Beltane/Beltaine

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= Fest zum Sommeranfang in Edinburgh - Symbolisiert den Beginn des keltischen Jahres

= Fest zum Sommeranfang in Edinburgh - Symbolisiert den Beginn des keltischen Jahres

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Erst wenn wir erkennen, sehen wir die Wahrheit. Sehen wir sie, wollen wir sie nicht mehr erkennen.

In der Mitte des in den Fels gehauenen Gewölbes stand ein Runenstein, der tausende Generationen hatte kommen und gehen sehen. Vielen jungen Frauen musste er den Übergang in die Anderswelt bereits geöffnet haben. Würde sie ein Teil davon werden? Nichts Sehnlicheres wünschte sie sich.

Der raue Sandstein unter ihren Händen erwärmte sich und erglühte. Tausend Jahre alte Mechanismen begannen sich in Bewegung zu setzen und hallten bedrohlich knirschend an den Wänden wieder.

Fast unmerklich zitterten ihre Finger. Für die Zeremonie trug sie ihr bodenlanges Haar offen. Nun merkte sie, wie schwer wog und fast zu erdrücken drohte.

Würde sie den Test bestehen?

Würde sie ein Teil vom Ganzen werden?

Flüssiges Silber floss aus den dunklen Tiefen des Verlieses durch unzählige Rillen, vereinigte sich vor ihr zu einem Oval und verband sich mit einem innen liegenden Schrägkreuz.

Den ersten Teil ihrer Aufnahmeprüfung hatte sie damit bestanden und der Zeitpunkt der Offenbarung war gekommen. Triumphierend und mit einem kleinen Lächeln schloss sie die Augen, denn ihr größter Wunsch würde Wirklichkeit werden. Jetzt war sie gespannt darauf.

Weiße Nebelschwaden krochen auf sie zu und ließ ihre zukünftigen Kameradinnen verschwinden. Sie nahm am Rande wahr, wie sich ihr Innerstes von ihrem Körper löste. Seltsam leicht und unbeschwert fühlte sie sich.

Ein Rauschen füllte ihre Ohren.

Ah! Das Zeichen!

Dann endlich erschien ihr Beltaine, wie von Königin Myrina angekündigt, eine der Urahninnen der Cleenas und die Personifikation für den Beginn allen Lebens.

Ihre helle Haut war weiß wie der Schnee auf dem Berg Ben Nevis in den schottischen Highlands undverschmolz mit dem gleichfarbigen Kleid, das sie trug. Es war reich mit grünschattierten Blättern und goldenen Ranken bestickt, aus denen purpurne Distelknospen, die nationalen Heldenblüten Schottlands, erblühten.

Eine zweite und dritte Gestalt kristallisierte sich aus ihrem Gedankendunst heraus. Das waren die Gabenbringer. Doch warum zwei, wenn ihr nur eine Zauberkraft übertragen werden sollte?

Der erste Gabenbringer trug eine hellblaue Seidenrobe und trat als erster zu ihr. Mit den Fingerspitzen berührte er ihren Arm und sofort rauschte das Blut kühlend durch ihren Körper und verschärfte die Sinne. Unter ihren nackten Füßen erbebte leicht der Boden. Weiches Moos kitzelte plötzlich an ihren Sohlen. Aus dem Nebel formte sich ein Wald mit jungen Buchen und Birken, deren frisches Grün mit den Sonnenstrahlen spielte und tanzende Lichtbälle auf die Erde zauberte. Dazwischen murmelte fröhlich ein Bach.

Cleenas - Amazonen des Nordens - LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt