Es ist dunkel. Es ist still.
Ich liege in meinem Bett, über mir ist die kahle Decke. Ich starte sie an. Ich starre sie einfach nur an. Neben mir sitzt Malia in ihrem Bett und ist ganz still, sie sagt keinen Ton, keinen Mucks. Sie steht auf. Wo geht sie hin? Bitte geh nicht aus dem Zimmer, nicht jetzt! Lass mich nicht allein.
Ich will hier raus! Einfach hier raus, nach Hause, ein ganz normales Leben führen, doch es geht nicht. Ich darf nicht. Bitte, es geht mir doch gut! Okay ich gebe zu, es geht mir nicht gut, aber es ging mir auch schon schlechter.Was ist jetzt? Sie weint. Scheiße! Aus meinem Augenwinkel kann ich sehen, wie sie eine Rasierklingen an ihren Arm hält. Soll ich was tun? Soll ich was sagen? Bin ich Schuld, wenn ihr was passiert?
Bitte tu jetzt nichts unüberlegtes! Bleib ruhig! Tu es nicht!
Sie geht raus. Sie geht raus aus dem Zimmer und ich bin allein.Alles ist möglich. Aber nicht für sie. Nicht für uns. Nicht hier.
Fünf Minuten sind lang. Fünf Minuten sind eine Stunde. Fünf Minuten sind eine ganze Nacht. Fünf Minuten sind eine Ewigkeit. Doch sie kommt zurück. Sie kommt zurück und endlich bin ich nicht mehr allein. Nicht mehr in dieser unerträglichen Ungewissheit, ob alles okay ist.Schon ist es Morgen. Ich reiße meine Augen auf. Ich reiße meine Augen auf und sehe, wie Licht hinter bedeckten Himmel in unser Zimmer schimmert. Ich kann hören, wie große Wassertropfen gegen die dicken Fensterscheiben hämmern. Eigentlich hätte mich so ein Wetter genervt, doch hier ist es egal. Hier ist einfach alles egal. Es egal, was draußen passiert. Es ist egal, was zu Hause passiert. Ja im Moment ist es sogar egal, was in dem Kopf meiner Mutter vorgeht.
Denn im Moment leben wir hier. Im Moment leben wir jetzt. Ja im Moment leben wir und das ist alles, was zählt. Es ist nicht schön, dass wir hier leben, so viel ist klar. Aber immerhin leben wir. Wir haben dem Leben noch eine Chance gegeben.
Nein, ich will und kann nicht schon wieder so tief fallen. Ich kann nicht schon wieder so tief fallen, um mich danach wieder so mühsam nach oben ziehen zu müssen. Nein das will ich nicht, dafür habe ich keine Kraft, nicht mehr.
Noch eine letzte Chance. Wir haben dem Leben eine letzte Chance gegeben, die wir nicht wegwerfen dürfen. Das dürfen wir nicht, nein das können wir nicht, nicht diesmal. Nicht schon wieder.