„Man macht sich lustig über junge Menschen mit Daddy Issues, anstatt zu realisieren, dass manche Väter ihre Kinder emotional so schädigen, dass sie noch Jahre später die Folgen davon tragen."
„Fuck."
Seit einer halben Stunde schon saß Harry Styles am Steuer seines alten Pickups und kämpfte gegen die Tränen an, doch jetzt überkam ihn eine erneute Welle der Trauer.
Er spürte, wie seine Sicht verblasste, die Tränen ihren Weg über seine Nase hinab zu seinen Lippen fanden und dort salzig auf seine Zunge flossen.
Mit einer Hand fummelte er am Lautstärkeregler seines alten Radios, während er mit der anderen nach einer Packung Taschentücher im Handschuhfach kramte.
Eine Nachricht. Eine einzige Nachricht und ein verdammtes Lied hatten ihn wieder einmal hierhin befördert: an den Rand seiner Nerven, wo ein Sturm der Einsamkeit ihn umhüllte und frösteln ließ.
Dennoch schaffte er es nicht, endlich auszusteigen, weshalb er nur tiefer in seinen Sitz rutschte und sich geräuschvoll die Nase putzte.
Gedanken flackerten in seinem Hirn auf - Gedanken, die er schon lange versucht hatte zu verbannen - meistens mit Erfolg, jetzt jedoch übermannten sie ihn vollends und er fragte sich, was zum Teufel er hier tat.
Wenn er ging, wer würde ihn denn schon vermissen?
Sein Vater ganz bestimmt nicht, immerhin hatte Harry den Beweis dazu auf dem Display seines Handys: eine eigentlich simple Textnachricht, die aber trotzdem so viel Macht beinhaltete, ihn mal wieder in Verzweiflung zu treiben.
„Freut mich, dass es dir in der neuen Wohnung gefällt! Ich werde dich im Sommer besuchen, wenn gutes Wetter ist und wir was unternehmen können."
Sommer. Jetzt war es der 31. Januar.
Vielleicht war es kindisch von ihm, vielleicht vollkommen übertrieben, aber solche Worte brachten Harry zur Weißglut.
So viel war er seinem Erzeuger wert? Ein Sommer, um Dinge zu unternehmen?
Es war ihm schier unbegreiflich, wie die Wetterlage ausschlaggebend dafür sein konnte, ob sein Vater ihn besuchen kam - schließlich lebte Harry nun schon drei Monate in seiner ersten eigenen Wohnung, die sein kompletter Stolz war, was er seinem Vater in einem Telefongespräch letztens durchaus gesagt hatte - und dennoch sah er sich wohl nicht in der Lage, zu ihm zu kommen.
Aber ehrlich, wann hatte er sich überhaupt schon mal dazu in der Lage gefühlt?
Harry erinnerte sich an zahlreiche Wochenenden in seiner Kindheit, in denen er vergebens darauf gewartet hatte, von seinem Vater abgeholt zu werden.
Es waren Wochenenden, die er im Haus seines Vaters hätte verbringen sollen, bei seiner neuen Frau, seinen Hunden und Harrys lebenden Bruder.
Stattdessen hatte seine Mutter den Lockenkopf an den verheißungsvollen Freitagen irgendwann ins Schwimmbad gelotst, damit er nicht zu viel nachdenken musste.
Eine Entschuldigung diesbezüglich hatte er dafür nie bekommen - er erinnerte sich lediglich dunkel daran, wie sein Vater einmal versucht hatte, ihm zu verkaufen, Harrys Mutter habe sich im Wochenende vertan und Harry hätte an einem ganz anderen Tag abgeholt werden müssen.
Mehrmals. Genau.
An anderen Tagen wiederum hatte Mr. Styles ganz unverhofft vor der Tür gestanden, um seinen Sohn abzuholen - auch wenn der das eigentlich gar nicht wollte und prompt in Heimweh verfiel, kaum dass die Autotüren verschlossen waren und seine Mutter aus seinem Blickfeld verschwand. Ein Fakt, der den Vater auf die Palme brachte und ihn regelmäßig zu enttäuschten Seufzern und genervten Versuchen, Harry zu trösten, verleitet hatten.
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Different Way - Larry Stylinson ✔️
Fanfiction„Auch ein gebrochenes Herz kann wieder schlagen. Vergiss denjenigen, der dir Schmerzen hinzugefügt hat, ich verspreche, ich werde dich auf eine andere Weise lieben" - lauv „Du merkst nicht, wie falsch du behandelt wurdest, bis jemand kommt und es ri...