Chapter 1

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„Los aufstehen, Draco!", ruft Zabini und wirft mir ein Kissen ins Gesicht. „Verpiss dich Zabini!" schnarre ich, werfe das Kissen zurück und... bleibe liegen. Die letzten Bilder meines Traumes wabern durch meine Gedanken. Schreie. Zauberstabgefuchtel. Voldemorts Lachen. Tote Körper bizarr überienander gestapelt. Bruchteile der Schlacht. All das, was ich versuche hinter mir zu lassen. All das, was jeder versucht hinter sich zu lassen. Zu verdrängen. Zu vergessen.

"Draco!" 

"Hmm?" Ich tauche aus meinen Gedanken und drehe meinen Kopf so, dass ich ihn im Blick habe. Blaise steht mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt und sieht mich vorwurfsvoll an. "Seh ich aus wie ein Wecker!?" 

Ich verdrehe die Augen und wuchte mich aus dem Bett.

Ich will ins Bad gehen. Doch als ich am Spiegel vorbeilaufe, stutze ich. Meine Wangen sind rosig. Wie zwei Kirschen im Schnee heben sie sich deutlich von meiner blassen Haut ab. Ich verziehe das Gesicht bei diesem kitschigen Vergleich. Im allgemeinen sehe ich irgendwie blasser als sonst aus. Ich meine, viel hätte Bräune hätte ich ja nicht erwartet, aber nachdem ich mich zum ersten mal nicht den ganzen Sommer im Malfoy Manor verkrochen habe.

"Ernsthaft Draco!? Willst du mich auf den Arm nehmen, oder was?" Ich verdrehe die Augen.

Am Waschbecken angekommen, klatsche ich mir eine Ladung Wasser ins Gesicht. Verwirrt betrachte ich mich im Spiegel. Die Flecken sind nicht verschwunden. Bei Merlins Bart, was zum Teufel ist mit mir los. Als ob mein Aussehen noch relevant wäre. Das ist seit der Schlacht um Hogwarts egal, weil mich sowieso jeder meidet. „Draco, mach hinne!", kommt es aus dem Zimmer jenseits der Tür.

„Jaja", gebe ich genervt zurück. Gut, vielleicht doch nicht jeder. Obwohl mir der manchmal echt gestohlen bleiben könnte mit seinem ganzen Generve. Während ich mich dusche, wandern meine Gedanken wieder zur großen Schlacht zurück, die mein ganzes Leben verändert hat. Dank Potter sitzt mein Vater nun in Askaban. Eigentlich sollte ich wütend auf ihn sein, aber irgendwie bin ich eher erleichtert, nicht mehr an die Ansichten meines Vaters gebunden zu sein. Mutter sieht das genauso. „Leb dein Leben, Draco", hat sie gesagt, als ich mich von ihr verabschiedet habe, um ein letztes Mal nach Hogwarts zu fahren. Vielleicht sollte ich das tun.

„Na endlich! Deinetwegen sind wir die letzten!", begrüßt mich Blaise, als ich aus dem Badezimmer gestiefelt komme. Ich ignoriere ihn und und werfe mir meinen Umhang über. Ich will den Rat meiner Mutter befolgen und überlege, was ich als erstes an meinem Leben ändern will. Am besten ich beginne mit einem Geständnis, das schon lange fällig ist.

Während ich meine Krawatte binde, drehe ich mich zu Zabini um und sage schlicht: „Ich bin gay." 

Erwartungsvoll sehe ich ihn an. Doch er zieht nur eine Augenbraue hoch. „Erzähl mir was neues." Ok wow, das hätte ich jetzt echt nicht von ihm erwartet. „Starr mich nicht so an. Das du auf Schwänze stehst, weiß ich schon seit dem 2.Schuljahr." Er verdreht die Augen. Ich verheddere mich in meiner Krawatte und muss von vorne anfangen. Warum bei Merlins Bademantel, wusste Zabini früher als ich, das ich nichts für Mädchen übrig habe.
Im zweiten, da hatte ich ja noch nicht mal ansatzweise eine Ahnung.

„Woher?" frage ich verwirrt und gebe mich mit meiner Krawatte mehr schlecht als recht zufrieden. 

„Legilimenik" 

„Echt?", mit großen Augen sehe ich ihn an. 

„Ne, Scherz"Er grinst und hält mir die Tür auf. 

„Gott, Zabini! Wärst du nicht mein bester Freund, würde ich dich jetzt Köpfen!", blaffe ich, während ich an ihm vorbeilaufe. Was für ein kleiner W- Stopp Draco!- beruhige ich mich und atme einmal tief ein und wieder aus.

Während ich den Gemeinschaftsraum durchquere, überlege ich fieberhaft, woran Blaise es so früh gemerkt hat. Auf dem Weg zur großen Halle kann ich nicht mehr länger schweigen. Wir sind die letzten und nachdem ich mich vergewissert habe, ob auch wirklich niemand da ist, platzt es aus mir heraus: „Ist es wirklich so auffällig?" Das klang jetzt verzweifelter, als es sollte. Ich meine, mir ist es egal, was alle darüber wissen würden, oder?

Zabini seufzt erleichtert und haut mir auf die Schulter. „Boah, und ich dachte ich muss den Tag ohne ein Wort von meinem schwulen besten Freund verbringen!", ruft er übermütig.

„Mann, Blaise! Wenn du es noch lauter brüllst, weiß es bald die ganze Schule!" fahre ich ihn an. Okay, es ist mir nicht egal.

Er wird ernst „Nein, du kannst dich auf mich verlassen, Alter. Schließlich halte ich seit dem 2. dicht. Aber jemandem, der seine ganze Zeit  in deiner Gesellschaft verbringt, fällt nunmal sein Desintresse an weiblichen Wesen auf. Außerdem warst du nicht besonders nett zu Pansy", er sieht mich vorwurfsvoll an, „was übrigens gar nicht cool war! Zum Glück ist sie drüber hinweg." Ich seufze erleichtert auf. Puh, dann scheint es ja doch nur Blaise mitbekommen zu haben.
Wir erreichen die große Halle. 

„Danke, Blaise.", sage ich leise während wir eintreten. 
„Kein Problem, Alter!"

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So Freunde des Lichts, ich würde sagen, das wars mit dem ersten Kapitel!
Ihr könnt gerne kommentieren und morgen kommt wahrscheinlich das nächste Kapitel (mit bisschen viel Glück auch schon heute Abend 😜)

Bye

Warum ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt