Prolog

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Während für mich die Zeit still zu stehen scheint, geht alles um mich herum seinen gewohnten Gang

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Während für mich die Zeit still zu stehen scheint, geht alles um mich herum seinen gewohnten Gang. Leute laufen an uns vorbei, tragen oder ziehen ihre Koffer hinter sich her und lautes Stimmengewirr erfüllt die große Halle des Kennedy Airport. Kinder weinen, Hunde bellen und auch das Hupen der Autos ist in regelmäßigen Abständen von Draußen zu hören, das sich direkt neben das Pochen in meinen Schläfen gesellt. 

Ein Schleier aus dichtem Nebel liegt auf meinem Gemüt und lässt mich nicht mehr empfinden, als Trauer und Schmerz. Selbst die Strahlen der aufgehenden Sonne, die durch die riesigen Glasscheiben dringen und alles um uns herum in ein warmes Orange tauchen, schaffen es nicht, mich etwas Anderes fühlen zu lassen, als die Kälte und Dunkelheit, die mich umfängt und bereitwillig in sich aufnimmt, je tiefer ich in den Abgrund stürze.

Das Leben geht weiter, flüstern die Zeiger der Uhr an meinem Handgelenk, während ich mit Ryan am Check-In stehe und versuche, mich auf etwas Anderes zu konzentrieren, als auf den Schmerz in meiner Brust und die Leere, die meinen Körper erfüllt. So einfach diese Worte auch klingen mögen, mein Verstand hat den Glauben an sie verloren und mein Herz ist nicht mehr fähig, überhaupt etwas zu fühlen. Vielleicht ist es das nie mehr.

Müde ziehe ich mir die Kapuze meines grauen Hoodies über den Kopf und lehne ich mich gegen die Schulter meines Bruders, während er mir unentwegt über den Rücken streicht und mir den nötigen Halt gibt, den ich jetzt unbedingt brauche. Meine Augen brennen von den vielen Tränen, die ich in der letzten Nacht vergossen habe und ein unsichtbares Band schnürt mir immer wieder die Kehle zu. 

Er war es heute Nacht, der mich unterkühlt und völlig fertig am Fuße der Treppe zu meiner Wohnung gefunden und mich schützend in seine Arme genommen hat.

Anders, als die vielen Menschen, die auf ihrem Weg weder meine nackten Füße bemerkten, noch meine völlig aufgelöste Erscheinung registrierten, genügte für Ryan ein kurzer Blick in mein Gesicht, um zu erkennen, wie tief am Boden ich war.

Erst Stunden später, nachdem wir uns umgezogen und einfach nur schweigend beieinandergesessen haben, habe ich ihm erzählt was passiert ist. Auch wenn ich es bin, mit deren Leben so dermaßen rücksichtslos gespielt wurde, so ist es doch unser beider Vater, der mit darin verwickelt war. Ryan hat es nicht gezeigt, aber ich konnte in seinen Augen lesen, wie sehr ihn diese Tatsache schmerzt und bin mir auch jetzt noch sicher, dass er ihn zur Rede stellen wird, sobald er die Möglichkeit dazu hat.

Weder er noch ich, haben seit gestern Abend ein Auge zugetan, und auch wenn die Vorstellung überaus reizvoll war, habe ich ihn doch daran gehindert, zu Nate zu fahren und sich persönlich mit ihm auseinanderzusetzen. Stattdessen haben wir seine Sachen, und für mich eine kleine Tasche, gepackt, um den nächsten Flieger nach London zu nehmen und so viel Abstand wie möglich zwischen mich und dem Mann zu bringen, der mein Leben in so kurzer Zeit ins Chaos gestürzt hat.

Roter Lippenstift.

Rote Kratzspuren.

Rote Krawatte.

Rotes Kleid.

Rot.

Für viele nur eine Farbe, doch ich verbinde sehr viel mehr mit ihr, als mir eigentlich lieb ist.

Noch immer spüre ich Nates Lippen auf meinen, seine Hände an meinem Körper - und noch immer spüre ich den Schmerz, der kurz darauffolgte und mir die Luft zum Atmen nahm. Immer und immer wieder spielt sich der ganze Abend in meinem Kopf ab, zwingt mich jede einzelne Sekunde erneut zu durchleben und bei jedem weiteren Mal, dass die Worte Seth hat dich nie betrogen durch meinen Körper hallen, stirbt das nächste, kleine Stück meiner Seele.

"Bist du sicher, dass du das willst?", fragt mich Ryan, kurz bevor wir zum Schalter gehen können.

"Ja.", sage ich schnell. "Ich muss hier weg. Wenigstens für eine Weile."

Er nickt nur bestätigend und wendet sich dann der Frau am Schalter zu, um unsere Plätze abzustimmen.

Ich stelle mich neben ihn, beteilige mich aber nicht an dem Gespräch, sondern werfe einen Blick auf mein Telefon, auf dem neben zahlreichen Anrufen und Nachrichten von Nate, auch eine Nachricht von Seth zu finden ist.

Diesmal sind es Nates Anrufe, die ich mit einem Wisch verschwinden lasse, bevor ich die Nachricht von Seth öffne und mir wieder Tränen in die Augen steigen.

Ich liebe dich, Madison. Bitte... Bitte verzeih mir.

Nichts ist wie es war, und doch ist alles, wie es scheint.

Angsteinflößend.

Ungewiss.

Anders.

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