Teil 1

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Die Abendsonne strahlte durch die Bäume und legte eine gemütliche Atmosphäre auf die Hütte, in der wir saßen. Es war eine Art Jagdfest, bei dem meine Freundinnen und ich waren.
Sie hatten mich gezwungen mit zu kommen, obwohl ich feiern nicht so mochte. Ich war zu diesem Zeitpunkt gerade 14 geworden, klar, dass man noch nicht viel oder gar kein Alkohol trank, aber bei uns im Stadtteil war das so üblich. Ich ließ meine Blicke durch die Menschenmenge schweifen und beobachtete einzelne von ihnen, bis Ginny mich an stupste und mir mit einem Blick mir deutlich machen wollte, dass das Glas, was sich in ihrer Hand befand, meins war. Ich nahm ein Schluck und verzog das Gesicht „Bah was ist das denn?" Ginny und Lisa grinsten „flying Hirsch". Es war eine Mischung aus Limonade und einem Kräuterlikör. Einfach nur ekelhaft. „Ey Jamie was ist denn heute los mit dir?" Lisa sah mich besorgt an und hob ihr Glas, damit ich mit ihr anstoßen konnte. „Ich weiß nicht, ich bin nicht so der Mensch fürs Feiern, das weißt du doch"
Sie nickte verständlich und gab mir ein Becher mit Wasser, den ich dankend annahm.
„Ey Leute ich geh mal schnell um die Ecke"
Ich kämpfte mich durch die vielen Menschen bis zur Toilette und wartete vor der Tür, da es besetzt war.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und knallte mir voll gegen den Kopf. Ein wütender Blick starrte mich an, der schnell zu einem besorgten wechselte.
„Omg! Sorry, das wollte ich nicht. Ist alles okay bei dir?"
Ich rieb mir die Stirn und nickte leicht.

Fuck war mir schwindelig. Ich ging langsam zurück und setzte mich hin. Alles drehte sich in mir und ich sackte ein wenig zusammen. Er hockte sich vor mich und stützte mich ein wenig hoch. „Geht es dir gut? Soll ich was zu trinken holen?"
Ich schüttelte mit dem Kopf und traute mich das erste mal die Augen wieder zu öffnen und starrte in eisblaue Augen.
Ich hatte noch nie in meinem Leben so schöne Augen gesehen. Mir stockte der Atem und lief wahrscheinlich schon rot an.
Er grinste leicht.
Shit ich glaub er hatte es bemerkt, naja war ja mal wieder klar.

„Du bis Jamila richtig? Ich bin Jim"
Ich nickte zögerlich und versuchte aufzustehen, aber taumelte direkt wieder in Richtung Bank.

„Hattest du es so eilig aus dem Klo wieder zu kommen oder warum haust du die Tür so auf", fragte ich.

„Hier du, ich weiß es nicht. Die ging irgendwie leichter auf als gedacht"

Ich lachte.

Er half mir auf zustehen und wir gingen wieder zurück zum Tisch.

„Ey Jamie, alles gut bei dir? Wo warst du so lange und warum hast du so eine rote Stirn?"
Ich lachte. „Frag Jim mal. Er hat sie mir gegen den Kopf gehauen, als ich aufs Klo wollte. Ehm, also ich würde jetzt auch gehen, muss in 10 Minuten daheim sein"

Meine Eltern erlaubte es nie, das ich später als 22 Uhr wo blieb. Sollte mir heute auch recht sein, sonst würde mein Kopf auch zu guter letzt noch anschwellen.

„Danke, dass du mir dann noch geholfen hast" grinste ich.

Er grinste ebenfalls. „Soll ich dich noch ein Stück bringen?"

„Gerne".

Ich freute mich insgeheim, da ich somit nicht alleine durch das Feld laufen musste.

„Wohnst du eigentlich hier?" fragte er.

Ich nickte „schon seitdem ich geboren wurde. Meine mum kommt von hier. Wie sieht es bei dir aus"

Ich wusste, dass er von hier war. Ich meine, wir wohnen in einem knapp 1000 Einwohner Dorf, da sollte das doch nicht so schwer sein.
Ich hatte bloß noch nie zuvor mit ihm geredet.
Ich kannte ihn nur von Erzählungen und sah ihn öfter mal im Bus, wenn wir zur Schule fuhren.
Er war über einen Kopf größer als ich, aber gut ich war auch ein ziemlicher Zwerg.
Ich versuchte immer wieder zu ihm hoch zu schielen, um ihn zu mustern, aber ich hatte Angst, dass er es bemerken würde.

Wir gingen einen geschotterten weg, an mehreren Weiden entlang und sahen die beleuchteten Dörfer vor uns. Es war leicht kühl geworden und er zog mich ein wenig an sich. Ich musste ein wenig grinsen, da es das erste mal war, dass ein Junge mir so nah war.

Plötzlich blieb er stehen.
„Was ist dein größter Traum?" fragte er mich.
Ich schaute ihn verdutzt an.
„Ich denke irgendwann vor vielen Menschen zu stehen und ein Konzert zu spielen"

Wenn ich wüsste, dass dieser Moment einer der schönsten und gleichzeitig einer der schlimmsten sein würde, hätte ich meine Antwort auf seine Frage geändert.

„Und du?"

Er legte seine Hände auf meine Taille und schaute auf die Lichter am Horizont.

„Alles irgendwann auf die Reihe zu bekommen. Zu sagen, dass ich es geschafft hab"

Diese Worte hallten immer wieder durch meine Gedanken.

Ich bemerkte wie seine Blicke mich durchbohrten.
Mein Hals wurde trocken und mein Herz fing an zu klopfen. Ich wusste nicht was in den nächsten Minuten passieren würde, aber ich wusste, dass ich es gut finden würde.

Er zog mich noch ein Stück näher an sich heran und kam mir immer ein Stück näher.
Ich stellte mich ein wenig auf meine Zehenspitzen und sah ihm in die Augen, bis ich sie schloss und abwartete was passieren würde.
Im Bruchteil von Sekunden lagen seine Lippen auf meinen.
Ganz weich und zart küsste er meine.
Ich war so nervös und angespannt und machte mir Gedanken, ob es ihm gefallen würde.

Wir lösten uns und er grinste.
Er nahm mich an die Hand und wir gingen ein Stück weiter.
Wir schwiegen und ich genoss jede Sekunde mit ihm.
Ich fragte mich wirklich was das für Gefühle waren. War ich verliebt? War das einfach nur, weil es neu für mich war?
Ich wusste darauf keine Antwort.

Plötzlich klingelte sein Handy und eine laute Stimme ertönte am anderen Ende der Leitung.

„Ja Mama ich komme gleich heim, ich bin in 10 min da"

Er legte prompt auf und sah mich an.

„Boa meine Mutter wird immer direkt laut, die stresst mich so an"

Ich grinste.

„Lachst du mich grad aus?" scherzte er.

Ich nickte.

Er brachte mich heim und ich wusste nicht wie ich mich von ihm verschieden sollte. Ich sah ihn an und zögerte ob ich ihn noch einmal küssen sollte.
Er zog mich eine Umarmung und küsste meine Stirn. Ich lies ihn los „ gute Nacht" flüsterte ich und verschwand im Haus.

Ich konnte nicht mehr aufhören zu grinsen und versuchte einzuschlafen, aber es ging nicht, also nahm ich mein Handy und schrieb ihm.
Ich fand seine Nummer in einer Gruppe von einer Dorfgemeinschaft unseres Dorfes.

„hey hörst du die Musik noch laut?"

Er wohnte direkt im Feld auf einem Hof.

„ es geht, mein Fenster liegt auf der anderen Seite"

Ich nahm allen Mut zusammen und schrieb: „ war echt schön heute"

„Fand ich auch...du kannst echt gut küssen"

Ich schnappte nach Luft. Ich wusste nicht wie es mir geschieht.

Schließlich schlief ich mit einem grinsen ein.

Tage vergingen, bis ich mich traute ihn wieder anzuschreiben.

Hey du, hast du Lust am Samstag zu mir zu kommen? Wir könnten Pizza bestellen und TV gucken:)

Hey, ja mal schauen, muss nochmal mit meiner Mutter reden

Ich wartete vergeblich auf eine Antwort und sah gefühlt jede Sekunde auf mein Handy

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 06, 2019 ⏰

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