Kapitel 1: 23.03.1984

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"Das Picknick war eine super Idee. Danke für die Einladung", sagte Nancy freudestrahlend. Jonathan lächelte schüchtern und gab ihr ein Sandwich aus dem Picknickkorb. "Nichts zu danken. Ich bin nur froh, dass wir so etwas endlich tun können ohne von einem Demo-Hund angegriffen zu werden", erwiderte er lachend. Nancy stimmte in sein Lachen mit ein und lehnte sich dabei an seine Schulter. "Auch wenn es komisch klingt. Irgendwie bin ich sogar froh darüber dass das alles passiert ist. Weil denk mal nach. Wir wären nie zusammengekommen wenn dein Bruder und Bar...", Nancy verstummte. Der Gedanke an Barb machte ihr immer noch schwer zu schaffen. Sie hatte immer noch nicht ganz verwunden, dass sie sie nie wieder sehen würde. Jonathan legte mitfühlend seinen Arm um ihre Schulter und flüsterte ihr ins Ohr: "Das wichtigste ist doch, dass wir jetzt hier sind und Barb endlich nach ihrer Beerdigung ihren Frieden finden kann, oder"? Zögernd antwortete sie:"Du hast ja Recht aber es tut trotzdem manchmal noch weh daran zu denken. Manchmal wünsche ich mir die Zeit würde einfach stehen bleiben und ich könnte aufhören zu denken. Aber genug von mir. Wird Will nicht heute aus dem Krankenhaus entlassen". Jonathan bemerkte natürlich, dass Nancy nur ablenken wollte und er ließ das gerne zu. Auch ihn hat die ganze Geschichte mit Barb ziemlich mitgenommen, deshalb antwortete er ohne sich etwas anmerken zu lassen:"Ja, deshalb muss ich auch in einer Stunde wieder los, um Will abzuholen. Du kannst gerne mitkommen wenn du willst. Ich glaub sowieso, dass Will erstmal zu euch oder genauer gesagt zu Mike möchte". Nancy war natürlich dabei und schon bald saßen die beiden im Auto.

Will wartete bereits vor dem Krankenhaus und schaute ungeduldig auf seine Armbanduhr. "Jonathan ist noch nie so spät gewesen", dachte er. Mittlerweile wartete er schon eine halbe Stunde auf Jonathan und langsam wurde er nervös. Für Jonathan war es nicht üblich, dass er sich so verspätete, es sei denn es ist etwas wichtiges oder schlimmes dazwischengekommen. Langsam bildeten sich kleine Schweißtropfen auf seiner Stirn. Er begann sich ernsthaft Sorgen zu machen. Schließlich gab es genug schlimme Dinge die ihm hätten passieren können. Die Zeit um Halloween herum hatte ihn anscheinend mehr beeinflusst als er sich selbst je zugestehen würde. Gerade als Will verzweifelt zur Telefonzelle rennen wollte um Jonathan anzurufen, fuhr plötzlich ein Van die Einfahrt zum Krankenhaus hinauf. Diesen Van würde Will unter tausenden erkennen und er begann erleichtert auf ihn zu zulaufen. Auch Jonathan hatte Will mittlerweile gesehen und begann reflexartig zu grinsen. Seinen kleinen Bruder endlich ohne Infusion am Arm und nicht ans Bett gefesselt zu sehen, sorgte dafür dass ihm ein mächtiger Stein vom Herzen viel. Seit Will in Hoppers Hütte fast gestorben war, plagten ihn grässliche Schuldgefühle. Er fragte sich immer ob er das alles nicht irgendwie hätte verhindern können. Aber jedes Mal wenn er die Augen schloss um darüber nachzudenken, fiel ihm wieder ein wie hilflos und nutzlos er damals gewesen war. Ohne Nancy würde der Mind flayer wahrscheinlich immer noch Will als Spion ausnutzen und alle in Gefahr bringen.
Will öffnete die Wagentür und strahlte seinen Bruder an: "Na hast du mich vermisst"? Jonathan grinste zurück und umarmte seinen Bruder. "Wie kommst du denn auf die Idee. Ich hab es richtig genossen wieder ein Einzelzimmer zu haben". Will lachte nur und wollte sich gerade auf den Beifahrersitz schwingen, als er Nancy bemerkte. "Oh hey Nancy. Wie geht's wie stehts"? Auch sie musste schmunzeln und löste dabei ihren Gurt, um den Platz für Will frei zu machen. Will wollte ihr gerade sagten, dass es für ihn okay wäre wenn sie weiterhin vorne sitzen würde, aber sie winkte ab und sagte: "Ihr habt euch Monate lang nicht mehr gesehen. Ich will euch auf keinen Fall bei euren wichtigen Männergesprächen stören. Aber ich bin auch froh, dass du endlich diesen Knast verlassen durftest". Gekonnt kletterte sie nach hinten auf den Rücksitz und steckte sich dort angekommen die Kopfhörer ihres Walkmans in die Ohren, damit Will und Jonathan sich ungestört unterhalten konnten. Ein paar Minuten sagt keiner ein Wort, bis Will die Stille mit einem ironischen Unterton unterbrach und zu Jonathan sagte: "Aha deshalb bist du also zu spät gekommen. Ich wollte auf keinen Fall euer Date unterbrechen". "Ach was. Wir hatten doch kein Date. Wir mussten nur für die Schule lernen. Es sind doch bald Abschlussprüfungen", erwidert Jonathan nicht aber ohne rot anzulaufen. Das genügte Will als Beweis und er lehnte sich zufrieden zurück. Jetzt wo er wusste was oder genauer gesagt wer für seine Verspätung verantwortlich war, konnte er auch nicht mehr länger böse auf seinen Bruder sein. Ihm war nichts passiert. Das ist das wichtigste. Eine viertel Stunde später hielt Jonathan vor dem Haus der Wheelers an. Will jedoch hatte sich noch nicht ganz erholt von den Strapazen von vorhin weshalb er kurz weggenickt war. Als er bemerkt hatte dass sie stehen geblieben waren, wusste er erst einmal nicht wo sie sich befanden. Er beschloss dem Beispiel von Nancy und Jonathan zu folgen und auch auszusteigen. Gerade als er das Auto verlassen hatte stürmte schon Mike auf ihn zu und stieß ihn fast um. "Du hast dich echt lange im Krankenhaus verschanzt. Uns hat bei Dungeons and Dragons ein Mitspieler gefehlt", sagte er lachend. Will erwiderte die Umarmung. Er hatte seine Kumpels wahrscheinlich noch mehr vermisst, als seine Freunde ihn. "Glaub mir ich wäre schon viel früher zurück gekommen, wenn ich einen effektiven Fluchtweg gefunden hätte", sagte er ironisch. Die beiden beschlossen später noch Lucas, Dustin und Max einzuladen. "Wieso nicht Elvie?", fragte Will verwundert. Mike lief sofort peinlich berührt rot an und sagte mit einem  schüchternen Lächeln auf den Lippen: "Weil sie schon längst hier ist". Da fiel Will wieder der Kuss auf dem Winterball ein. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie seit diesem Tag unzertrennlich waren. Gemeinsam gingen sie die Kellertreppe hinunter und erblickten Elvie. Sie saß in den dem "Zelt" das Mike damals als sie sich kennengelernt hatten für sie gebaut hatte, um sie vor seinen Eltern zu verstecken. Als sie Will und Mike sah fing sie wie automatisch an zu lächeln. "Schön dich mal wieder zu sehen, Will." Mike setzte sich neben Elvie und legte seinen Arm um sie. Sie begann sofort ihren Kopf auf seine Schulter zu legen und sich an ihn zu schmiegen . Will kam sich etwas fehl am Platz vor, aber versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Die beiden sahen so glücklich zusammen aus. Wills leicht gekünsteltes Lächeln verschwand. Die beiden erinnerten ihn wieder daran, dass der Mind flayer ihm so viel Zeit seines Lebens gestohlen hat, die er nie zurückbekommen würde. Er selbst hatte nie eine Freundin gehabt und war auch noch nie auf einem Date gwesen. Der Mind flayer hat ihm jegliche Chance auf ein normales Leben genommen und auch noch dafür gesorgt, dass er für immer als "Zombieboy" bekannt sein wird. Er konnte diesen Gedanken nicht mehr ertragen, auch wenn er leider Wahr war. Er stand auf und wollte gerade zur Toilette gehen, als Elvie plötzlich neben ihm stand. "Alles in Ordnung? Du siehst so traurig aus". "Mist", dachte sich Will. Er war wirklich ein miserabler Schauspieler. Er versuchte trotzdem noch ein letztes Mal ein Lächeln zu künsteln: "Nein mir geht's gut. Ich muss nur kurz aufs Klo, um zu schauen ob meine Bandage noch richtig sitzt". Natürlich war das gelogen, aber er brauchte dringend eine Pause von all den düsteren Gedanken. Elvie schaute ihn mitfühlend an und sagte: "Okay, wenn Mike oder ich irgendetwas für dich tun können oder du irgendetwas brauchst musst du uns nur Bescheid sagen", dabei berührt sie leicht seinen Arm. Plötzlich bekam Will schreckliche Kopfschmerzen. Er wollte sich aber nichts anmerken, also bedankte er sich schnell und rannte so schnell er konnte zur Toilette. Weit kam er aber nicht. Vor Schmerzen gequält stützte er sich an einer Wand ab und versuchte irgendwie seine Gedanken zu sortieren und seinen Atem zu beruhigen. "Was war mit ihm los? Die Ärzte hatten doch gesagt, dass alles wieder in Ordnung sei", dachte er verzweifelt. Plötzlich ließen die Schmerzen nach und Will konnte wieder normal atmen. Gerade als er dachte es wäre vorbei, hörte er plötzlich eine Stimme. "Dachtest du wirklich, dass du mich so leicht loswerden würdest. Ich bin noch nicht fertig mit euch und eurer Stadt. Ihr werdet den Tag noch bereuen an dem ihr mich lächerlich gemacht habt. Ihr werdet schon sehen. Bis dahin solltest du besser gut auf dich und deine Freunde aufpassen. Wir wollen ja nicht das ihnen etwas schreckliches passiert." Darauf folgte ein diabolisches, schallendes Lachen und dann war es wieder Still. Will sackte zusammen. Unkontrolliert zitternd saß er nun auf dem Boden vor dem Badezimmer und versuchte sich irgendwie logisch zu erklären was gerade passiert war. Die Stimme der Person die gerade mit ihm in seinem Kopf geredet hatte, würde er unter tausenden erkennen, denn keine Stimme war gleichzeitig so kalt und rau wie diese. "Nein das kann nicht sein. Ich kann das alles nicht nochmal durchmachen. Er sollte doch tot sein", schoss es ihm durch den Kopf. Eine Gänsehaut bildete sich auf seiner gesamten Haut, als ihm bewusst wurde was das bedeutete. Elvie hat den Mind flayer nicht besiegt und er hat sich in den letzten Monaten einen Racheplan ausgedacht, um sie endgültig zu vernichten. Und noch schlimmer. Er war schon wieder in seinem Kopf und machte ihn somit erneut zu seinem Komplizen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 11, 2019 ⏰

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