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An diesem Morgen war Darcy noch unmotivierter als sonst. Sie saß an ihrem Schreibtisch und starrte auf den Computerbildschirm. Während die beiden Arbeitskollegen am Schreibtisch ihr gegenüber von ihrem letzten Wochenende erzählt. Hin und wieder nickte und lächelte Darcy höflich, doch hörte sie nicht zu. Irgendwann im Laufe des Vormittags kam ihre Chefin herein, knallte ihr mit einem herablassenden Kommentar einen Stapel Papiere auf ihren Schreibtisch und verschwand wieder. Die Zeit verstrich quälend langsam und Darcy hatte gerade erst die Hälfte ihrer Arbeit fertig, als Eliza aus der IT-Abteilung kam um sie zur Mittagspause abzuholen.

Auch während des Essens in der Kantine, konnte Darcy sich nicht konzentrieren und bekam kaum mit, was Eliza ihr erzählte.

„Ich hab das Gefühl, die Smith hat heute wieder besonders schlechte Laune.", sagte Eliza und spießte eine Nudel auf ihre Gabel.

„Und die Arbeit wird auch nicht weniger. Ich wollte eigentlich früher Feierabend machen, um meinem Bruder beim Umzug zu helfen, aber ich glaub das kann ich vergessen.", sagte sich und schob sich die Gabel in den Mund. Darcy schob teilnahmslos das Essen auf ihrem Teller hin und her.

„Ich hab gehört, wie ein paar Typen aus der Marketingabteilung darüber geredet haben, dass nächste Woche irgendein Filmstar in der Talkshow sitzt." Eliza nahm einen Schluck aus ihrem Glas.

„Ich konnte aber noch nicht rauskriegen, wer es ist. Darcy?" Darcy blinzelte und sah auf.

„Tut mir leid, was?" Darcy legte die Gabel aus der Hand.

„Ist alles okay bei dir?", fragte Eliza. „Du wirkst heute sehr abwesend."

„Ich weiß, sorry. Ich war gestern bei meiner Cousine."

„Oh", sagte Eliza als wüsste sie was das bedeutete. Sie schwieg einen Moment, bevor sie fort fuhr.

„Und das ist... schlecht?" Darcy seufzte.

„Ich weiß es nicht." Eliza lachte.

„Das klingt ziemlich dramatisch." Sie verstummte, als sie den ernsten Ausdruck auf Darcys Gesicht sah.

„Darcy, willst du mir irgendwas erzählen?" Darcy seufzte.

„Keine Ahnung. Das ist leider nicht so einfach." Eliza betrachtete sie mit besorgter Miene.

„Hast du den Namen Wayne Hurt schon mal gehört?", fragte Darcy unvermittelt. Eliza erstarrte.

„Was ist mit dem?" Eliza Schockierung weckte Darcys Interesse.

„Meine Cousine hat von dem erzählt... Soll ein ziemliches Arschloch sein.", sagte sie bemüht beiläufig.

„Was hat deine Cousine erzählt?", fragte Eliza hölzern. Darcy zuckte unbekümmert mit den Schultern.

„Dass er im Stadtrat sein soll. Wieso? Kennst du ihn?" Eliza schob ihre halbleeren Teller von sich.

„Nicht wirklich. Er war mein Prof an der Uni.", sagte sie knapp und stand auf.

„Gehst du schon? Wir haben noch fast eine halbe Stunde.", fragte Darcy mit gerunzelter Stirn.

„Ich muss wieder los. Arbeit." Sie nahm das Tablett mit ihrem Teller und verschwand. Darcy, die von vorne rein keinen Appetit gehabt hatte, stand auf und tat es ihr gleich. Sie musste noch nachholen, was sie am Vormittag nicht geschafft hatte.

Die restliche Woche verlief erdrückend. Immer häufiger kam Darcys Chefin vorbei und drückte ihr Aufgaben auf, für die sie nicht zuständig war. Wenn sie es trotz der Überstunden nicht schaffte, ihre Aufgaben pünktlich zu erledigen, fuhr ihre Chefin aus der Haut. Das ging so weit, dass sie am Ende der Woche in ihr Büro zitiert und vor zwei Kollegen angeschrien wurde. Darcy, die eigentlich ein dickes Fell hatte, zog sich daraufhin wie eine Heulsuse still und heimlich auf die Toilette zurück. Eliza hatte sie die restliche Woche kaum gesehen. Sie hatten zwar weiterhin mittags in der Kantine gegessen, doch irgendetwas war anders.

Als sie nun aus der Toilettenkabine trat und sich vor dem Spiegel die Augen abtupfte, kam Eliza hereingeschneit und blieb abrupt stehen.

„Darcy", sagte sie erschrocken. „Was ist los?" Darcy versuchte sich an einen unerschrockenen Lächeln.

„Es ist alles in Ordnung. Im Moment ist es nur alles ein bisschen zu viel. Die Arbeit, die Familie..." Eliza kam auf sie zu und legte den Arm um sie.

„Ich weiß. Tut mir leid, ich hätte die letzte Zeit mehr für dich da sein müssen." Darcy schüttelte den Kopf.

„Schon okay. Du hast ja auch deine eigenen Sorgen." Eliza schwieg und sah betroffen auf die Fließen am Boden.

„Du hast mich gefragt ob ich Wayne Hurt kenne.", sagte sie nach einer Weile. Darcy sah sie an.

„Ja. Er war dein Professor." Eliza seufzte tief.

„Ja... das ist nicht alles." Sie legte die Stirn in falten und kniff sich in den Naserücken. Es dauerte einen Moment, bis sie fortfuhr.

„Er hat... er hat versucht, mich anzufassen." Darcy starrte sie an. „Er hat es nicht nur versucht. Ich war in seinem Büro, um eine Arbeit mit ihm zu besprechen, da hat er angefangen meinen Oberschenkel zu..." Ihr Kiefer verkrampfte sich und ihr Blick war starr in das Waschbecken vor ihnen gerichtet. Darcy wusste nicht, was sie sagen sollte. Ekel machte sich in ihr breit.

„Hat er dich..." Darcy musste den Satz nicht beenden. Eliza schüttelte den Kopf.

„Nein. Ich hab ihm ein paar mal ins Gesicht geschlagen, bis er mich losgelassen hat."

„Oh Eliza", sagte Darcy leise „Das wusste ich nicht." Eliza schüttelte den Kopf.

„Ich habs auch kaum jemandem erzählt. Ich hab danach mein Studium abgebrochen und hier die Ausbildung angefangen." Wut kochte in Darcy hoch. Hätte sie das früher gewusste, wusste sie nicht, ob Kelsy sie hätte überzeugen können.

„Warum hast du ihn nicht angezeigt?" Eliza seufzte.

„Wegen seiner Beziehungen. Er hat gedroht, wenn ich etwas sage, verlieren meine Eltern ihre Zulassung als Ärzte. Ich dachte, so ist es das beste." Sie biss sich auf die Lippe und zuckte mit den Schultern.

„Das ist jetzt vier Jahre her. Das Leben geht weiter." Darcy schwieg. In ihrem Kopf ratterte es.

„Du hast Recht.", murmelte sie. „Das Leben geht weiter." Sie war das Papiertuch mit dem sie ihre Tränen getrocknet hatte in den Mülleimer und ging an Eliza vorbei zur Tür. Eliza sah ihr verdutzt nach und folgte ihr nach draußen.

„Darcy? Ist alles klar?" Darcy drehte sich um und ging rückwärts weiter den Flur entlang.

„Ja. Es ist alles super." Sie strahlte fast. Die Leute, die an ihnen vorbeikamen sahen sie mit gerunzelter Stirn an. Sie musste sich beeilen, bevor sie wieder ihren Mut verlor. Mit einer schwungvollen Bewegung bog sie in das Büro ihrer Chefin ab und kam vor ihrem Schreibtisch zum Stehen. Eliza blieb mit Sicherheitsabstand vor dem Büro stehen. Ihre Chefin sah verärgert auf.

„Was machen sie hier? Ich habe sie nicht hergebeten. Gehen sie zurück an ihre Arbeit." Darcy lächelte breit.

„Nein, danke." Ihre Chefin starrte sie einen Moment lang an und stand auf.

„Wie war das bitte?"

„Ich geh jetzt nach Hause und esse eine Tiefkühlpizza, danach lege ich mich ins Bett und gucke auf meinem Laptop Friends." Sie drehte sich um, um das Büro zu verlassen. Eliza starrte sie mit offenem Mund an.

„Bennett!", rief ihre Chefin zornig. Darcy drehte sich um. „Sie können gehen!" Darcy verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das hatte ich doch gerade vor, haben sie nicht zugehört." Ihr Kopf lief rot an.

„Sie sind gefeuert!", zischte sich. Darcy lachte.

„Ach so. Ich dachte sie können zwischen den Zeilen lesen. Ich kündige."

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 17, 2019 ⏰

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The Sparks of RiotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt