinste er heiter und brach in schallendes Gelächter aus. Ich ließ mich anstecken und so saßen wir lachend da und schlugen uns gegenseitig auf die Schenkel.
Wir saßen eine ganze Weile so da, bis ein Mädchen vorbei kam. Sie stellte sich vor uns und wir merkten sie erst, als sie uns beide ansprach. Mir verging darauf ganz schnell das Lachen.
Scheiße
„Hey Sam, worüber lacht ihr euch denn kaputt?", fragte sie mich und ich schaute zu ihr empor. „Hey Atene, Felix hat mir gerade einen Witz erzählt und er hat ihn so gut vorgetragen, dass wir darüber erstmal zwei Minuten lachen mussten", versuchte ich sie zu überzeugen. Atene strahlte über das ganze Gesicht. „Echt? Och Felix erzähl mir den bitte auch einmal." Felix grinste mir böse zu.
Der wird doch nicht ernsthaft...
Ich versuchte Felix mit meinem Blick zu töten, doch das bekam Atene mit und sah mich darauf stirnrunzelnd an. „Also Sam und ich haben gerade..." weiter kam er nicht, da ich ihm meine Hand auf den Mund presste. „Halt deinen Mund", flüsterte ich ihm bedrohlich ins Ohr. Er prustete in meine Hand vor lachen. Atene betrachtete das ganze mit einer hochgezogenen Augenbraue. Sie sah mich lauernd an und ich musste wieder lachen.
Du weißt, dass ich das auch anders aus ihm herausbekomme, oder?
Das Lachen blieb mir im Hals stecken, ich verschluckte mich, worauf mir Felix auf den Rücken klopfte. Ich sah Atene mörderisch an.
Das wagst du nicht!
Und wenn doch?
Seit einiger Zeit haben wir die Fähigkeit erlangt in Gedanken miteinander zu kommunizieren, was auch über größere Entfernungen funktioniert. Dieses System nutzen wir aber nur zwischen uns beiden und es ist in dieser Welt eher weniger verbreitet. Ich versuche meinen Blick zu intensivieren, damit sie wenigstens irgendwie ihr Vorhaben unterlässt, doch ohne Erfolg. „Felix~", säuselte sie. Es stellten sich bei mir alle Nackenhaare auf. Felix drehte seinen Kopf in ihre Richtung, was er ebenfalls getan hätte, wenn er es nicht wollen würde. Sie sah ihm intensiv in die Augen, worauf sein Blick glasig wurde. Ein Keuchen entfuhr mir, als ich die Auswirkung des Zaubers an Felix bemerkte. Tene benutzte dunkle Magie um Felix eine Antwort zu entlocken und Felix konnte nichts dagegen machen, selbst ich könnte diesen Zauber in diesem Moment nur mit höchster Konzentration abblocken. Ich starrte daher nur gebannt auf die Lippen meines Freundes, die in seiner scheinbaren Abwesenheit begannen, unsere Konversation wiederzugeben. Ein leichter Stich der Eifersucht und auch Wut darüber, dass ich einerseits noch nicht fähig war solche Magie anzuwenden und andererseits Atene sie gerade bei meinem Freund anwandte, durchzuckte mich.

Meine Freundin legte ihren Kopf schief und drehte ihn zu mir. Eine Augenbraue hochgezogen, schaute sie mich an. Darauf machte ich eine entschuldigende Geste. „Dafür habe ich mir solche Mühe gegeben?", seufzte sie, während sie sich neben mir nieder ließ. Felix erwachte genau in diesem Moment aus seinem bisherigen Zustand. „Sam... das wird noch ein Nachspiel haben." Sie sah den verwirrten Felix mit einem Blick an, der das Wort „unnötig" beschrieb. Felix war immer noch perplex und fing nun an sich bei mir zu entschuldigen, ich aber winkte nur ab. „ Komm lass uns weiterspielen", sagte ich und begab mich zurück auf die Wiese, um unseren Ball zu suchen. Felix folgte mir und auch Atene gesellte sich zu uns. Und so verbrachten wir alle drei gemeinsam meinen und Atenes vorerst letzten Abend in dieser Welt.

Hey, ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen, vielen Dank an einen Freund, der mir am Ende geholfen hat und schon beim Prolog korrektur las. Die Welt Albany aus dem Prolog ist die von Aileen P. Roberts erschaffene. Ich verändere sie etwas, während Lyria meine eigene Kreation ist. Bye

Yui (das Y wird wie ein dsch ausgesprochen nicht wie ein J und ja ich bin ein Junge xD)

Weltenzauberer - Die WiedergeburtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt