Er bei mir

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Wir saßen uns gegenüber. Auf unserem Tisch stand eine Flasche Wasser. Auch ein kleiner Korb mit knusprigen Brot, welches serviert wurde, für die Vorspeise, die wir uns bestellt hatten. Einen Salat. Patrick wollte das volle Programm. Vorspeise, dann eine leckere Italienische Pizza und danach noch etwas zum Naschen. 

Während er auf ein stück Brot kaute, musterte er mich. "Warst du so überfordert, dass du das Treffen doch nicht wolltest?", fragte er dann schließlich. Ich merkte, wie sich meine Oberarme verkrampften. "Nein, ich. Ich wollte das Treffen und ich will es immer noch. Ich bin nur echt eine mega Pussy." Verlegen griff ich an mein Colaglas und nippte daran. Ich wollte meine Unsicherheit überspielen. "Ich dachte schon ich stinke wirklich. So wie du es immer sagst." Patrick lachte auf. Und auch ich musste kurz glucksen. Er lockerte alles auf. Er löste meine innere Unruhe. Diese Anspannung und Angst, die ich hatte. 

(...)

Das ganze Essen über unterhielten wir uns. Wir redeten wie sonst auch immer. Es war wunderschön und ich wurde immer lockerer. Die Zeit verstrich wie im Flug und als Patrick dann bezahlte, standen wir auch recht Zügig auf und verließen das Restaurant.

"Das war echt schön", sagte Patrick. Er hatte seine Hände in seine Jackentaschen gestopft. Es tröpfelte leicht. Vermutlich verkroch er sich vor dem Regen. "Fand ich auch. Wie spät haben wir es eigentlich jetzt?" Ich sah zu ihm. Er zog sein Handy hervor und blickte auf die Uhr. "Einundzwanzig Uhr. Ehm, wollen wir vielleicht noch etwas anderes machen? Uns noch irgendwo reinsetzen, etwas trinken oder so?", fragte er mich stammelnd. 

In meinem Kopf ratterte es. Er fand den Abend anscheinend doch schön. Er mochte mich. Er wollte weiter bei mir bleiben und Zeit mit mir verbringen. 

Doch ich wollte nicht in irgendeine Bar gehen und zwischen fremden betrunkenen Menschen eine Cola trinken. Ich wollte mit ihm reden, alleine sein. Irgendwo sitzen wo wir für uns sind. "Wir können auch zu mir gehen." Ich presste meine Lippen aufeinander, als die Worte, wie aus einer Pistole geschossen, meinen Mund verließen. "Voll gern. Wo geht's lang?" Grinsend warf Patrick seinen Arm um meine Schultern.

Ich führte ihn durch die Straßen bis zu dem Haus, in dem ich wohnte. Die paar Stufen in den dritten Stock gingen wir zu Fuß. Schwer atmend standen wir dann vor der Wohnungstür.
"Beeil dich ich muss auf Klo", sagte Patrick hinter mir, während ich den Schlüssel ins Schloss steckte. Ein lächeln huschte mir aufs Gesicht. "Ist gleich links." Ich machte die Tür auf und ließ ihn durch, woraufhin er auch sofort im Badezimmer verschwand.

Er war tatsächlich bei mir.

Ich ging in die Küche und holte was zu trinken aus dem Kühlschrank und zwei Gläser. "Du hast es echt schön hier", sagte Palle plötzlich. Ich zuckte leicht zusammen, sah dann zu ihm. Er stand in der Tür und lächelte. Dabei schaute er sich die Küche an. "Die ist ja fast schöner als meine." "Aber auch nur fast", stichelte ich und überreichte ihm ein volles Glas Cola, was er auch sofort im ganzen runterkippte. "Zeig mir den Rest", ächzte er, nach dem absetzen.

(...)

Nachdem ich Patrick alles gezeigt hatte, fanden wir uns auf meinem Sofa wieder. Seine Begeisterung für mein Setup war gewaltig. Er fragte mich über die Bildschirme aus und auch über meinen Computer, weil er es liebte, wie er leuchtete. Er meinte, er fände das alles so spannend. Und als er sagte, er fände mich spannend, hüpfte mein Herz kurz in die Höhe.
Mich, den langweiler, der schüchterne Typ. In meiner ganzen Brust war es warm und ein wohliges Kribbeln durchzuckte meinen ganzen Körper, wenn er mich mit seinen braunen Augen ansah.

Ich wünschte mir so sehr, nicht so zu sein, wie ich war. Dann wäre diese Freundschaft, diese persönliche Freundschaft, nicht zum scheitern verurteilt.

Felidae / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt