Crystals Vater hievte gerade die letzten Kartons in die Wohnung. Crystal und ihr Vater wohnten nun zwar schon seit 2 Monaten in Hamburg, aber nun waren sie endlich in eine große Dachgeschosswohnung gezogen.
„Viel schöner hier, nicht?", fragte Crystals Vater. Crystal nickte. Sie schnappte sich ihre Jacke und ging zur Tür. „Ich seh' mich mal 'was um!" Zwar wohnten sie mit Hamburg immer noch in der Nähe der Niederlanden, Crystals ursprünglichem Geburtsort, doch zum gelegentlichen Besuchen ihrer Heimat würde sie wohl kaum die Zeit oder vor allem das Geld besitzen
Während sie durch die Straßen der Hansestadt lief und immer mehr in die Speicherstadt eintauchte, dachte sie einfach an gar nichts, außer an den bevorstehenden Ausflug zu ihrem Onkel nach Berlin. Dieser wohnte im Ostteil der Stadt, im grünsten Bezirk der Hauptstadt.
Sonderlich freute sie sich nicht auf ihren Onkel, dafür aber auf Berlin.
Inzwischen hatte es sich Crystal in einem kleinen Café gemütlich gemacht und las ein wenig in der Zeitung, die sie sich vor Ort gegönnt hatte. Für solch Kleinigkeiten reichte das Geld doch immer, auch wenn sie sonst immer viel zu knapp bei Kasse war. Gott sei Dank hatte sie den Einzelkind-Bonus, der ihrem Vater riet, ihr immer genügend Bares ins Portemonnaie zu legen.
Während in dem kleinen Fernseher an der Wand die Wettervorhersage lief, blätterte sie nun also durch die schwarz-weiß bedruckten Seiten.
Regen, Regen, Regen...
Wie auf Knopfdruck fing es draußen an in Strömen zu regnen. Crystal seufzte.
Immer das Gleiche!
Bis jetzt hatte es immer geregnet, wenn sie und ihr Vater umgezogen waren.
Nach 1-2 Stunden ging Crystal schließlich zurück Nachhause und begann in ihrem Zimmer sofort die Kartons auszupacken. Ihre Bücher verstaute sie als erstes im Regal sowie ihre CDs und DVDs, danach folgten ihre Klamotten, die sie in den Schrank pfefferte, ohne auch nur das geringste System übrig zu lassen, und dann ließ sie sich rücklings aufs Bett fallen, wo sie sich in einem Kokon aus Kuscheldecken zusammenrollte und aus dem von Regentropfen benetzten Fenster in den Himmel sah und die dunkelgrauen Wolken beobachtete.
Wie sehr sie es hasste, ihre gewohnte Umgebung aufzugeben und neuanzufangen? Was war überhaupt so toll an einem Neuanfang?
Es würde doch sowieso wieder alles wie immer ablaufen. Neue Schule, alte Crystal.
In ihrem Abschlussjahr hätte sie sich etwas Schöneres vorstellen können. Glücklicherweise würde sie erst nach den Sommerferien in Berlin ihr Schuljahr in der neuen Schule in Hamburg beginnen, trotzdem war die Aussicht darauf nicht sehr berauschend. So würde sie ihre Zeit in Berlin kaum genießen können, wenn sie wusste, dass danach die Hölle auf Erden begann. Es graute Crystal jetzt schon davor.
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Ethan lag auf seinem Bett und dachte nach. In einer Woche waren Sommerferien - Zum Glück! Er musste sich nur noch überlegen, wie er sein Zeugnis vermeiden konnte.
Warum mussten sie überhaupt ein Zeugnis kriegen? Das zählt doch nachher im Beruf eh nicht mehr. Gut, den Strebern, wie seiner Schwester Cecelia, bedeutete es viel, aber was bringt einem das viele Schuften für Nichts weiter als Zahlen auf einem Papier. Genau das sind die Schulnoten doch - Zahlen auf einer Urkunde, die sagt, ob du einer der Klugen oder der Doofen bist. Dabei lernen manche Streber auch nur alles auswendig und haben dann von dem, was sie gelernt haben, gar keine Ahnung. Was beweisen dann schon diese Zahlen?
Ethan setzte sich auf und nahm sich seine Gitarre. Das war das Einzige, was half - seine Musik. Das Einzige, was ihm alleine gehörte, weil doch niemand in seiner Familie dieses Talent mit ihm teilte.
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Das verschollene Medaillon
Teen FictionEs gab einmal eine Zeit, in der fast jeder Mensch ein Medaillon besaß, das es möglich machte in die Welt der Märchen und Sagen hinüberzutreten, in eine Welt des Zaubers und der Fantasie. Doch viele Jahre vergingen und der Zauber wurde immer mehr ver...