Die Kellerluke öffnet sich. Ich schluckte als ich die tiefe Schwärze unter mir sah. Ich wollte mich umdrehen, da spürte ich einen Tritt, der mich runterwarf. In den Keller.
Moder, ein süßlich-scharfer Geruch von Verwesung. Man spürte regelrecht die Schmerzen, die in diesen Räumlichkeiten anderen zugefügt wurden. Ich tastete mich langsam voran, während ich versuchte die ganzen Spinnenweben zu ignorieren, indem ich sie wegwischte. Was bist du, haben sie gefragt... Warum tust du so etwas, haben sie gefragt. Ich bin euer Sohn, hab ich geantwortet. Ich liebe euch, hab ich geantwortet. Gut, vielleicht war ich in diesem Moment nicht gerade glaubwürdig, aber wann wäre ich es mehr gewesen?
Ich nörgelte weiter über diese unglaubliche Inkompetenz. Selbst der Doc meinte, das sei ein Ergebnis fehlender Zuneigung.
Ich fasste an eine hölzerne Säule, eigentlich nur eine einfache Planke, und zog mir direkt einen Splitter ein. Ich ignorierte ihn.Du bist nicht mein Sohn, hat sie gesagt. Ich hasse dich, hat sie gelogen. Ich trat gegen etwas metallenes und erst als der Schmerz durch meinen kleinen Zeh zuckte, bemerkte ich, dass ich gar keine Schuhe trug. Ich ging weiter, so langsam wurde es schwieriger, den Schmerz zu ignorieren. Ich verzog mein Gesicht leicht, jedes Mal wie ich auf diesen Fuß auftrat.
Ich erinnerte mich, dass sie ihren Rosenbusch, den ich ihr geschenkt hatte, hier heruntergestellt hatte. Doch da war es schon zu spät. Ich flog mit meinem Gesicht voran und voller Wucht in die Dornen. Ich stand einfach auf, zog mir ein paar wenige Dornen wieder raus und ging weiter.Es wurde mich gar nicht wundern, hätte sie noch mehr fallen aufgestellt. Aber sie ist meine Mutter, ich muss sie doch lieben...
Ich fang an mich selbst zu hassen. Warum hab ich sie dazu getrieben mir das anzutun? Wie hab ich das gemacht? Und warum spreche ich nur über mich, warum denke ich nur über meine Gefühle nach?
Aus dieser Wut über mich selbst heraus ging ich noch einmal zurück, steckte meinen Kopf noch einmal in die Dornen, trat erneut gegen was auch immer da lag und rieb mit meiner Hand über die Planke bis ich mir einen weiteren Splitter einzog. Und wieder... Und wieder... Und wieder...Ich klopfte an die Haustür und fühlte mich wie ein mentaler Krüppel. So viele Gedanken die mich den Tag über gequält haben, als hätte ich meinen Kopf in diese Dornen gesteckt, meinen Zeh an den Metallgegenstand zertrümmert und meine Hand mit Holzsplittern zerstochen. Nur alles meinem Kopf.
Meine Mutter lächelte, als sie mir die Tür aufmachte. Na, wie geht's dir? Wie war dein Tag? Ich lachte stumm auf und antworte Alles gut, mein Tag war ganz gut... Wie konnte sie immer so tun als wäre nie etwas gewesen.