Der Blick in den Spiegel ist schwer.
Eigentlich mag ich gar nicht hinsehen. Aber irgendwie tue ich es doch. Das Gefühl der Wertlosigkeit macht sich in mir breit.
Wie kann es sein, dass in binnen drei Wochen alles zerstört wurde, was ich mir davor über Monate aufgebaut habe? Mir ging es so gut, dich nun ist alles vorbei.
Es ist schon lange her, dass ich mich so unwohl in meinem eigenem Körper gefühlt habe. Sonst war es immer okay. Es gab gute und schlechte Tage, aber wenn ich mich jetzt ansehe, fühle ich mich nur noch elend. Überall spüre ich das Fett, welches sich angesammelt hat. Ob ich stehe oder sitze, ich merke die Rollen an meinem Rumpf und die dazugewonnen Breite meiner Oberarme. Am liebsten würde ich mich komplett bedecken und mich vor niemanden mehr zeigen. Nicht nur körperlich merke ich es, sondern auch so im Alltag. Am liebsten möchte ich meine Arme die ganze Zeit bedeckt halten und fühle mich unwohl, sobald dies nicht der Fall ist. Zudem suche ich nur noch Oberteile heraus, die ganz locker sitzen und wo man nichts sieht.
Ich eckele mich vor mir selbst. Deswegen könnte ich heulen die ganze Zeit. Aber ich kann nicht aufhören zu essen. Ständig will ich essen und dann nur Süßigkeiten und so. Nun habe ich fast die achtig Kilogramm erreicht. Ich habe und den letzten paar Monaten also ungefähr sieben Kilogramm zugenommen. Ich möchte nicht darüberkommen. Es fühlt sich schrecklich an. Auch jetzt wenn ich schreibe, habe ich das Bedürfnis in die Küche zu gehen und etwas zu essen.
Dass ich esse, wenn es mir schlecht geht, wusste ich schon vorher, aber in Moment ist es besonders schlimm.
Sport scheint nicht so das große Problem zu sein, wie die Ernährung. Auch wenn ich am Donnerstag besser hätte zum Sport gehen sollen, als mir Nimm2 zu kaufen und fast die ganze Packung zu essen. Ach ja, und noch die ganze Packung Kekse. Wirklich besser ging es mir danach nicht, aber ich hab noch weiter gegessen. Ich gehe unglaublich gerne zum Sport, aber auch da möchte ich keine kurze Hose anziehen, bis ich nicht wenigstens bis auf fünfundsiebzig Kilogramm runtergekommen bin. Sogar in den T-Shirts fühle ich mich unwohl. Ich würde gerne mehr gehen, aber dann ist da noch das Problem, dass ich viermal die Woche so früh aufstehen muss. Dann kann ich nicht so lange bleiben.
Noch ein Problem ist auch, dass ich denke das geht übernacht. Dass ich einmal alles richtig mache und am nächsten morgen alles direkt wieder runterhabe.
Es fällt mir auch schwer den genauem Grund zu finden, warum es mir so schlecht geht. Vielleicht vermisse ich es eine beste Freudin zu haben oder in der Uni ist auch nicht wenig Stress oder vielleicht, dass ich gerne eine feste Freundin finden würde, es aber nicht so einfach ist.
Mein Körper ist im Moment das größte Problem. Die Beziehung zu meinem Körper war noch nie so schlecht wie jetzt. Am liebsten möchte ich alle Spiegel abdecken. Mich jemanden anvertrauen kann ich nicht wirklich, da ich nicht ständig die gleichen Sachen zu hören bekommen möchte.
Das einzige was mir dann etwas hilft, ist Musik hören. Vor allem in Caspers Album "Lang lebe der Tod" fühle ich mich so verstanden. Wenn ich das dann richtig laut aufdrehe, geht es mir danach immer etwas besser und ich fühle mich ausgeglichener.
Eigentlich ist es ziemlich einfach. Ich muss nur weiterhin zum Sport gehen und weniger und das Richtgie essen. Eigentlich sehr simple. Natürlich muss ich auch Geduld haben. Kalorien zählen ist mir aber zu mühseelig und zu schwer umsetzbar. Vor allem schwierig ist es in der Uni, weil nirgendwo Nährwertangaben zu den Gerichten sind und die Salatbar ist auf Dauer zu teuer. Zum selber vorbereiten abends fehlt mir oft die Zeit. Ich würde einfach so gerne wieder mal in den Spiegel schauen und mich nicht komplett hässlich finden. Absolut nichts mag ich an mir. Außerdem versuche ich immer Ausreden zu finden um nicht Kleidung kaufen gehen zu müssen. Meinem Körper tut das auch nicht gut. Meine Knieschmerzen haben wieder zugenommen.
Mich selbst habe ich noch nie besonders geliebt, aber wenigstens habe ich mich selbst nie so verabscheut wie jetzt.