Es gibt Tage, da schmeckst du bitter, wie ungehäutete Mandeln, und dann sind deine Küsse mir am fremdesten. Ich weiß, dass ich mir das mit Sicherheit nur einbilde, aber es erweckt in mir stets den Gedanken, du seist mir untreu. Ich kenne dich doch und deine Liebe zu Sarah. Meine Güte, es ist pervers, immerhin ist sie doch Vaters Sternkind. Es sei, als würdest du mit deiner Schwiegermutter unter die Laken steigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mich so hintergehen würdest und dennoch überkommt mich die Wut, wenn ich sie oder euch beide irgendwoe erblicke. Mir scheint es, als würde ich bald schon beim bloßen Anblick von dir den Gedanken an sie nicht mehr verdrängen können. Ich will das eigentlich nicht, aber du lässt es nicht zu, dass ich dir vertrauen kann. Es zerstört und zerreist mich tief in mir drin, wann immer ich dich mit ihr lachen oder reden höre. Quälst du mich mit Absicht, oder ist das nur ein Versehen? Ich bilde mir es ein, dessen bin ich mir sicher. Zumindest ist Vater fest davon überzeugt. Doch für ihn ist sein Sternkind auch Perfektion und Unschuld in Person. Egal wie oft er sie ihrer Unschuld beraubt, so bleibt sie für ihn dennoch stets rein wie ein kleines Kind. Es ist abartig, wirklich, und kommt meinem Verständnis von Reinheit auch nicht nahe. Ich sehe mich nicht selbst als diese Art Gottheit, die bestimmen kann, wann etwas ein Fehler ist, und wann nicht. Und doch denke ich, dass sich mit ihr abzugeben der größte Fehlr ist, den du je machen konntest. Ich verfluche den Tag, an dem du sie kennen gelernt hast. So viel eher als ich die Gelegenheit hatte dich überhaupt erst zu sehen warst du schon von ihren weiblichen Reizen überflutet worden. Sie schien dir so rein und nahezu göttlich. Sie war die erste Frau, die du so gesehen hast und du hast sie angebetet. Ich wette, du tust es immer noch und das obwohl du weißt, was mein Vater mit ihr macht. Es scheint dich nicht zu stören, du liebst sie immer noch so sehr wie zuvor. Es will mich anekeln, dass ich dir scheinbar weniger Wert bin, als dieses kleine Flittchen, dieses einfache Mädchen aus dem Pöbel. Aber ich kann dich doch nicht hassen, du mein kleiner Engel, den das Himmlische mir sandte, damit ich endlich lieben konnte. Auf meinen Vater war ja ewig kein Verlass doch du hast mir gezeigt wie wichtig es ist, auch mal nur an sich und das Kleine, Unwesentliche um mich herum zu denken. Du hast mir vollkommen neue Perspektiven gezeigt und dessen bin ich dir dankbar. Vielleicht kann ich es deshalb auch so schwer ertragen, dass du sie scheinbar immer noch mehr liebst als mich. Ich bin älter als du und dennoch kommt es mir vor, als seist du mein Mentor, der mir zeigt zu leben, und der das Leben selber wegwirft für das, wofür es sich laut deiner Theorie nicht zu leben lohnt. Weißt du wie gerne ich dich manchmal einfach nur packen und schüttel würde? Als könnte ich so all die Gedanken und Absichten in dir drin umkehren und dich vergessen lassen, was du eigentlich sonst tust um mich zu quälen. Du machst das mit Absicht, sicherlich, denn wie sonst könntest du etwas tun, was mir solche Schmerzen bereitet. Mein Herz will zerspringen und sich in Luft auflösen, irgendwohin verschwinden, wo du es nicht erreichen und ergreifen kannst, als könne ein Leben fern von dir es vor dem Untergang bewahren. Dabei wäre ein Leben ohne dich mein Untergang, das wissen wir beide. Ohne dich würde mir wieder jegliche Richtlinie und jegliche Moral in meinem Leben fehlen und ich wüsste nicht, was ich tun sollte. Das Abartige daran, ist dass es dir wahrscheinlich noch so sehr gefällt, wenn du mih leiden siehst. Hör auf mich so anzulächeln, als wäre dein Leben, in dem Moment, den du bei ihr bist, schöner als es bei mir ist. Du lächelst nie wenn du bei mir bist, wenn ich dir Gedichte vorlese oder wenn wir zusammen kuscheln. Du bist immer still und keine Emotion huscht über dein Gesicht. Sag mir nicht, dass es eine Einbildung meinerseits ist, du weißt dass es stimmt. Und wann immer ich dich küsse, bist du reglos und schmeckst bitter. Jeden Tag schmeckst du bitterer, immer mehr. Isst du Mandeln, bevor du zu mir kommst oder ist das der Geschmack, den sie trägt? Ich will es nicht wissen und dennoch plagt mich die Frage. Ich will dir nachstellen und doch kommt es mir wie Verrat vor. Ich weiß, dass du mich schon längst verraten hast, doch warum kann ich dann nicht anständig bleiben. Egal wie, ich werde mit in die Unreinheit gezogen. Als würde es bei mir noch sonderlich viel ändern, ohne dich ist für mich sowieso jegliche Hoffnung zu spät. Aber ich will immer noch hoffen und du lässt mich nicht. Wegen dieser dummen Mandeln. Küss mich nur einmal, wie du sie geküsst hast, dann kann ich in Frieden leben, bitte.
"Ich liebe dich, und das weißt du."
"Was bindet dich an sie?"
"Eine Freundschaft und ihr Verständnis für Diven."
Und tatsächlich, diesmal schmeckt der Kuss nicht nach Mandeln. Wahrscheinlich, da meine Eifersucht vollkommen unbegründet war. Vielleicht war auch ich es, der nach Mandeln geschmeckt hat. Mein persönlicher Geschmack der Eifersucht.
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Tage, an denen du bitter schmeckst
FanfictionDiese Tage, an denen du wie bittere Mandeln schmeckst. Als wäre es der Geschmack der Untreue.