Lambert I

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Als Lambert im Bett eines Bordells erwachte, war das erste, was er wahr nahm ein sanfter Duft von Vanille, welcher ein durchaus angenehmes kribbeln in seinem Bauch verursachte. Er beschloss nach einiger Zeit, aufzustehen und sich anzukleiden. Das Zimmer war durch einen Kamin beheizt worden, was in dieser Zeit des Jahres durchaus nötig war. Obwohl die Stadt der Sieben Türme vergleichsweise milde vom Winter getroffen wurde war es überlebenswichtig geworden den Kamin zu schüren, wolle man den nächsten Tag nicht als Kältetoter gefunden werden

Das Bett in dem er sich mit einer der Mädchen des Hauses befand - ihren Namen hatte er sich erst gar nicht merken können - war mit einem weinroten Laken bezogen. Auf den Kissen waren Herzmuster gestickt und über den beiden war eine große Decke gelegen. Eine zweite Decke befand sich auf der Seite seiner Nachtgefährtin in einer nicht übersehbaren Truhe. Neben dem Bett befanden sich an jeder Seite jeweils ein Kasten auf denen Öllampen standen und sanftes und warmes Licht spendeten. Vor den Fenstern rechts der Beiden hingen mit goldenen Streifen verzierte Vorhänge, welche Schaulustigen einhalt gebieten sollten.
Lambert blickte seine Nachtgefährtin ein letztes mal an, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und kleidete sich mit seiner Militäruniform an. Sie bestand aus einem weißen langärmligen Hemd, einer schwarzen Hose, dazu kniehohe Stiefel aus Leder gefertigt, einem zweireihigen Kopfanzug, welcher an den Schultern mit den ersten Knöpfen auf beiden Seiten begann sowie weißen Leiderhandschuhen. Die Schulterteile waren gen Hals mit goldenen sich überkreuzenden Stoffstücken. Er blickte mit einem kurzen Schreck zur Uhr an der Wand. Drei Stunden noch. Ich darf keineswegs zu spät zur Audienz des Königs kommen, schoss es durch seinen Kopf. Er griff nach seinem Goldsäckchen, welches am Gürtel der Hose befestigt war, öffnete es, nahm fünf Stücke Amgra heraus und legte sie vorsichtig neben die Frau auf das Kästchen der Öllampe. Er war gerade dabei das Zimmer zu verlassen, da vernahm er ein leises "mein Name ist Lyria, nicht Grae," vom Bett aus. Er grinste und ging mit einem "natürlich, verzeih mir. Bis heute Abend." Der Offizier begab sich in das Erdgeschoss des Bordells und sprach eine junge Frau mit roten Haaren am Waffenaufbewahrungsstand an. "Meine Ausrüstung bitte." Die Frau hinter dem Thresen wirkte vor der Aura des Söldners eingeschüchtert und fragte mit zögerlicher Stimme nach seinem Namen. "Von Ezai." Sie reagierte sofort und begab sich in den hinter ihr liegenden Raum. Während Lambert wartete, kam ein anderer Mann zum Thresen an ihn geschlichen und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter, "Lambert, na wie war die Nacht?" Er nickte ihm zur Antwort, "Robert! Meine war in Ordnung, und deine?" Er musterte den rangniedrigeren Kameraden. Leutnant Robert von Treng, ein Glück, dass er bisher jede Schlacht an meiner Seite kämpfte. Robert war ein ausgesprochen tapferer und guter Soldat. Dazu ist er auch vermutlich einer der wenigen, die nicht mit all dem Prahlen, was sie erlebten. Das machte ihn in Lamberts Augen besonders sympathisch. In der Armee war er sein einziger richtiger Freund. "Natürlich, bin gespannt, was der König von uns möchte." Er stimmte  zu und nahm als die Rothaarige nach kurzer Zeit zurückkehrte die Ausrüstung entgegen. "Das werden wir bestimmt bald erfahren. Bitte sehe nach den Männern, sie sollen wach und bereit zum Aufbruch sein, sobald ich wieder zurückkehre,"  Ich werde ein wenig  das Neuste in Erveyns Schmiede begutachten. Vielleicht findet sich dort ein Geschenk für meinen Sohn. Lambert brach auf und begab sich auf die bereits gut gefüllten Straßen. Sein Pferd war die einzige Möglichkeit, den richtigen Weg zum mittlerweile in die Jahre gekommenen Krieger Erveyn durch die Menge der Menschen zu bahnen. Das Etablissement in dem Lambert die Nacht verbrachte, grenzte direkt an einem Schneider zur linken und einem Metzger zur rechten Seite an. Überall schienen die Leute sich brennend für die Geschäfte zu interessieren. Die Straße entlang

Die Distanz zwischen den beiden Häuserreihen der Straße war knapp ausreichend, dass zwei aneinanderfahrende Gespanne sich geradeso nicht berühren würden, wenn sie nicht auf den Bürgersteig ausweichten. Er bog in verschiedene Gassen ein und erhoffte, das Schild Erveyns  wiederzuerkennen. Ein Holzschild mit einem Stahlrahmen als Verstärkung, auf dem ein mit blauer Farbe eingezeichneter Dolch zu sehen war. Lambert erschrak und fuhr auf. Was er in einer Straße von dem Schild sah schockierte ihn und lies ihn sofort um seinen Freund in panische Sorge verfallen. Das Wappen der Schmiede war gebrochen, das Holz schien vor sich hin zu modern und zu verrotten und am allerschlimmsten: Der blaue Dolch wurde mit zwei roten Strichen durchkreuzt. Oh nein, Erveyn! schoss es Lambert durch den Kopf. Er rannte wie ein wild gewordener hinzu auf das einst so ansehnliche Geschäft um das zu sehen, was er beim Betrachten des Wappens bereits befürchtete. Der Teil des Ladens, der sonst immer offen stand und mit verschiebbaren Türen verschlossen wurde, war nun durch eine Mauer ersetzt worden. Eine Tür war in das Steinwerk eingelassen. Lambert hämmerte einige Male dagegen, bis eine genervte, angetrunkene Stimme ein "verpiss dich!" ausstieß. "Erveyn, bist du das? Ich bin es, Lambert," Seine Worte klangen mit gebrochener Stimme getränkt von Angst, "mach die Tür auf!" Eine kurze Zeit war es still geworden, dann dämmerte die betrunkene Stimme laut Lamberts Namen rufend. Lambert vernahm das Geräusch von leeren, umfallenden Glasflaschen. Daraufhin tat es einen Satz und die Tür ging mit einem mal auf. Nun vor ihm ein torkelnder Mann, der sich bereits seit längerem optisch gehen zu scheinen lässt. Sein Gegenüber strahlte mit einem lückenhaften und braunen Gebiss Lambert an und grüßte ihn durch eine herzliche Umarmung, begleitet von herzlichen Lachen. Der Offizier war schockiert. Nie hatte er sich erträumt, dass Erveyn, der sonst immer ein Vorreiter darin war, sich gut zu kleiden und anständig zu präsentieren, derart bergab gehen könnte. Er wurde von seinem Freund hineingebeten und bekam direkt ein kühles Bier aus dem Keller. "Was ist mit deiner Schmiede?" "Ach das ist eine dumme Sache, ja. Sehr dumm." Erveyn schien betrübt am Gedanken des Geschehens zu sein. "Naja, eigentlich wars ja nur so ein blöder Streit mit nem reichen Arschloch. Er wollte nicht für son altes Schwert bezahlen, da hab ich die Wachen gerufen. Und Zack, am nächst'n Tag war schon n'Erlass vom König da. Tja, dann musst' ich zu machen," Lambert traute seine Ohren nicht. "Wer war dieser Mann? Sag mir seinen Namen!" Erveyn grübelte einige Zeit nach und murmelte suchend einige Namen vor sich hin, bis er einen immer wieder wiederholte, "Ralph von Banthling, ja das ist der Kerl,". Verdammt, das ist garnicht gut. Die von Banthling sind eine der hochadeligen Familien, die seit Generationen schon an der Seite der Könige weilen und gleichermaßen Macht im Adelsrat wie auch auf die Monarchen haben sollen. "Komm Erveyn, mach hier sauber, ich werde das für dich regeln. Bis dahin musst du mir versprechen, wieder auf den Beinen zu sein," Er sagte die Worte mit einer solchen Überzeugung, dass er selbst fast schon daran glaubte. Lambert wusste wie schwer diese Aufgabe war, welche er sich soeben aufgebürdet hatte. "Oh vielen Dank dir Lambert!" er begann zu schluchzen und einige Freudentränen liefen ihm über die Wange seines ungepflegten Gesichts. Die beiden verabschieden sich voneinander und umarmen sich brüderlich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 23, 2019 ⏰

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Die Chronik Der Vergessenen Welt: I. Der Goldene HelmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt