Am Strand

32 3 0
                                    

In den Ferien besuchte ich wie immer meine Oma, welche ein Haus direkt an einer Meeresbucht besitzt.
Wenn man aus der Tür Richtung Meer trat, konnte man gefühlt über den Horizont des Meeres schauen. Das Zimmer, in dem ich schlief, lag direkt mit dem Blick zum Meer.
In der ersten Nacht wachte ich auf, da das Meer in einem unbeschreiblichen Blauton schimmerte.
Es erhellte die Meeresbucht wie die Sonne am Tag. Nein, noch heller als die Sonne.
Die Schönheit zog mich wie magisch an. Wie in Trance stand ich auf und begann die Treppe zum Strand hinab zu steigen.
Als ich endlich den Strand erreichte, traute ich meinen Augen kaum.
Es war einer der schönsten Augenblicke, die ich jemals in meinem Leben erlebt habe.
Dort, wo das Wasser auf den Strand traf, waren leuchtend blaue Ränder zu sehen. Plötzlich sah ich große Kreise im Wasser aufziehen, was mich aus meiner Faszination zum Meer riss.
Ich erkannte eine skurrile, große Gestalt, welche vom Horizont des Meeres immer näher auf mich zukam.
Je dichter die Gestalt an das Ufer kam, desto mehr Details konnte ich erkennen. Ich war so fasziniert von dem Aussehen des Wesens, dass es mir nicht einmal in den Sinn kam Angst zu haben.
Es hatte türkisfarbene Haut, Kiemen, schwarze Muster, die sich über den ganzen Körper zogen und Schuppen an der Stelle, wo sich bei einem Menschen die Wangenknochen befinden. Das Mondlicht fiel so auf die Schuppen, dass sie wie Sternschnuppen aufblitzten.
Es besaß keinen Mund aber dafür zwei Paar Augen.
Ein paar Augen war, wie bei uns Menschen, neben der Nase und schräg darunter das andere Augenpaar. Ich bemerkte, dass es mittlerweile das Ufer erreicht hatte und nun direkt von mir stand. Durch den zugewachsenen Mund konnte es zwar nicht reden, aber durch einen Blick in dessen Augen hatte ich das Gefühl, trotzdem alles verstehen zu können.
Ich wich nicht zurück, da ich zu fasziniert von diesem Lebewesen war und es auch nicht böswillig aussah.
Es nahm sanft mein Gesicht in die Hände und küsste mich auf die Stirn.
Nebensächlich fiel mir auf, dass ich anscheinend in meiner Trance und Faszination immer weiter in das Meer gegangen war. Als ich dem Wesen in die Augen schaute, lächelten diese traurig. Der Blick in diese Augen machte, dass ich augenblicklich mit ihm litt.
Ich sah etwas aus dem Augenwinkel, das mich zur Seite blicken lies.
Mein toter Körper schwamm neben mir im Wasser.
Anscheinend war mein Herz doch nicht stark genug gewesen. Mir war bewusst, dass es irgendwann passieren würde, aber wirklich darauf vorbereitet war ich trotzdem nicht.
Das Lebewesen nahm meine Hand und zusammen gingen wir immer weiter in das Meer hinein, bis ich begann, mich langsam aufzulösen. Als ich noch einmal zurück blickte, wurde mein toter Körper bereits durch die sanften Wellen ans Ufer getragen.
Nun begriff ich es.
Dieses Geschöpf war der Tod.
Ich nahm es so hin, wie es war. Alles hat ein Ende. Manches früher, manches später.
Ich hoffte nur, man würde nicht zu sehr um mich trauern, schließlich wollte ich ja, dass man sich an mich im Guten erinnern würde.
Das waren die letzten Gedanken, die noch in mir herumschwirrten, ehe sich meine Seele komplett auflöste.

Am StrandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt