At the bridge

22 4 0
                                    

Ich machte wie jeden Abend einen Spaziergang, da ich mal wieder nicht schlafen konnte.In der Stadt war es ruhig, hin und wieder liefen ein paar Menschen an mir vorbei, was bei dieser Uhrzeit eher seltener vorkam.
Ich sah noch einmal auf die Uhr und bemerkte, dass ich anscheinend erst 20 Minuten unterwegs war.
Überlegend, wo ich hingehen sollte, sah ich mich um und entschied mich dafür über eine Brücke auf die andere Seite des Flusses, der hier fließt, zu gehen.
Es war eine braun-grüne Stahlbrücke. Die Farbe verblasst schon und allgemein sah die Brücke nicht gerade neu aus.
An den Seitengittern hingen Schlösser, die die Liebe zweier Liebende verbinden sollten.
Ich hielt es eigentlich für Schwachsinn ein Schloss an eine Brücke zu ketten und den Schlüssel in den Fluss zu werfen mit der Hoffnung die Liebe würde immer bestehen bleiben.
Erst wenn der passende Schlüssel gefunden wurde und das Schloss aufgeschlossen wird sollte die Liebe auseinander gehen.
Aber dafür müsste man erstmal in den Fluss springen und den Schlüssel finden, der vermutlich schon viel weiter vom Strom des Wassers getrieben wurde und somit auch für immer auf und davon.
Außerdem glaube ich auch nicht, dass jemand so schlau ist in einen Fluss zu springen um nach einem Schlüssel zu tauchen, den man wahrscheinlich nie wieder sehen wird.
Ich denke wieder zu viel nach...
Noch eine Weile starrte ich auf den vor mir liegenden Fluss, der eine gewisse Ruhe für mich ausstrahlt und doch so unglaublich gefährlich war.
Ich würde aus meinen 'Abendträumereien' gerissen, als ich ein klimperndes Geräusch neben mir hörte, das die sonstige Stille dieses Abends brach.
Ein Junge mit einem weißen, weiten Hoodie und einer schwarzen Jogginghose Strich sich mit seinen zugegebenermaßen kleinen Händen durch die die Schlösser.
Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber seine Körperhaltung verriet mir, dass er noch nicht sehr alt sein konnte-vielleicht in meinem Alter. Er schluchzte leise und doch konnte ich es in dieser sonst so ruhigen Nacht wahrnehmen.
Fast schon hektisch und verzweifelt suchte er anscheinend nach einem der vielen Schlösser, die hier an der Brücke hingen.
Erst jetzt viel mir die Zange auf, welche neben dem weinenden Jungen lag. So wie es aussah wollte er eines dieser Schlösser entfernen und wenn ich richtig schlussfolgerte hattenihm seine große Liebe gerade das Herz gebrochen.
Ich weiß nicht wieso ich dies tat, aber ich tat es einfach, vielleicht aus Mitleid oder vielleicht weil ich noch nie für jemanden soetwas wie Liebe empfunden hatte.
Klar hatte ich schon Erfahrung und so, aber auf dem Gebiet Gefühle bzw. Liebe war ich wie eine frisch geborene Babykatze ohne jegliches Wissen über die große weite Welt.
Ich ging also vorsichtig auf den Jungen neben mir zu und tippte ihn an der Schulter an.
Er hatte mich wahrscheinlich garnicht wahrgenommen, da er einmal heftig zusammenzuckte und einen nicht gerade männlichen Ton von sich gab.
"Hey, kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich vorsichtig und sanft- wow Min Yoongi was besseres ist dir nicht eingefallen? - den Jungen vor mir. Dieser hob seinen Kopf, sodass ich in sein eigentlich hübsches Gesicht schauen konnte.
Durch die aufgequollenen Augen und die Tränen, die ihn an der Wange herunterliefen, sah er sehr zerbrechlich aus.
Leicht nickte er als Antwort auf meine Frage.
"Ich bin Yoongi, und du?", versuchte ich eine Konversation mit dem mir noch Fremden anzufangen. "I... Ich h-heiße Jimin u-und m-mein Freund hat mich geradeverlassen", brachte er bzw, Jimin mit zittriger Stimme heraus. Doch die letzten beiden Wörter sprach er so schnell, dass ich sie kaum verstand.
"Und jetzt suchst du euer Schloss und willst es entfernen, da ihr ja nicht mehr zusammen seid", schlussfolgerte ich anscheinend richtig, da ich ein schüchterne Nicken zurüchbekam.
"Also wenn du mir beschreibst wie es aussieht, kann ich dir glaube ich besser helfen das Schloss zu finden"
Er erklärte mir welche Form und Farbe das Schloss habe und dass es mit den Buchstaben J&H beschriftet sei.
Die Suche stellte sich als leichter wie gedacht heraus und nach einer kurzen Zeit fanden wir das Schloss.
Nach dem Lösen des Schlosses bedankte Jimin sich mit einem leisen 'Danke' und wollte schon gehen, doch ich hielt ihn auf indem ich ihn fragte ob er noch mit zu mir kommen möchte.

An den Gedanken daran muss ich leicht schmunzeln. So hatte die Geschichte von mir und Jimin begonnen. So hatten wir uns kennengelernt. Und jetzt, ein Jahr danach, darf ich ihn als 'meins' bezeichnen. Wir sind danach immer bessere Freunde geworden und gestanden uns nach kurzer Zeit unsere Liebe.
"Yoongi, woran denkst du?", fragt mich mein Jiminie und ich muss schon wieder schmunzeln.
Langsam beuge ich mich vor und gebe ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, die wie eine Droge für mich geworden sind.
"Nur an unser erstes Treffen, Jiminie...", verträumt sehe ich ihn an. Auch er beginnt leicht zu Lächeln.
Auch wenn ich diese Schloss-Sache für sinnlos gehalten habe, laufen wir gerade auf die gleiche Brücke zu, um unser Schloss mit den Initialen 'Myg×Pjm' anzubringen.

At the bridge // yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt