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"Wo willst du heute Essen gehen?"

Etwas perplex schaut Maudado auf und mustert seinen besten Freund, während sie das Gesagte in seinem Kopf verarbeitet.

Die Blonde senkt ihren Blick, was Michael verwundert aufschauen lässt, denn seine beste Freundin verhält sich nicht normal.

"Fabian holt mich ab", sagt Maudado und deutet auf den Parkplatz der Universität, an der die beiden studieren. "Tut mir leid, dass ich dir nicht eher Bescheid gesagt habe, aber-"

"Ist schon in Ordnung, Maudado", unterbricht Michael die Größere und versucht ihr zu zeigen, dass es einfach für ihn ist, jedoch ist es das ganz und gar nicht.

Seit zwei Wochen ist Maudado mit Fabian, einem Jungen, für den sie schon so lange geschwärmt hat, zusammen. Am liebsten hätte Michael das Handy gegen die Wand geworfen und wäre weggerannt, als seine beste Freundin ihm das bei einem Telefonat erzählt hat. Es wäre einfacher für ihn, hätte er sich das Herz gleich selbst aus dem Körper gezogen.

Aber er sagte bloß, dass er sich für sie freue. Genauso wie er es jetzt tut.
Er überspielt seine Gefühle, die er inzwischen seit einem halben Jahr hat. Anfangs hielt er es für Verzweiflung, weil er schon lange keine Beziehung mehr hatte, aber irgendwann wurde ihm klar, dass diese Gefühle für Maurice echt sind.

Die Beiden schweigen und laufen das letzte Stück über den Campus, bis sie an dem Parkplatz ankommen.
Fabian steht bereits dort und begrüßt die beiden mit einem kurzen Winken, wobei er nicht ganz so glücklich scheint, dass Michael seine feste Freundin begleitet. Schon bevor er mit Maudado zusammen war, hatte er ein ungutes Gefühl, was Michael angeht. Und er würde lügen, wenn er sagen würde, dass Michael ihn vom Gegenteil überzeugt hat.
Für ihn ist es glasklar, dass Michael auf die Blonde steht, obwohl diese das nicht so sieht. Maudado fing an zu lachen, als Fabian ihm seine Gedanken über Michael mitgeteilt hat und meint jedes Mal bloß, dass er sich keine Sorgen machen müsse.

"Viel Spaß euch", kommt es von Michael, der etwas entfernt von Fabian stehenbleibt, denn er hat wirklich keine Lust mit ihm zu sprechen.

Michael ist eifersüchtig auf ihn, denn er hat das, was er haben möchte. Er kann ihn nicht leiden und weiß, dass das auf Gegenseitigkeit beruht.

Auch Maudado bleibt stehen und schenkt Michael ein Lächeln.

"Danke, dir auch. Vielleicht kannst du ja mit jemand anderem essen gehen. Chessie vielleicht?"

"Ich werde jemanden finden, mach dir keine Sorgen."

Als Michael seine Hand kurz auf den Oberarm seines Gegenübers legt, zieht er diese sofort zurück. Maudado scheint seine Berührung kaum bemerkt zu haben, doch hat Fabian es genau beobachtet. Am liebsten hätte er auch etwas herüber gerufen, hielt das aber für unwichtig, denn da war die Hand von Michael schon wieder verschwunden.

Maudado verabschiedet sich von seinem besten Freund, der auch sofort seinen Weg nach Hause fortsetzt. Für die beiden Freunde war es eine Tradition, dass sie Dienstags nach der Uni gemeinsam essen gehen, denn es ist der einzige Tag, an dem sie die Zeit dazu haben.
Dass Maudado diese Tradition nun wegen Fabian absagt, verletzt ihn ziemlich.
Wie so oft in den letzten Tagen spürt er diesen unangenehmen Schmerz in seiner Brust und versucht erneut die Tränen zu unterdrücken.

Seit dem Telefonat mit Maudado, bei dem er die schrecklichen Nachrichten erfuhr, ernährt er sich hauptsächlich von Eis und Pizza. Dass das für seine Gesundheit nicht sonderlich gut ist, ist ihm dabei egal, denn noch schlechter kann er sich nicht fühlen.

Vollkommen in Gedanken und mit dem Blick auf dem Boden, bemerkt er das Auto, welches an ihm vorbeifährt und in dem Maudado wie ein Verrückter winkt, nicht.

Verwundert dreht die Blonde sich in ihrem Sitz nach ihrem besten Freund um. Normalerweise ist Michael immer aufmerksam. Er sieht jeden Menschen, der sich in seiner Umgebung befindet und scheint genau zu wissen, was dieser vorhat. Michael passt auf.
Maudado hat nie gefragt, warum er seine Mitmenschen so genau beachtet. Michael muss sie nicht anschauen und trotzdem weiß er, dass sie da sind.
Und dass er jetzt so unaufmerksam ist, stört Maudado. Es ist ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Sein Umfeld scheint ihn nicht zu interessieren.

Durch diese Eigenschaft hat sie sich bei Michael immer sicher gefühlt.
Ihr bester Freund zieht sie zur Seite, wenn ein Fahrradfahrer ziemlich schnell und ohne Geräusche von hinten auf Maudado zufährt und bleibt stets ein Stück hinter ihr, wenn sie an Ampeln warten, weil er weiß, dass Maudado es nicht mag, wenn Fremde hinter ihr stehen.

Es ist nicht so wie jetzt in diesem Moment, in dem Maudado sich an den Griff der Autotür klammert, weil ihr Freund wie ein Irrer über die Straße fährt. Am liebsten würde sie aus dem Fahrzeug springen, weil sie befürchtet, dass sie an der nächsten Kreuzung nicht mehr lebt.

Die Fahrweise Fabians fand sie schon immer ziemlich rasant und rücksichtslos, jedoch sorgt auch das leise Klappern, welches irgendwo aus dem Auto kommt, für große Unsicherheit bei ihr.
Ihren Freund scheint dies nicht zu interessieren und er fährt mit quitschenden Reifen um die nächste Ecke.

"Hier ist dreißig", bemerkt Maudado nach einem Blick auf das Tachometer, welches deutlich mehr anzeigt.

"Ich habe aber Hunger", antwortet der kleinere Junge bloß und kommt vor einer weiteren roten Ampel ruckartig zum Stehen.

"Wenn du weiterhin so fährst, ist dein Hunger wohl das geringste Problem."

Fabian verdreht die Augen, was seine Freundin beinahe zur Weißglut bringt. Sie würde gerne noch ein wenig leben und zumindest sein Studium abschließen.

"Was ist? Darf ich dich nicht bitten, dass du unser Leben nicht auf's Spiel setzt? Nicht nur für uns, sondern auch für unsere Familien und Freunde."

Böse schaut Fabian seine Freundin kurz an und richtet seinen Blick wieder auf die Ampel. Mit seinem Fuß spielt er bereits mit dem Gas, er kann es kaum erwarten, dass die Ampel wieder umspringt.

"Für Michael?", erwähnt er denjenigen, den Maudado sich gerade hierher wünscht. Denn ihr bester Freund ist ein deutlich ruhigerer Autofahrer als Fabian.

"Michael?", hinterfragt die Beifahrerin und schaut erstaunt. "Wie kommst du denn jetzt auf ihn?"

Der Angesprochene antwortet nicht, sondern gibt Gas und biegt in die nächste Straße ein, wo er weiter beschleunigt und erneut das Tempolimit überschreitet.

"Du bist eifersüchtig", stellt Maudado fest und schaut in den Rückspiegel, um sicherzugehen, dass noch kein dunkler Qualm aus dem Auspuff kommt.
Wieder erhält sie keine Antwort und wartet auch auf keine, sondern spricht direkt weiter:
"Warum? Weil wir gemeinsam zur Uni gehen? Weil ich Zeit mit ihm verbringe? Es gibt keinen Grund, dass du eifersüchtig bist, Fabian."

"Doch, gibt es. Er hat Gefühle für dich, das sehe ich. Und er wird versuchen dich für sich zu gewinnen."

Amüsiert lacht Maudado auf, jedoch klingt ihr Lachen nicht sonderlich fröhlich. Es klingt als wolle sie sich über ihren Freund lustig machen.

"Ich habe es dir doch schon hundert Mal gesagt, Fabian. Um ihn musst du dir keine Sorgen machen. Er ist bloß mein bester Freund, nicht mehr."

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Eine kleine und etwas kürzere Zomdado Geschichte. Ich hoffe sie gefällt euch.

Viel Spaß beim Lesen ^^

Tschüssi <3

Beste Freunde - ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt