ÜBER DAS REISEN:
WARUM AMSTERDAM GEIL IST!
Von Tomas Herzberger
Ich kam nach Amsterdam.
Ging in einen Coffeeshop.
Drei Tage später kam ich wieder raus und fuhr Heim.
So hatte ich mir das vorgestellt. Aber es kam anders. Ich bin vorher noch nie selbst in die Niederlanden gefahren. Und ich hatte keine Ahnung, wie langweilig das ist. Die Rennstrecke der deutschen Autobahn geht dank Schengen-Abkommen nahtlos auf die holländische Straße über. Die Holländer haben sich beim Bau fraglos bei den Amerikanern inspirieren lassen: vier Spuren in jede Richtung. Tempo hundert.
Da hilft nur eins: Tempomat rein, Musik aufdrehen und dann in aller Ruhe Windräder gucken. Stinklangweilig, aber entspannend. Und Benzinsparend. Selbiges war in Deutschland schon alles andere als günstig, aber die holländischen Preise waren so unverschämt, dass ich zunächst auf einen Fehler hoffte.
Vergeblich.
Dazu hat sich in den letzten Jahren noch eine kleine, aber fiese Unverschämtheit eingeschlichen: bei nahezu jeder Raststätte (sowohl in Deutschland als auch Holland) gibt es inzwischen keine Toilettenfrau mehr, die einen so lange missmutig und vorwurfsvoll angesehen hat, bis man ihr fünfzig Cent als Dank für ihre Dienste gegeben hat. Inzwischen wurde die missmutige Toilettenfrau durch eine nicht weniger hässlichen Eingangsschranke nebst Wertbon-Automat ersetzt. Pinkeln kostet nun 70 Cent, wobei 50 als Gutschein angerechnet werden können. Es ist nicht das Geld, das mich stört, es ist vielmehr die Verpflichtung etwas bezahlen zu müssen - unabhängig vom Service. Immerhin geht es hier um eine menschliche Notdurft. Wie niederträchtig, damit Geld verdienen zu wollen. Es hat aber auch etwas Gutes: beim Sprung über bzw. beim möglichst eleganten Durchgleiten unter der Absperrung fühle ich mich jedes Mal wie ein kleiner Junge.
Wir fuhren einige Stunden auf dieser langweiligen, schnurgeraden Autobahn Richtung Amterdam. Weit und breit kein Hügel, keine Erhebung. Das Land ist so flach wie ein Billardtisch. Überhaupt gibt es nicht viel zu sehen entlang des Weges. Hauptsächlich braune Felder, die ungeduldig darauf warten, dass sich die berühmte holländische Blütenpracht auf ihnen präsentiert.
Unser Ziel war nicht die Amsterdamer Innenstadt, sondern ein Hotel in der Nähe des Flughafens Schiphol. An Größe und Bedeutung braucht sich der Flughafen vor seinen Vettern in London, Paris und Frankfurt nicht zu verstecken. Aber es steht wohl zu befürchten, dass er aufgrund seines Namen recht häufig gehänselt wird. Denn das Wort Schiphol bedeutet so viel wie „Schiffsloch“ und ist darauf zurückzuführen, dass früher am Ort des heutigen Flughafens ein großer See war, in dem öfter Schiffe sanken. Nicht, dass sich Flughäfen oft mit einem originellen Namen auszeichnen - aber “Schiffsloch” ist doch wirklich optimierungsbedürftig. Der Hafen von Amsterdam heißt übrigens nicht etwa “Flugzeugloch”.
Am Hotel angekommen, folgte gleich die erste Überraschung noch in der Tiefgarage: Fahrer von Hyprid- und Elektrofahrzeuge bezahlen nur die Hälfte bzw. gar nichts. Das ist doch mal ein Wort! Nachdem ich mit einem stolzen Grinsen auf dem Gesicht meinen Prius geräusch- schadsftofflos für geparkt hatte, erwartete uns an der Rezeption die zweite Überraschung: nachdem wir den üblichen Registrierungs-Schnickschnack hinter uns und die Koffer schon zum Gehen bereit in der Hand hatten, sagte die Rezeptionistin: