Wishes Come True II

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"Guten Morgen mein Engel, wie hast du geschlafen?" lächelte mich der Mann vor mir verschlafen an, ehe er mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund drückte. Mit weit aufgerissenen Augen wich ich ein Stück zurück. Ich konnte nicht glauben, wer da nur in Boxershorts und mit vom Schlaf noch verwuschelten Haaren vor mir saß und mich schief angrinste.

"Dean?" quietschte ich und wich ein Stück zurück. Was zur Hölle war hier los?


"Ja, der bin ich. Wieso? Hast du jemand anderen erwartet?" grinste Dean und lehnte sich zurück. Überfordert sah ich ihn an. Ich war offenbar so lange ruhig, dass es selbst Dean auffiel. Besorgt lehnte er sich wieder nach vorne. "Hast du schlecht geschlafen Babe? Leg dich doch noch einmal hin, ich geh derweile duschen. Du willst doch schließlich ausgeschlafen sein, wenn wir deine Eltern besuchen gehen." mit diesen Worten drückte er mir noch einen Kuss auf die Stirn und war dann auch schon aus dem Zimmer verschwunden. Ich jedoch starrte ihm mit offenem Mund hinterher, bis auf einmal seine Worte zu mir durchgedrungen waren.

"Meine... Eltern?" flüsterte ich ungläubig und sprang auf. Was meinte er mit meine Eltern besuchen? Ich hatte ihnen weder ein Grab gestaltet noch sonst etwas... Ich massierte mir die Schläfe. Das war alles viel zu viel für mich. Tief durchatmen Alexis und die Ruhe bewahren! Nachdem ich ein paar mal durchgeatmet hatte, machte ich mich daran die Fakten in meinem Kopf durch zu gehen. Jedoch war ich noch nie gut darin gewesen, Fakten nur in meinem Kopf zu sortieren, weswegen ich aufstand und nach Stift und Papier suchte. Dabei verließ ich das Schlafzimmer und ging einen Flur entlang in eine Art Küche. Das erste, was mir dort auffiel, war ein Bild auf einem Schrank. Auf diesem saßen Dean und ich auf einer Wiese, er hatte mir von hinten beide Arme über die Schultern gelegt und sein Kopf ruhte auf meinem Kopf. Ich zog eine Augenbraue hoch. Was für ein Kitsch. Doch dann fiel mir noch etwas auf. Ich hatte keine roten Haare auf dem Bild. Stattdessen waren sie schwarz, meine Naturhaarfarbe. Ich griff nach meinen Haaren und schaute sie an. Auch jetzt waren sie schwarz. Schließlich fand ich, was ich suchte und schrieb alles auf, was mir von der vorherigen Nacht noch in Erinnerung war.

"Was machst du da?" fragte da auf einmal Dean hinter mir und schaute mir über die Schulter. Mit gerunzelter Stirn las er, was dort stand, ehe er sich mir zuwand. "Hast du schon wieder Ideen für ein neues Buch? Mensch Alexis, du hast doch gerade erst das andere abgeschlossen. Überarbeite dich nicht, okay? Schließlich bist du ja eigentlich Lehrerin und keine Schriftstellerin. Nicht, dass du mir noch irgendwann zusammenbrichst." er wuschelte mir durch die Haare, ehe er zur Kaffeemaschine ging und diese einschaltete. "Geh doch erst einmal duschen, bevor du arbeitest. Ich mache währenddessen Frühstück." meinte er in meine Richtung.

"Okay..." antwortete ich und begab mich in Richtung des Zimmers, wo ich das Bad vermutete. Nachdem ich geduscht und mich umgezogen hatte, saß ich mit Dean am Frühstückstisch. Es fühlte sich seltsam an, da dieser Dean zwar genauso wie der den ich kannte aussah, jedoch merkte ich deutlich, dass er es nicht war.

"Wann wollen wir nachher los zu deinen Eltern?" fragte er dann auf einmal und ich verschluckte mich beinahe an meinem Marmeladenbrot. "Woah vorsicht!" lachte Dean und klopfte mir auf den Rücken. Nachdem ich schnell ein paar große Schlucke Kaffee getrunken hatte, sah ich mich bereit zu antworten.

"So bald wie möglich." meinte ich nur. Auch wenn all dies vollkommen seltsam und unlogisch erschien, pochte mein Herz schneller bei dem Gedanken, meine Eltern zu sehen.

"Na dann iss auf, wir machen gleich nach dem Frühstück los." meinte Dean und aß die letzten Bisse seines Brotes. Auch ich schlang schnell den Rest des Brotes hinunter und räumte dann zusammen mit Dean die Küche auf, sodass wir nur eine halbe Stunde später im Wagen saßen. Vorher hatte ich jedoch noch den Zettel mit meinen Notizen genommen. Ich war mir mittlerweile so ziemlich sicher, dass ich in einer Halluzination gefangen war. Nur wusste ich leider nicht, wie ich aus dieser entkommen konnte. Mit großen Augen starrte ich aus dem Fenster.

"Wir sind in Kansas City." sagte ich. Dean neben mir lachte herzhaft.

"Was ist denn mit dir heute los? Natürlich sind wir in Kansas City, schließlich wohnen wir hier. Genauso wie deine Eltern, die wir jetzt gleich sehen werden." während er dies sagte, bogen wir in eine Straße ein, die mir nur allzu schmerzlich vertraut war. Und am Ende der Straße sah ich es: das Haus, in welchem ich früher mit meinen Eltern gelebt hatte. Mit erwartungsvollen Blick betrachtete ich das Haus, als sich auf einmal die Tür öffnete und mir jemand entgegen winkte, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich sie je wieder sehen würde. Sobald das Auto stand, sprang ich heraus und lief meiner Mutter entgegen. Überrascht lachte sie auf, als ich ihr förmlich in die Arme sprang und sie fest an mich drückte.

"Hey, was ist denn mit dir heute los?" fragte sie und streichelte mir behutsam über den Kopf, während bei mir anfingen die Tränen zu fließen.

"M-Mommy" schluchzte ich nur und vergrub mein Gesicht in ihrer Schulter.

"Was hast du mit ihr gemacht, Dean?" wollte meine Mutter nun von Dean wissen, welcher hinter mir stand.

"Ich habe keine Ahnung Loraine. Sie benimmt sich schon seit heute morgen so seltsam. Ich denke, sie hat schlecht geträumt." erklärte Dean und strich mir kurz über den Rücken, ehe er an uns beiden vorbei ins Haus geht. "Ist Mike schon da?"

"Nein, der ist noch auf der Jagd." antwortete meine Mutter und löste sich langsam von mir.

"Daddy ist auf der Jagd?" fragte ich mit weit aufgerissenen Augen.

"Ja, Schatz. Er hat sich in den Kopf gesetzt diesen Sommer einen Eber zu erlegen, weshalb er jedes Wochenende fast nur im Wald ist. Ich hoffe er denkt dran, dass ihr beide heute vorbei kommt. Wenn nicht, kann er was erleben, das sag ich euch." drohte sie lachend und zog mich mit sich ins Haus.

"Dad jagt... Tiere?" wollte ich verwirrt wissen.

"Ja klar, was denn sonst?" lachte Dean während er sich auf einen Barhocker in der Küche setzte. Er zog den Hocker neben sich hervor und ich ließ mich nach kurzem Zögern darauf nieder. Während meine Mutter in der Küche hantierte, beobachtete ich sie still dabei und Dean strich mir abwesend durch die Haare, was sich zwar seltsam anfühlte, jedoch hatte ich an diesem Tag schon genug Verwirrung gestiftet und wollte nun nur noch die Präsenz meiner Mutter genießen.

"Ich bin wieder daha!" schallte da auf einmal die Stimme meines Vaters durch das Haus, begleitet von aufgeregtem Gebell. Gleich darauf rannte ein großer Hund in die Küche und sprang sofort auf Dean und mich zu. Ich zuckte überrascht zusammen, während Dean sich erhob und auf den Boden kniete, um den Hund zu streicheln.

"Hallo Luna!" begrüßte er die verstrubbelte Hündin und kraulte ihr den Bauch, den sie ihm freudig entgegen streckte. Langsam stand ich auch auf und wollte an dem Hund vorbei gehen, um meinen Vater zu sehen, da sprang der Hund wieder auf und drückte seine kaltfeuchte Nase gegen meine Kniekehle. Erschrocken sprang ich ein Stück zurück. "Vorsicht Luna, Alexis ist heute ein wenig schreckhaft." lachte Dean und kraulte die Hündin noch einmal hinter den Ohren, bevor er aufstand. "Hallo Mike!" als er dies sagte, drehte ich mich um und sah meinen Vater hinter mir stehen.

"Daddy!" rief ich und fiel auch ihm um den Hals.

"Woah Engelchen, was ist denn mit dir los? Was hast du mit ihr angestellt Dean?" fragte mein Vater.

"Wieso denkt hier jeder, dass ich etwas mit ihr angestellt habe?" empörte sich Dean gespielt ärgerlich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich merkte, wie mein Vater lachen musste und schaute ihn von unten mit Tränen in den Augen an.

"Ich habe dich vermisst, Dad." flüsterte ich und drückte ihn noch doller an mich. Tief atmete ich den für meinen Dad so typischen Geruch ein. Ich wusste nicht genau, was es war, aber es roch nach Heimat, etwas was ich nicht gedacht hätte je wieder zu fühlen.

"Wir haben uns doch erst letzte Woche gesehen." lachte er und drückte mich noch einmal fest an sich, ehe er sich von mir löste. "Wie geht es Sam, Dean? Ich habe gehört, er hat sich verlobt?" wand er sich an Dean. Dieser begann sofort zu grinsen.

"Ja, er und Jess sind echt glücklich miteinander. Die Hochzeit findet in einem Jahr statt und ich soll euch sagen, dass ihr euch schon mal das erste Augustwochenende freihalten sollt." erzählte er. Während die anderen sich weiter unterhielten, beschränkte ich mich darauf alle zu betrachten und das Gefühl eine Familie zu haben, auszukosten. Ich würde das alles nur kurz genießen und dann nach einer Möglichkeit suchen, diese Halluzination zu verlassen. Schließlich gab es Mittag und dann machte Dean sich mit meinem Vater auf, eine Rund mit dem Hund zu gehen. Man sah, dass Dean einen Narren an Luna gefressen hatte. Ich setzte mich ins Wohnzimmer und starrte vor mich hin. Ich wusste nicht, wie man aus einer Halluzination wieder ausbrechen konnte. Das war das größte Problem. Ich stand von der Couch auf und lief im Wohnzimmer auf und ab. Schließlich stand ich vor einem Regal, in welchem ein Foto von mir und meinen Eltern stand. Auf diesem Foto war ich ungefähr zehn und grinste breit in die Kamera, wobei man genau meine Zahnlücke sehen konnte. Ich seufzte. Wollte ich überhaupt hier weg? Schließlich hatte ich hier so ziemlich alles, was ich immer wollte. Eine Familie, ein ruhiges Leben, Menschen die mich liebten. Während ich weiterhin auf das Bild starrte, merkte ich, wie jemand das Zimmer betrat.

"Al?" fragte derjenige. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen. Es gab nur zwei Menschen, die mich Al nannten. Schnell drehte ich mich um und stand Dean gegenüber, welcher mich mit hochgezogenen Augenbrauen anschaute.

"Dean? Bist du der echte?" fragte ich ihn und musterte ihn. Seine Haltung zeigte, dass er auf der Hut war, während seine Augen aufmerksam die Umgebung scannten.

"Man, ich hätte dich beinahe nicht erkannt. Mit diesen schwarzen... Haaren..." meinte er und während er dies sagte, weiteten sich seine Augen "Alexis?!?" fragte er und ich seufzte. War ja klar, dass er mich jetzt erkennen würde.

"Lass uns später darüber reden, okay? Weißt du, wie wir aus dieser dämlichen Halluzination wieder raus kommen?" wollte ich wissen. Dean presste die Lippen zusammen. "Dean? Du weißt es, oder?"

"Ja, Sam hat es herausgefunden. Es ist aber nicht sonderlich schön..." begann er und schaute mich zweifelnd an.

"Jetzt spuck's schon aus, Dean." ungeduldig wippte ich auf meinen Beinen vor und zurück.

"Du... musst dich umbringen. Dann wachst du auf." meinte er. Ich runzelte die Stirn.

"Das ist alles? Darum hast du jetzt so einen Aufstand gemacht. Okay, meinetwegen. Warte kurz, ich hole mir nur schnell ein Messer aus der Küche." ich drehte mich um und ging auf die Küche zu. Dean blieb direkt hinter mir.

"Hey Schatz, was willst du denn schon wieder in der Küche? Hast du immer noch Hunger? Oh, Dean, bist du nicht gerade mit Mike unterwegs?" sprach uns da auf einmal meine Mutter an. Ich hielt kurz inne, ehe ich mich ihr kurz zuwand.

"Dean hatte doch keine Lust mit den beiden zu gehen. Ähm Mom... ich glaube Sallys Mutter steht an der Eingangstür." meinte ich.

"Susan? Ach, die wollte heute die Springform für den Kuchen abholen. Danke, dass du Bescheid gesagt hast. Warte kurz, ich komme gleich wieder." mit diesen Worten war sie aus der Küche verschwunden. MIt schnellen Schritten ging ich auf den Schrank mit dem Besteck zu und griff nach dem größten Messer. Als ich mich umdrehte, starrte Dean mich mit großen Augen an.

"Wir sehen uns auf der anderen Seite." lächelte ich und stieß dann zu. Seltsamerweise spürte ich keinen Schmerz. Ich spürte gar nichts, bis auf einmal mein Kopf anfing wie wild zu brummen. Stöhnend öffnete ich meine Augen und sah in die besorgten Gesichter von Sam und Dean.

"Hey, alles klar bei dir?" erkundigte Sam sich sofort.

"Jaja, alles bestens." antwortete ich und setzte mich auf. "Was ist mit dem Dschinn? Und dem Formwandler?" fragte ich und schaute mich schnell um.

"Um den Dschinn haben wir uns gekümmert. Von einem Formwandler wussten wir nichts..." meinte Sam und sah sich im Raum um.

"Ja, er hat sich als Opfer ausgegeben und mich so hierher gelockt. Ich denke, dass er mit dem Dschinn zusammengearbeitet hat..." ich stöhnte, weil mein Kopf sich anfühlte, als würde er gleich platzen. Hatten die mich etwa einfach auf den Boden fallen lassen? Eine andere Erklärung gab es nicht für meine Kopfschmerzen. Dämliche Monster.

"Der ist wahrscheinlich schon über alle Berge... Jetzt ist es erstmal wichtig, dich hier raus zu bekommen. Kannst du laufen?" wollte Sam wissen. Dean hinter ihm musterte mich auch besorgt, sagte aber nichts. Oh man, da musste ich nachher einiges erklären. Ich seufzte.

"Ich denke, das geht schon." meinte ich und wollte mich erheben, wankte jedoch und wäre wahrscheinlich wieder volle Kanne auf mein Gesicht geflogen, hätte Dean mich nicht im letzten Moment noch am Arm festgehalten.

"Das geht offensichtlich nicht." stellte er fest und legte sich meinen Arm über die Schulter. Ich wollte zwar diskutieren, ließ es dann aber doch bleiben. Schließlich hatten wir noch einen relativ langen Weg durch den Wald vor uns und den wollte ich so schnell wie möglich hinter mich bringen. Während des ganzen Wegs zurück schwieg Dean und auch Sam wagte nicht etwas zu sagen. Als wir schließlich wieder in ihrem Motelzimmer ankamen, setzte Dean mich vorsichtig auf das eine Bett ab, bevor er mehrer Schritte zurück machte und mich aus zusammengekniffenen Augen musterte.

"So Al...Ich denke du hast uns etwas zu sagen." 

Traces Of The Past [Dean - SPN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt