Von nervigen Sitznachbarn und wütenden Busfahrern

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Wir sind gerade mal eine Viertelstunde unterwegs, als ich das erste Mal von hinten angestoßen werde. "Psst, Marie.. was machst du?", höre ich es von Hinten flüstern. Die Reihe aus der das Flüstern stammt, wird besetzt von Henry und Phil und ich brauche eigentlich nicht nachzusehen, um zu wissen, wer von den beiden gelangweilt ist. Trotzdem drehe ich mich geschlagen zur Seite, nur um zu bemerken, dass Henry seinen Kopf zwischen Sarahs und meinen Sitzt gesteckt hat und mich nun aus seinen großen braunen Augen anstarrt. Ich muss mir einen kurzen Lacher verkneifen und lege meinen Kopf schief. "Was zur Hölle tust du da?!", frage ich ihn und versuche eine entsetzte Miene aufzulegen. Henry zuckt nur mit den Schultern, was in seiner Position eigentlich gar nicht wirklich möglich ist und lässt seinen Blick dann interessiert zu Sahra hinüberschweifen. Während ich mich etwas mit ihm unterhalte, beginnt mich das ungute Gefühl zu beschleichen, dass wir mit Henry hinter uns, keinen guten Platz erwischt haben, denn der scheint so lange Fahrten nicht wirklich gewohnt zu sein. 

Das sollte mich eigentlich nicht wundern, denn Henry wurde bei uns im Abibuch bei der Kategorie "Papa zahlt" auf Platz eins gewählt und ist dementsprechend verwöhnt. Ich möchte jetzt aber auch kein schlechtes Licht auf ihn werfen. Henry ist nämlich ein sehr netter Junge, zumindest, solange er einen als seinen Freunde sieht zumindest, alle andere ignoriert er nämlich geflissentlich. Da er als der Sportler der Schule gilt und dabei auch noch verboten gut aussieht, ist er einer der beliebtesten Typen des Jahrgangs, weshalb das arrogante Getue oft nur ein Selbstschutz ist, um sich die ganzen Mädchen vom Hals zu halten. Sowohl Sarah als auch ich haben in den letzten zwei Jahren, in denen wir mit ihm Religion hatten, nie die Anstalten gemacht, uns an ihn ran zu machen, was dazu geführt hat, dass wir in gewisser Maßen Freunde geworden sind.

Irgendwann schaffe ich es Henrys Interesse auf etwas anderes zu lenken sodass er seinen Kopf zurück in seine Sitzreihe zieht. Nach einem leicht verstörten Blick zu Sahra, die das Geschehen belustigt beobachtet hat, nehme ich meine Kopfhörer und öffne Spotify, vielleicht kann ich die ersten Stunden ja schon mal mit Musik und vor allem Schlaf überbrücken. Ich entscheide mich für einen Song und lasse meinen Kopf auf mein Kissen sinken, das vor mir auf der Ablage liegt. 

Die Ruhe hält ungefähr eine halbe Stunde an. Ein weiteres Mal werde ich von hinten angestoßen und dieses Mal drehe ich mich genervt zu Henry um. "Was?!", frage ich. Etwas erschrocken über meinen Tonfall starrt er mich einige Sekunden an, bevor er sich fängt und mich bittet, meinen Sitz weiter in den Gang zu fahren, damit er seinen Fuß in der, dann freigelegten, Lücke ablegen kann. Entgeistert sehe ich ihn an. Das kann doch nicht ernst gemeint sein oder?!. Ich denke ich kann für Sarah und mich sprechen, wenn ich sage, dass wir seine Käsefüße nicht zwischen uns liegen haben wollen. Leider sieht Henry die ganze Sache etwas anders und beharrt darauf, dass seine Beine viel zu lang seinen für den begrenzten Platz zwischen den Sitzen. "Ganz ehrlich das ist doch nicht mein Problem.", sage ich und drehe mich einfach wieder nach vorne. Ich habe meine Rechnung jedoch ohne Henry gemacht, der ein weiteres Mal seinen Kopf durch die Sitze hindurchsteckt und mich unentwegt belabert. Nach fünf weitere Minuten kann auch Sarah, die sich eigentlich aus solchen Diskussionen raushält, sich nicht mehr beherrschen und mischt genervt in das Gespräch mit ein. Wir diskutieren noch weitere fünf Minuten, bevor Sarah und ich wiederwillig die Sitze ein wenig auseinanderschieben, sodass Henry Platz für seine Füße hat.  "Aber das geht ganz sicher nicht die ganze Zeit, also teile dir deine Zeit gut ein!", murmelt Sarah nur genervt, bevor sie sich wieder ihre Kopfhörer einsteckt und das Gesicht gegen die Scheibe gleiten lässt. Auch ich lasse mich in mein Kissen sinken und versuche noch ein bisschen zu schlafen.

Das nächste Mal werde ich ungefähr zwei Stunden später, durch eine wütende Ansprache des Busfahrers, wach. Anscheinend haben schon jetzt zu viele die Boardtoilette in Anspruch genommen, weshalb sie für diesen Zeitpunkt der Reise schon zu voll ist. Er erinnert uns erbost daran, dass wir dieses Toilette wirklich nur im Notfall benutzen dürfen und kündigt eine baldige Pause an. Genervt fangen ein paar von uns an zu diskutieren. Der Busfahrer hat uns bis jetzt noch nichts zu diesem Thema gesagt, weshalb manche zurecht, auch den Busfahrer für die Miesere verantwortlich machen.

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⏰ Last updated: Jul 11, 2019 ⏰

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