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Der Club war ziemlich schlicht gehalten. Kein großes TamTamm. Trotzdem irgendwie edel und hochwertig.

Claire steuerte geradewegs auf die Bar zu.
"Ich nehme einen Mojito und gerne auch einen für meine Freundin", hörte ich Claire sagen, die sich provokant und mit einem typischen Claire Lächeln über die Theke gebeugt hatte.

"Hast du mir nicht vorhin noch gesagt, dass du gestern was mit deinem Nachbar hattest und du ihn total süß und so findest?", flüsterte ich und stellte mich zu ihr.
"Psst! Er ist doch auch süß", lachte sie. Ich schüttelte lachend den Kopf.

Als der Barkeeper uns die Drinks gereicht hatte, schob Claire ihm eine Serviette mit ihrer Nummer entgegen und wandte sich zu mir.

"Wollen wir uns mal zur Bühne begeben? Es sind keine zehn Minuten dann ist es soweit!", grinste sie und ging ohne meine Antwort abzuwarten.

Sie war verrückt. Ein, wie ich fand, krankhafter Fan aber dafür liebte ich sie so sehr. Ihr Leben bestand nur aus Musik. Hauptsächlich aus Musik, die die Kelly's machten. Ich habe den Hype, der vor einigen Jahren entstanden war, nie mitgemacht. Um ehrlich zu sein, kannte ich vielleicht zwei Lieder aber so wirklich habe ich mich nie mit ihnen beschäftigt. Anders war es bei Claire. Sie hätte einen Paddy Kelly sofort erkannt, nicht wie ich.

Ich nippte an meinem Drink und folgte schließlich Claire, die sich durch die Masse gedrängelt und so weit es ging vor die Bühne gestellt hatte. Sie wank mich zu sich, ich blieb jedoch lieber etwas abseits stehen. Dies störte sie offensichtlich aber eher weniger, denn kurz darauf lehnte sie an einem Typen, der verzweifelt versuchte, sie zu beeindrucken.
Das ist typisch Claire. Sie ist keine Schlampe, keineswegs. Sie schläft auch nicht mit jedem. Sie liebt es ledigich von Männern umgarnt zu werden. Das gibt ihr einen Kick, zumindest hatte sie mir das so erklärt. Sie weiß es ganz genau. Sie weiß genau, wie sich sich verhalten muss, was sie anziehen muss, worauf die Männerwelt so steht. Sie ist eigentlich das totale Gegenteil von mir.

"Hey! Warum ziehst du so ein Gesicht?" Sie riss mich aus meinen Gedanken und stellte sich zu mir. Ich zuckte nur mit der Schulter.
"Ich werde dich gleich aufmuntern, glaub mir, wenn du die Kelly's gleich hörst, wirst du nie wieder so ein Gesicht ziehen."
"Na, wenn du meinst"
"Jaha, glaub mir ruhig aber vorher will ich einiges von dir wissen. Was zur Hölle ist mit dir eigentlich falsch, dass du Paddy vorhin nicht erkannt hast?" "Keine Ahnung.", meinte ich und nippte erneut an meinem Glas.

"Oh mein Gott. Das glaube ich dir nicht. Aber erzähl, wie war es? Hat er gut gerochen? War er warm?", gab Claire von sich als wir uns hingesetzt hatten. "Warm? Wtf was bist du bitte für ein Psycho?", lachte ich und befreite mich von meiner Jacke in der es hier viel zu heiß war.

Im selben Moment leuchtete mein Handy auf. Claire schnappte es sich sofort und ich konnte wenig später auch schon ahnen, wer mir geschrieben hatte. Ich sah Claire an, dass sie sich echt anstrengen musste, das Handy nicht gegen die Wand zu pfeffern.
"Tom?", fragte ich vorsichtig. Sie reichte mir das Handy und ich begann zu lesen.

Schatz,
bitte, lass uns nochmal reden. Ich halte es nicht aus. Du fehlst mir. Du kannst doch nicht alles einfach so wegwerfen. Bitte, ignoriere mich nicht weiter. Das macht mich wahnsinnig. Bitte, lass mich dir alles erklären.
Ich liebe dich. -Tom


Ich packte mein Handy wieder in meine Tasche und wandte mich an Claire.
"Ich gehe kurz frische Luft schnappen."
"Soll ich mitkommen?", fragte sie besorgt und legte ihre Hand auf meinen Arm.
"Nein, bleib du ruhig hier. Ich komme allein zurecht. Brauche nur kurz zwei Minuten für mich okay?"
"Na gut. Aber wenn was ist, bitte sag mir bescheid." "Werde ich." Ich lächelte knapp und ging. Es fühlte sich an, als gäbe es hier keine Luft mehr zum Atmen.

Verzweifelt suchte ich nach einer Tür aber überall standen Menschenmassen, knutschende Pärchen oder Leute, die auf unglaubliche Weise schon nach knapp 30min stockbesoffen in der Ecke kauerten. Nach viel zu langer Zeit, fand ich schließlich eine Tür und gelang dann an die frische Luft.

Es war bereits dunkel und die Luft hatte sich ,ächtig abgekühlt. Ich setzte mich auf die Stufen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Kurz darauf brachen dann alle Dämme und ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Es fühlte befreiend an.

Wenig später hörte ich wie die Tür hinter mir aufging und ich schaute nach oben. Ich blickte in zwei, mir bekannten, blaue Augen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 12, 2019 ⏰

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