3. neuer Tag*

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  Ich lag gerade nach einem anstrengenden Schultag in meinem Bett und schlief bestimmt schon seelenruhig, als mich ein heftiges Krachen weckte. Überrascht sah ich auf. Müde drehte ich mich auf die andere Seite. Erneut krachte es.

Einbrecher?

Ganz langsam saß ich auf. Wieder erklangen Laute von unten. Also entweder nahm mein Bruder gerade das Haus auseinander oder ein Einbrecher machte sich hier zu schaffen.

Müde stand ich auf und schnappte mir das erst beste was mir als Waffe in den Sinn kam, das Deutschlexikon mit 800 Seiten. Es war kalt in dem Zimmer und mit meinen kurzen rosa Hosen und dem grauen Oberteil mit dem großen abgedruckten Dinosaurierkopf, hatte ich nicht wirklich warm.

Im dunklen tastete ich mich den Gang entlang, hinaus und die Treppen herunter Richtung Wohnzimmer. Es war schwer die Treppenstufen im Dunkeln zu sehen, aber das Licht wollte ich nicht einschalten. Wer weiß, wer sich hier in unserem Haus befand.

Stufe für Stufe schlich ich hinunter und natürlich wie immer musste es so kommen, dass ich die letzte Stufe verfehlte, mich zwar gerade noch an der gegenüberliegenden Wand halten konnte, aber und wirklich leider, flog mir das dicke Deutschlexikon quer durch das Wohnzimmer.

Es schepperte Laut bevor die Stille eintrat. Das Licht wurde angeknipst und fünf Augenpaare blickten verwundert in meine Richtung. Na super

Mein Bruder, der verwundert zu mir sah. Alex, der sich lässig an das Sofa gelehnt hatte, in einer College Jacke die seine hellen Haare nur noch mehr betonte. Irgendwelche zwei anderen Typen die mich vom Fußboden aus ansahen, als ob ich die Marskönigin höchstpersönlich wäre und natürlich Jack, der auf einem Stuhl neben dem Fernseher hockte und versuchte sein Lachen zu verkneifen.

Mein Bruder hob stirnrunzelnd den Duden auf. "Wolltest du damit jemanden erschlagen?", fragte er.

Genau in diesem Moment fiel mir auf was ich anhatte. Not halber versuchte ich den übergroßen Dinosaurierkopf mit meinen Armen zu verdecken.

"Was sucht ihr hier?", fragte ich zögerlich.

"Wir haben noch einen Film angesehen", meinte Alex und deutete auf den Bildschirm, auf welchem gerade noch der Abspann lief.

"Und wieso macht ihr so einen Lärm?"

"Horrorfilm", kam es von einem der beiden Typen, welche auf den Boden saßen

Ich betrachtete den Boden unter meinen Füssen. "Okay, ehm ja, ich bin dann mal wieder oben."

"Sollen wir dich begleiten?", rief Alex nach und die anderen fingen an zu lachen. Wie peinlich

Wütend lief ich die Treppen hoch in mein Zimmer, das Lexikon durften sie meinetwegen behalten.

-

Als mein Wecker klingelte, kam es mir vor, als ob ich keine Sekunde geschlafen hätte. Müde schlug ich die Decke auf die Seite und streckte mich ausgiebig.

Nach einem schnellen essen und einer Dusche, beeilte ich mich zum Wagen meines Bruders zu kommen.

Wie immer trug er eine Sonnenbrille und wartete seit Minuten auf mich.

"Du musst heute mal Mam und Dad anrufen", meinte er nur und startete dann den Wagen. Anscheinend hatte auch er schlecht geschlafen.

Als wir an der Schule ankamen, verdrückte sich mein Bruder so schnell wie möglich. Ich hielt derweil unter den Schülermengen Ausschau nach Sam.

Lange musste ich nicht suchen, da kam mir der hellviolette Haarschopf schon entgegen.

"Was ist los?", fragte sie als Erstes, als sie meinen Gesichtsausdruck bemerkte.

"Gestern Abend war eine Jungs-Pyjama-Party bei uns Zuhause im Gange." Ich gähnte noch einmal ausgiebig.

"Und dein Problem dabei wäre?", fragte sie zögerlich.

"Ich in einem Dinosaurieroberteil, extra kurze Hosen und bewaffnet mit einem Deutschlexikon."

Sam brach in Lachen aus, während ich ihr auf dem restlichen Weg in das Schulzimmer jedes Detail erzählte.

Zum Glück hatte ich erst in der letzten Lektion Mathematik und den ganzen restlichen Tag hatte ich es erfolgreich geschafft, Jack oder einem von den Jungs aus dem Weg zu gehen.

Leider ließ mich Sam im Stich, weil sie zu einem Arzttermin musste.

Also machte ich mich alleine auf den Weg zum Schulzimmer und ließ mich möglichst unauffällig neben Jack, der mit seinem Handy beschäftigt war, fallen.

"Dinosaurier", flüsterte er kurz vor Stundenanfang und bekam von mir dafür einen Schlag in die Schulter.

Der Lehrer erklärte uns den ganzen Stoff und Jack schrieb eifrig mit. Auch der Rest der Klasse schien zu kapieren um was es ging. Die Einzige mit einem leeren Blatt vor der Nase, war ich.

Ich lehnte mich ein wenig zu Jack, um auf sein Blatt sehen zu können.

"Brauchst du Hilfe?", flüsterte er, als er meine Blicke bemerkte. "Nein, ich wollte nur sehen ob wir dasselbe Resultat haben", sprach ich so sicher wie nur möglich. Misstrauisch sah er auf mein Blatt, welches immer noch leer war.

"Okay, ich kapiere es nicht"

"Jessica!" Der Lehrer warf mir einen mahnenden Blick zu.

"Ich helfe dir nach der Stunde", flüsterte Jack und beugte sich wieder über sein Blatt.

-

Nach der Stunde wartete Jack bis ich meine Sachen zusammen gepackt hatte und lief dann mit mir gemeinsam durch den Gang. Ein paar Mädchen schenkten mir misstrauische Blicke.

"Wenn du willst, bringe ich dir das Ganze bei. Für eine Gegenleistung natürlich." Schon wieder dieses Grinsen. Ich schenkte ihm einen fragenden Blick.

"Basketball", seufzte er.

"Was?"

"Wenn ich dir gute Noten im Mathematik bringe, zeigst du mir das mit dem Basketball spielen."

Ich nickte. Er hob kurz seine Hand und verschwand dann im nächsten Gang.

Seufzend machte ich mich auf den Weg nach draußen zu meinem Bruder. Komischerweise stand sein Auto gar nicht mehr dort. Na toll

Ich suchte mein Handy hervor und rief ihm an. Nach etlichem klingeln ohne das er an das Telefon ging, gab ich es auf.

Ich verstaute das Handy wieder und lief Nachhause, einfach immer der Straße entlang. Irgendwann kam dann noch der Regen und meine ganzen Kleider waren aufgeweicht. Ich versuchte Sam zu erreichen, aber auch sie ging nicht an ihr Handy. Plötzlich, nach einiger Zeit hielt ein Wagen neben mir.

"Hei, du bist doch Jessica?", fragte der Typ am Lenkrad. Er war gestern auch bei uns Zuhause gewesen.

"Ja?"

"Soll ich dich mitnehmen? ", fragte er. Ich zögerte einen Moment und nickte dann.

Während der Fahrt erklärte er mir, dass er der Ed wäre, welcher am Freitag eine Party machte. Den Rest der Fahrt schwiegen wir bis wir bei dem Haus ankamen. Ich bedankte mich und betrat das Haus.

"Riley!", rief ich wütend. Das war so gar nicht seine Art.

Auf einmal erschien mein Bruder im Türrahmen. Erschrocken sah ich ihn an. "Wer war das?"

Die Wette • LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt