Vor einem kleinen grauen und kastenförmigen Haus machte Raoul plötzlich halt.
»Was ist los?«, fragte Rodrigo unsicher.
Raoul spitze die Ohren, wie eine Raubkatze und schwieg.
»Raoul...«
»Sssssh«, fauchte Raoul ihn an und drehte sich zu Rodrigo um. »Hörst du das?«
Rodrigo strengte sich an, doch schüttelte er den Kopf mit ungläubiger Miene.
»Dieser kleiner Penner«, bemerkte Raoul frech und stürmte ins Haus.
»Halt warte!«, drängte Rodrigo und rannte seinem Kameraden hinterher durch den Vorhang, der die Tür ersetzte.
Raoul machte mitten im Wohnzimmer halt und sah wutentbrannt auf drei Jungs hinab, die sich um eine Spielkonsole versammelt hatten und spielten. Alle drei warfen verwirrte Blicke auf Raoul, alle bis auf dem blonden Jungen in der Mitte; Donald.
»Raoul, mein Freund. Was machst du hier?«, entgegnete Donald mit zitternder Stimme.
»Raoul, mein Freund«, äffte Raoul sarkastisch nach und fuhr fort mit: »Donald, Donald, Donald. Wie lange kennen wir uns? Fünf Jahre? Sechs?«
»3 Wochen«, korrigierte Donald schnell und unschuldig.
»Und was waren das für drei Wochen. Wochen die uns zu Brüdern geschmiedet haben. Brüder mit Tugenden wie Ehre, Loyalität und Ehrlichkeit«, erklärte Raoul weiter, während er die Gruppe umkreiste.
»Wer ist das?«, fragte einer der anderen Jungs - im leisen Ton - Donald, der genervt den Kopf schüttelte.
»Umso mehr schmerzt es mich zu sehen, dass deine Playstation, die du als Kaputt präsentiert hast, doch funktioniert.«
»Sie wurde repariert.«
»Ah - und das in den zwanzig Minuten, wo ich weg war? ... Wohl eher nicht. Du kennst die Strafe für den Verrat gegenüber einem Bruder oder?«
»Wir sind keine Brüder...«
»...Ja, der Tot. Ich kenne Leute, Donald. Leute, die dir und deiner Familie das Leben zur Hölle machen können. Trau dich nur und frag dich auf der Straße um und die Leute werden dir die Geschichten über mir erzählen.«
Plötzlich wandte sich einer der Jungs verwundert an Raoul und begann mit: »Bist du nicht der Junge, der Spinat für eine Erfindung des Teufels ... autsch.«
Raoul stockte seine Anfrage mit einem Klaps auf dem Hinterkopf und kniete sich dann runter zu Donald, wo er entgegen Lauthalsen Proteste die Konsole entstöpselte.
»Wir können das auf die Harte Tour machen oder auf die hey-Tour.«
»Hey-Tour«, wiederholte Donald ungläubig, als Raoul mit einem Ruck die Konsole packte und aus dem Raum stürmte.
»HEY!«, schrie Donald auf und hechtete dem flinken Jungen hinterher, gefolgt von seiner dürren, aber höchst motivierten Mannschaft.
Rodrigo blieb mit einem verdutzten Gesicht alleine im Zimmer stehen, schüttelte den Kopf und rannte der wilden Meute hinterher.
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This was Rio
Romance»...in diesem Moment, bei diesem kurzen Blick von ihr, wusste Ich, dass alles in meinem Leben so laufen musste wie es gelaufen ist damit ich genau jetzt ... genau hier ankomme. Es war Schicksal.« Das aufwachsen eines jungen Brasilianer in den Favela...